Interview mit Mathias Hemmingby von Eldamar

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Wenngleich Summoning zuletzt mit „With Doom We Come“ wieder einmal klargestellt haben, dass sie nach wie vor die Speerspitze des Keyboard-basierten Black Metal bilden, gibt es einige vielversprechende Bands, die ihnen nacheifern. Der Anschluss ist ELDAMAR mit „A Dark Forgotten Past“ zwar noch nicht gelungen, dennoch war die zweite Platte des norwegischen Soloprojekts interessant genug, um mit Mastermind Mathias Hemmingby ein Gespräch über die Ursprünge des Projekts, die Rolle von Gesang und Gitarre in seiner Musik und seine Zukunftspläne zu sprechen.

Als du ELDAMAR 2015 ins Leben gerufen hast, warst du gerade mal volljährig. Wie hast du den Black Metal für dich entdeckt und wann wurde dir klar, dass du selbst auch Musik in diesem Bereich schaffen willst?
Nun, ich glaube, ein Freund zeigte mir ziemlich viele Bands. Zuerst mochte ich es nicht. Aber nach einem Jahr fing ich an, es zu verstehen, und ich tauchte voll darin ein. Dann plante ich, ein Soloprojekt zu machen und ich dachte nicht, dass das irgendwohin führen würde, aber ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe. Nach einem halben Jahr lief es nämlich richtig gut, als ich meinen ersten Release herausgebracht habe.

Ist ELDAMAR dein erstes Projekt als Musiker? Ziehst du auch in Betracht, mal mit anderen in einer Band zu spielen?
ELDAMAR war mein erstes eigenes Projekt, ja, aber im Moment arbeite ich nicht an ELDAMAR, da ich meine Zeit für ein anderes Projekt namens Askheimr verwende. Das wird später eine Band, sofern alles so läuft wie geplant.

In Tolkiens fiktiver Welt Mittelerde ist ELDAMAR das Reich der Elben. Ein recht ungewöhnlicher Name für ein Black-Metal-Projekt, die meisten zieht es ja eher nach Mordor. Warum hast du dich für diesen Namen entschieden?
Ich war ein großer Fan von „Der Herr der Ringe“, als ich anfing. Ich wollte also, dass es einen elbischen Sound hat, aber ich denke, dass sich das nach ein paar Alben einstellen wird. Mal sehen, wie ich weitermache, erst einmal muss ich an dem anderen Projekt arbeiten.

Keyboard-lastiger Black Metal ist an sich kein Novum, das machen etwa Summoning oder Lustre schon einige Zeit. Was ist es, das ELDAMAR deiner Meinung nach von diesen und ähnlichen Bands abhebt?
Ich denke, das wären wohl die Synthesizer, die wie Frauengesang klingen. Ich schätze, ich mag Synthesizer im Metal. Ich denke, Askheimr wird zum Beispiel auch diese 90er Synthesizer haben. Ich habe wohl eine kleine Schwäche, wenn es um diese älteren, „kalten“ Chor-Synthesizer geht. Ich denke, dadurch bekommt die Musik eine kältere und grimmigere Atmosphäre. Askheimr wird jedoch etwas ganz Anderes als ELDAMAR. Ich mag es nicht, Musik in Genres einzuteilen, aber alles in allem wird es eher Melodic Black/Death Metal mit vielen Lead-Spielereien und technischem Zeug, denke ich.

Was darf für dich auf einem guten Black-Metal-Album nicht fehlen?
Manchmal frage ich mich, ob ich Black Metal überhaupt mag. Das liegt daran, dass ich so viel Zeug höre, das mir einfach nichts gibt. Da frage ich mich manchmal, ob diese Künstler ihre Musik ohne Seele machen. Ich mag vielleicht 20 % von all dem Black Metal, den es da draußen gibt. Das mag einige vor den Kopf stoßen. Aber es ist Kunst. Ich bin auch sehr wählerisch, wenn es darum geht, was ich selbst mache. Es wird nicht gut, wenn einem die Musik nicht heilig ist. Es scheint so, als würden die Leute einfach Tag für Tag irgendwelches Zeug zusammenschweißen und dann sagen, dass es gut ist, solange es Black Metal ist. Nein, für den letzten Song, den ich geschrieben habe, habe ich drei Monate gebraucht. Und er ist immer noch nicht fertig. Aber bisher ist er der Wahnsinn! (lacht) Die meiste Zeit über flüchte ich mich in andere Genres, um eingängige Melodien zu hören.

Du bist mit deinem Projekt äußerst produktiv. „The Force Of The Ancient Land“, das Debüt, erschien 2016 und schon jetzt folgt der Nachfolger „A Dark Forgotten Past“. Denkst du, du wirst auch weiterhin so schnell neues Material veröffentlichen können?
Nicht im Moment, denke ich, da ich mich vorerst nur auf Askheimr konzentriere.

Die Songs auf deinem neuen Album sind um einiges kürzer als noch auf deinem Debüt. Hat das einen bestimmten Grund?
Nein, ich denke, das ist einfach so passiert. Aber ich glaube, die Songs auf der ersten Platte waren viel zu lang. Und es gibt ein zeitliches Limit, bis zu dem die Leute Musik hören können, die „immer gleich klingt“.

