Zum Release der Jubiläums-Compilation „XX“ hat James Richardson von EMIL BULLS im Gespräch mit uns über zwei Dekaden Bandgeschichte, die Entstehung der Candlelight-Versions, die vorliegende Songauswahl und die Beziehung der Münchener zu Lemmy Kilmister gesprochen.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum zwanzigjährigen Jubliäum. Mit „XX“ habt ihr besonders für Fans ein tolles Geschenk präsentiert, wie ich finde. Wie waren die ersten Reaktionen auf die neuen Versionen altbekannter Songs?
Wir haben unsere Fans mal wieder in kaltes Wasser geschmissen. Es war sehr spannend, ihre Reaktionen abzuwarten. Als dann der erste Free Track rauskam waren alle sehr überrascht, haben sich aber sehr schnell auf das kommende eingestellt. Umso schöner ist es jetzt, dass alle begeistert sind.
Ihr habt die neuen Arrangements „Candelight Versions“ genannt. Wie seid ihr zu dieser Bezeichnung gekommen?
Das ganze als Akustik-Versionen zu bezeichnen, wäre einfach nicht richtig gewesen. In den Songs steckt so viel mehr und wir haben nicht nur Akustik-Gitarren genommen und die Songs damit gespielt. Es sind eigene Popversionen, sozusagen eigenständige Lieder, entstanden. Deswegen haben wir für das ganze eine Bezeichnung gesucht und finden es passt sehr gut.
Während die Gitarren dezenter auftreten als man es von euch gewohnt ist, treten Instrumente wie Streicher, Klavier oder Saxophon in den Vordergrund. War es ein Wunsch von euch diese genrefremden Elemente einmal in euren Klang einzubinden?
Wir hatten das so nicht geplant. Es hat sich im Laufe des Schreibprozesses, die Songs sind ja auf eine Art neu geschrieben worden, so ergeben. Streicher und Klavier kamen aber auch schon bei vorherigen Alben zum Einsatz. Bei uns gibt es keine Grenzen.
Neben dem Motörhead-Cover „All For You“ beziehen sich die Songs der Compilation ausschließlich auf eure Arbeit zwischen „The Black Path“ (2008) und „Sacrifice To Venus“ (2014). Wieso habt ihr die Auswahl auf diese Alben begrenzt? Gerade „Smells Like Rock’n’Roll“ wäre sicherlich von einigen Leuten gerne in neuem Gewand gehört worden.
Unser Akustik-Livealbum „The Life Acoustic“ behandelte unsere ersten drei Alben. Wir wollten keine bereits bearbeiteten Songs nochmal auflegen. Das war also unsere erste Best-Of-Scheibe und „XX“ ist unsere zweite. Also haben wir bei „The Black Path“ weitergemacht.
Auch gesanglich zeichnen die neuen Versionen ein anderes Bild. Shouts und Screams wurden aus dem Repertoire gestrichen, während ihr auf Clean-Vocals setzt. Habt ihr diese Entscheidung zu Gunsten der Candlelight-Versionen getroffen oder markiert das einen Wendepunkt eures bisherigen Sounds?
Diese Entscheidung ist zu Gunsten der Candlelight-Versionen gefallen. Unser nächstes Album wird sicherlich auch wieder mit Shouts sein. Nach dem ersten „sanften“ Album kamen wir mit unserer bis dahin härtesten Platte zurück. Das kann durchaus wieder passieren.
Wer hat die Hauptaufgaben für das Umarrangieren eurer Songs übernommen oder war das eine Gemeinschaftsarbeit?
Das Umarrangieren hat unser Sänger Christoph v. Freydorf übernommen, der schon immer sehr dem Pop zugetan war, sich sehr über unsere Idee gefreut hat und das ganze dann auch produziert hat.
Und von wem stammt die Idee für das Artwork von „XX“? Von wem wurde es in seiner finalen Form entworfen?
Die Idee stammte auch von Christoph, der diese Fotos schon lange in seiner Schublade hatte. Zusammen mit Rashana Jennings hat er dann das Artwork entworfen.
Werdet ihr mit dem Release im Rücken dieses Jahr noch weitere Konzerte als die bisher bestätigten Festival-Termine spielen?
Die Live-Planung für dieses Jahr ist noch nicht abgeschlossen. Sicher ist aber, dass wir unser großes Jahresabschlusskonzert, den X-Mas Bash in München, wie jedes Jahr abhalten werden.
Kommen wir nochmal auf das Motörhead-Cover zu sprechen. Wieso fiel die Wahl auf „All For You“? Entstand das Cover bereits vor dem Ableben von Lemmy Kilmister?
„All For You“ war schon immer einer unserer Lieblingssongs von Motörhead und entstand tatsächlich auch vor Lemmys Ableben. Ursprünglich sollte „XX“ ja auch schon am 30. Oktober 2015 erscheinen und der Song stand seit seiner Entstehung auf der Setlist. Wir verneigen uns vor Lemmy. Er war zu seinen Lebzeiten schon eine Legende.
Welche Bands oder Musiker würdest du persönlich als wichtigste Einflüsse für deinen Werdegang als Musiker bezeichnen?
Das würde hier den Rahmen sprengen.
Wenn du an die vergangenen zwei Jahrzehnte eurer gemeinsamen Karriere zurückdenkst, was waren die bisher schönsten, lustigsten oder auch peinlichsten Momente?
Das ist ebenfalls eine sehr schwierige Frage, da es in 20 Bandjahren so viele Begebenheiten und Situationen entstehen, die alle in kurzer Zeit nicht aufzuzählen sind. Die Momente zu Bewerten würde ebenfalls den Rahmen sprengen.
Hättest du persönlich erwartet, dass EMIL BULLS den Status erreichen werden, den ihr heute für euch verbuchen könnt?
Also wir angefangen haben hatte niemand eine Erwartung. Natürlich hatten wir einen Traum, aber jeder weiß, dass es nicht sehr vielen passiert, dass diese in Erfüllung gehen.
Wann ist denn mit einem neuen Studioalbum zu rechnen? Arbeitet ihr bereits daran oder gibt es aktuelle andere Pläne?
Das neue Studioalbum ist schon in Planung.
Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Holt Euch „XX“. Jeder braucht eine Platte für die entspannteren Momente im Leben.
Okay, dann danke ich dir an dieser Stelle nochmals. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
„Wir schaffen das“: Ein Satz, der Antrieb geben sollte. Leider haben das nicht alle verstanden.
The Beatles: Eine von Lemmys Lieblingsbands.
Dein Lieblingsalbum 2015: Mein persönliches Lieblingsalbum 2015 war: Enter Shikari – The Mindsweep
Horst Seehofer: Ich bin Münchener. In München wählt man SPD.
Winter: Hoffentlich bleibt er uns erhalten.
EMIL BULLS in 10 Jahren: „XXX“