Im April werden EIS und FÄULNIS gemeinsam auf Tour gehen. Aus diesem Anlass baten wir die beiden Bandleader, Alboin (EIS) und Seuche (FÄULNIS), zum Gespräch über die eigenen Erwartungen und darüber, was sich die Fans von den Shows der „Aufbruch zum Abgrund“-Tour erwarten dürfen.
Ihr geht im April gemeinsam auf Tour – wie sehen eure eigenen Erwartungen diesbezüglich aus?
Alboin: Im Wesentlichen, dass die Clubs hinterher renoviert werden müssen. Ganz nebenher wäre es liebreizend, wenn eine Menge Leute kommen würden, die schon etwas angetrunken sind, beste Stimmung mitbringen und dafür sorgen, dass die sicherlich ohnehin schon sehr geilen Shows noch geiler werden. Dann machen Gigs nämlich so richtig Spaß. Wir sind jedenfalls heiß darauf, werden ausgeschlafen und bestens eingespielt sein, und mit dem zusätzlichen Set unserer Vorgängerband EISMALSOTT eine ziemliche Überraschung im Gepäck haben.
Seuche: Intensive Gigs: Gestank von Schweiß, Hitze, Wahn und ein permanentes Magendrücken. Ich habe den festen Vorsatz, bis zum letzten Tag weder meine Stimme zu verlieren, noch selbst verloren zu gehen und bestenfalls die komplette Tour nicht auseinanderzufallen. Ich habe allerdings eine sehr verlässliche Band im Rücken, das ist beruhigend! Ansonsten lasse ich Harald Juhnke sprechen, „keine Termine und leicht einen sitzen“.
Wie kam es zu der Idee einer gemeinsamen Tour von EIS und FÄULNIS? Kennt ihr beide euch schon länger?
Alboin: Seuche und ich kennen uns schon seit ein paar Jahren, ja, aber eher lose … wir haben uns hier und da getroffen und uns gut verstanden. Bei solchen Diktatoren wie uns ist das ja nicht selbstverständlich. Näher kennen wir uns erst durch ein paar private Umstände seit einem guten Jahr, und da fiel uns irgendwann auf, dass unsere beiden Bands noch nie eine Tour gespielt haben, und wir irgendwie auch nie richtig Zeit dafür gefunden haben. Die Idee, das gemeinsam zu machen, mag fatal gewesen sein (sehen wir ja dann…), aber sie lag echt nahe.
Seuche: Wir haben uns gut verstanden? Ich war die ersten dutzend Male voll wie ’n Eimer und habe ihm mal in meiner bekannt feuchten Aussprache über den Merchstand hinweg ausführend und ausdauernd erklärt, was ich an „Galeere“ alles nicht mag. Im Gegensatz zu Herrn Grütz finde ich aber die „Wetterkreuz“ dann sehr gut. Aber wir „kennen“ uns lose wirklich schon echt lange. Ich meine, der endgültige Entschluss, eine Tour zusammen zu spielen kam mit den Extra-Sets. Meiner bescheidenen Meinung nach passen beide Bands gut zusammen, sind aber so verschieden, dass es nicht langweilig wird.
Die Tour ist für beide Bands seit längerem die erste richtige Tour – seht ihr das Ganze eher als einen Abenteuerurlaub oder habt ihr Bedenken, dass es vielleicht stressig und unbequem wird?
Alboin: Wir machen uns da nichts vor. 3000 km quer durch Mitteleuropa in zehn Tagen, in einem Auto, die ganze Zeit nur Krach und dieselben Leute um einen herum, Equipment rein- und wieder rausschleppen, wenig Schlaf, viel Alkohol und fettiges Essen? Das wird das Paradies! Wahrscheinlich wird es eine Mischung aus Abenteuerurlaub und Stress werden, aber ganz sicher wird am Ende der Spaß an der Musik vorherrschen. Wir werden unheimlich viele Leute treffen und kennenlernen, neue Orte sehen und jeden Tag unsere Songs spielen können – das wird in jedem Fall der Hammer werden.
Seuche: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ich lebe da in keiner Traumwelt, das wird scheiße anstrengend! Gerade die Sache, jeden Abend live alles zu geben und nicht nur sein Set runterzuspielen. Aber es ist eine Herausforderung, wie weit man mit sich gehen kann. Neben den Erwartungen, die Konzerte betreffend, freue ich mich aber vor allem, mal eineinhalb Wochen abzuschalten zu können und eine Menge Leute (wiederzu)treffen, ob nun Bands oder auch ein paar Stammgäste, die immer wieder bei uns vor der Bühne stehen. Das sind die Höhen und Tiefen, vermutlich wird die Tour die Extreme ausloten.
Das Besondere an der Tour werden ja die schon eingangs erwähnten Setlists sein – was darf man sich diesbezüglich jeweils erwarten?
Alboin: Mit EIS spielen wir als zusätzliches Set drei Songs von EISMALSOTT, unserer Vor-Vorgänger- band. Wahrscheinlich hat das damals, vor gut zehn Jahren, kaum jemand mitbekommen … aber für uns ist das eine absolut großartige Erfahrung, genauso nostalgisch wie zukunftsweisend. Die Stücke sind teilweise 15 Jahre alt, und wir haben sie weder jemals adäquat live gespielt, noch aufgenommen, bevor wir als Band auseinandergingen.
Das wird sich jetzt ändern, und zwar alles. Wer das gähnend als scharchiges Aufwärmen oller Kamellen betrachten möchte… nur zu, aber der verpasst auf jeden Fall etwas sehr Überraschendes. Übrigens werden wir zur Tour dann auch eine sehr nette Veröffentlichung dabei haben.