Inwiefern unterscheiden sich die beiden Platten deiner Meinung nach sonst noch voneinander?
Ich würde sagen, die neue ist viel härter und mehr „in die Fresse“. Es passiert mehr hinsichtlich der Drums und Rhythmen. Ich benutze außerdem ein tieferes Tuning. Der auffallendste Unterschied sind all die verschiedenen Keyboards, die man zu hören bekommt.

Wie steht es um die Texte auf deiner neuen Platte? Beziehst du dich auf die Werke von Tolkien oder geht es eher um andere Themen?
Es gibt keine Texte. Oder meinst du dieses „elbische“ Zeug? Das sind nur zufällige Wörter von einem Plugin meiner Software. (lacht)

Welcher Song auf „A Dark Forgotten Past“ ist dein persönlicher Liebling und warum?
Ich denke, das wäre „Return Of Darkness“, weil es der erste Song ist, den ich zu Beginn einer ziemlich schweren Depression geschrieben habe. Er ist auch der eingängigste Song. Er hat sich sehr leicht geschrieben. „New Understanding“ ist auch toll, weil er so pompös ist, da darin so viel vor sich geht. „The Passing“ ist ein reines Ambient-Stück, was ich schon länger machen wollte. Das ist perfekt geworden. Außerdem ist es ein tolles Beispiel dafür, wie Melodien perfekt mit Akkordfolgen harmonieren können. Und der Song folgt keinem bestimmten Tempo, was mir bezüglich Ambient sehr gefällt.

Wie bereits erwähnt stehen bei ELDAMAR die Keyboards im Vordergrund. Die Gitarren sind hingegen zwar hörbar, aber praktisch nie melodieführend. Aus welchem Grund ist das so?
Ich denke, die Gitarren sollten einfach da sein. Sie geben den Songs die nötige Härte, während die Synthesizer den Rest erledigen. Ich denke nicht, dass die Atmosphäre ohne sie dieselbe wäre. Aber ich werde die Gitarre in Zukunft wesentlich technischer einsetzen.

Wäre es nicht sinnvoll, einfach ein reines Keyboard-Ambient-Album ganz ohne Black Metal zu machen?
Ich habe schon darüber nachgedacht, ja. Aber nicht jetzt. Lieber würde ich ein paar der Synthesizer-Melodien auswechseln und stattdessen Gitarren einsetzen.

An Keyboard-basiertem Black Metal scheiden sich bekanntlich die Geister. Hast du in der Hinsicht schon Kritik einstecken müssen? Und nimmst du dir so etwas zu Herzen?
Wenn du mich fragst, weiß ich eigentlich gar nicht, wie es dazu kam, dass meine Musik unter „Black Metal“ eingeordnet wurde. Ich hab mich nie hingestellt und es Black Metal genannt. Ich würde sagen, es ist eher Darkened/Blackened Ambient. Und wenn die Leute das kritisieren, haben sie wohl nichts Besseres zu tun.

Auch der wortlose Frauengesang nimmt in deinen Kompositionen viel Raum ein. Weshalb? Und siehst du nicht die Gefahr, dass man davon allzu schnell übersättigt ist?
Ja, das ist wohl ein kleines Problem, wenn es um das ganze Album geht. Das liegt wohl daran, dass ich inzwischen weiter gereift bin. Es war nie vorgesehen, dass ELDAMAR so eine große Sache wird. Tut mir leid, dass es so explodiert ist, aber ich bin froh, dass es so ist. (lacht) Ich werde in der Zukunft nicht mehr so viel darauf zurückgreifen. Andererseits gehört es zu meinem charakteristischen Sound.

Das Artwork ist erneut ein Gemälde von Albert Bierstadt. Was genau fasziniert dich an seiner Kunst? Und willst du in Zukunft auch weiterhin darauf zurückgreifen oder kannst du dir auch etwas anderes als Artwork für deine Alben vorstellen?
Albert Bierstadt ist immer gut, aber mir gehen vielleicht langsam die Gemälde aus, doch darum sorge ich mich noch nicht. Ich bin auch offen für andere Künstler. Wir werden sehen, was passiert.

ELDAMAR ist vorerst ein reines Studioprojekt, richtig? Ziehst du in Betracht, auch mal live zu spielen? Worauf wäre bei der Umsetzung zu achten?
ELDAMAR war nie dazu gedacht, live aufzutreten. Es sollte immer schon ein Ein-Mann-Projekt sein. Deshalb arbeite ich an etwas Anderem, um live zu spielen. Wenn ich das hinkriege, schleuse ich vielleicht auch etwas Material von ELDAMAR ein.

Was hast du als Nächstes für ELDAMAR geplant?
Nichts Großes. Ich wurde wieder wegen einer Split gefragt. Momentan finde ich aber keine Zeit dafür. Splits sind außerdem nicht gerade meine favorisierte Form der Veröffentlichung.

Nun würde ich mit dir gerne noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming durchgehen:
Death Metal: Ich mag den meisten Death Metal. Hängt immer vom Gesang ab.
Bestes Tolkien-Werk: Beren und Luthien
Favorisierter Tonträger: Ich höre eigentlich meist über mein Handy.
Avantgardistische Kunst: Ist nicht wirklich meins…
Religion: Asatru
ELDAMAR in fünf Jahren: In fünf Jahren werde ich wohl eine Band für mein anderes Projekt haben. Live spielen. Vielleicht auch neues Material für ELDAMAR. Davon abgesehen wird wohl alles bleiben, wie es ist.

Dann danke ich dir zum Abschluss dafür, dass du unsere Fragen beantwortet hast.

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