Seuche: Wir spielen „Letharg“, ein ca. 20min. langes Stück, mittlerweile 10 Jahre alt, das vermutlich heute in einem großen Kontrast zu meinem Schaffen steht. In meinen Augen dem lächerlichen Image-DSBM haushoch überlegen, vor geraumer Zeit verfilmt und für diese Tour ausgegraben. „Herausforderung“ ist das Stichwort. Im Grunde ist „Letharg“ der Grundpfeiler dessen, was ich als die Ideologie von FÄULNIS bezeichnen würde. Erörterung von Scheißgefühl, nah an den Fakten, keine romantische Verklärung, aber vor allem auch kein Selbstmord-beweihräucherndes Gequatsche. Monotonie und Monologe.
Wie kommt das neue Material bei solchen Oldschool-Sets weg? Wird es da auch einen Block mit neuem Material im Set geben?
Alboin: Das ist wirklich kein Oldschool-Set – wir spielen mit EIS zwei Sets. Einmal eines mit Material unserer vier Alben „Patina“, „Kainsmal“, „Galeere“ und „Wetterkreuz“, und das ganz regulär als EIS. Davon trennen wir das EISMALSOTT-Set sauber ab, sowohl optisch als auch akustisch, und das wird man auch deutlich spüren, auch wenn dieselben Musiker auf der Bühne stehen. Es wird also niemand zu kurz kommen.
Seuche: Ich muss vorwegnehmen, dass sich unser Hauptset stark auf „Gehirn zwischen Wahn und Sinn“ und „Snuff || Hiroshima“ beziehen wird. Wir haben lange überlegt, welche Songs mit auf Tour gehen, haben dann aber entschieden, dass „Letharg“ komplett „alte FÄULNIS“ repräsentieren wird, im Kontrast zu den letzten Alben. Es gibt bestimmte Songs, ohne die brauchen wir gar nicht auf die Bühne gehen, keine Sorge, die sind dabei!
Wie viel Spielzeit darf man sich von EIS und FÄULNIS erwarten?
Alboin: Das EIS-Set wird sich bei etwa 45 Minuten bewegen, vielleicht 50, je nachdem. Das EISMALSOTT-Set dauert ziemlich exakt 20 Minuten.
Seuche: Bei uns genauso, Hauptset eher 50/55min.
Ihr spielt die Tour mit welchselnden Vorbands. Nach welchen Kriterien habt ihr diese ausgewählt?
Alboin: Einige würden vermuten, wahrscheinlich nach akademischem Grad, Attraktivität, Hipsterfaktor und Gutmenscheneinstellung. Tatsächlich ging es uns aber um die Musik und darum, dass wir einen persönlichen Bezug zu den Bands haben, mit denen wir spielen. FYRNASK beispielsweise, die auf drei Daten der Tour mit dabei sind, kennen sowohl Seuche als auch ich und wir schätzen ihre Musik sehr. LUX DIVINA aus Spanien lagen mir sehr am Herzen, weil sie eine vollkommen unterschätzte Perle für Fans von BORKNAGAR oder PRIMORDIAL sind. Wenn die aus Norwegen kämen, würde man die vermutlich überall abfeiern. Zu den anderen Bands mag Seuche sicher etwas sagen.
Seuche: HARAKIRI FOR THE SKY sind beste Jungs, musikalisch und menschlich sowieso, da fahr ich auch mal von Hamburg nach Wien nur zum rumhängen! FYRNASK, gilt das gleiche, hatten übrigens am Wochenende einen geheimen Gig hier in der Nähe, das war mächtigst beeindruckend! Die Entscheidung, live zu spielen, war sehr gut! Und Plage ebenso. Ekelhafter Frontmann ist halt ekelhaft!
Das Metal1-Brainstorming in der Tour-Edition:
Clubkonzerte:
Alboin: Sind mal genial intensiv und mal ziemlich deprimierend. Meist das erste.
Seuche: Wenn beide Seiten, Band und Publikum, alles geben, das Intensivste überhaupt!
Catering:
Alboin: Waldeshall-Festival.
Seuche: Ich kann vor Gigs eh nichts essen, aber wie mein Kollege Blizzard (BlackShore) es mal sinngemäß formulierte „Veranstalter scheinen zu glauben, kalte Pizza und warmes Bier sind eine gute Idee“
Tourbus:
Alboin: Hat in diesem Fall sieben Sitze, glaube ich.
Seuche: Einer neun, einer sieben
Katerstimmung:
Alboin: Zu alt für den Scheiß, aber trotzdem wird’s passieren.
Seuche: Größte Gefahrenherd
Bühnensound:
Alboin: Marsmission.
Seuche: Durchdrehen
Aftershow-Party:
Alboin: Im Schnelldurchgang, weil wegen kein Busfahrer.
Seuche: Da werden Bandkollegen zu Bewährungshelfern
Die letzten Worte gehören euch – gibt es noch etwas, was ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?
Alboin: Na ja… es lohnt sich auf jeden Fall, bei der Tour vorbeizuschauen! Alleine das Merch ist so schön, dass man sich das nicht entgehen lassen darf. Abgesehen von den gutaussehenden Leuten auf der Bühne und einer Stimmung, wie man sie zu Hause auf dem Sofa so schnell nicht hinbekommt. Also, sucht euch aus, wo ihr hingeht, aber geht hin. >> Alle Infos findet ihr hier!
Seuche: Genau!