Interview mit Dis Pater von Dissvarth

DISSVARTH, ein internationales Neo-Folk-/Dark-Ambient-Duo, haben mit ihrem Debüt „Between The Light And The Moon“ ein wirklich interessantes und atmosphärisches Album geschaffen. In diesem Interview erfahrt ihr Genaueres über die Entstehung des Albums, einzelne Songs und den Grund, aus dem die beiden Black-Metaller mal entmetallisiert zu Werke gehen wollten.

dissvarth4Ihr, DISSVARTH, seid ein internationales Duo bestehend aus Dis Pater (Midnight Odyssey) und Svarth (Aeon Winds). Wie kam es überhaupt zu eurer Zusammenarbeit?
Wir lernten einander vor ein paar Jahren über die Entstehung des „Official Emperor Tribute: In Honour Of Icon E“ kennen. Ich reiste durch Europa und wir trafen in Bratislava aufeinander, seitdem stehen wir in Kontakt und wir haben bereits einen Split-Release namens Aeon Odyssey kreiert. Wir zogen auch ein gemeinsames Projekt in Betracht, etwas, das nicht Metal war, und das Resultat war DISSVARTH.

Wie würdet ihr die Musik von DISSVARTH beschreiben?
DISSVARTH ist dunkle und kosmische Neoklassik-Musik. Stimmung und Atmosphäre thronen über Keyboards und akustischen Gitarren-Passagen. Es gibt keinen Metal in diesem Release, er ist eher von meditativer Natur.

Ihr kommt beide aus dem Black-Metal-Bereich. Warum habt ihr euch dann dazu entschlossen, mit DISSVARTH so ruhige Musik zu machen?
Wir spielen ja immer noch Black Metal! Wir sind aber beide Fans von Dark Wave, Dark Ambient und Neo-Folk und wir wollten etwas erschaffen, dass sich ein wenig von unseren Hauptbands unterscheidet. Etwas, das vielen Fans düsterer Musik gefallen könnte. Leider ist diese Art von Musik nicht mehr allzu populär, deshalb hoffen wir, dass wir damit ein paar neue Bands inspirieren können. Für uns sind die Songs sogar schon ziemlich alt, also war es uns wichtig, sie endlich zu veröffentlichen, wenn auch ein wenig überarbeitet. Es war uns besonders wichtig, eine melancholische Reise zu machen, über die wir beide stolz sein können.

Von welchen Bands und Künstlern ist eure Musik am meisten beeinflusst?
dissvarth2Dead Can Dance, Arcana, Elend, Dargaard, Love Is Colder Than Death, Dark Sanctuary, Die Verbannten Kinder Evas, Ildfrost, Ulver, das sollten die Haupteinflüsse sein, aber es haben sich auch andere Arten der Musik wie zum Beispiel elektronische oder klassische Musik als Einfluss eingeschlichen.

„Between The Light And The Moon“ ist wirklich ein tolles Debüt geworden, sehr stimmungsvoll und fast schon meditativ. Gibt es ein bestimmtes Textkonzept, das ihr darauf behandelt?
Die Texte folgen nicht wirklich einer Story oder einem bestimmten Thema. Es geht um Verlust, Tod, den Nachthimmel und darum, von schwachen Lichtern eingesaugt zu werden, die in der weiten Finsternis brennen sowie um Wanderungen außerhalb dieser Welt.

Was ist für euch „Between The Light And The Moon“?
Die Erde. Genauer gesagt, während einer Mondfinsternis steht die Erde exakt zwischen der Sonne und dem Mond. Die Sonne ist ein Ort des Lichts, der Mond wird ein Ort der Finsternis, mit euch dazwischen. Es ist ein Verweis auf die Gefangenschaft im Limbus, man steckt zwischen zwei Gegensätzen der Existenz, Leben und Tod.

Die darauf befindlichen Songs unterscheiden sich bezüglich ihrer Länge und ihrer musikalischen Ausrichtung stark voneinander. Wonach habt ihr das entschieden?
Einige Tracks wurden von Svarthen geschrieben, andere von mir und manche haben wir zusammen komponiert. Also sind manche Songs eher „gleitend“, während die akustischen Tracks sehr erdig klingen. Letztlich hatten wir sehr viele Songs zur Auswahl und wir entschieden uns für die besten, um unser neues Projekt mit ihnen einzuläuten.

Auf dem letzten Track hört man sogar eine Gastsängerin, Gianna. Wie kam es dazu?
Gianna hat bei Aeon Winds Keyboard gespielt und gesungen. Ich habe den besagten Track vor 13 Jahren geschrieben und habe ihn mir immer mit einer weiblichen Sänger vorgestellt, außerdem hat sie so eine perfekte Stimme. Es fügt der Dunkelheit ein Element der Schönheit hinzu, aber auch einen Hauch von Traurigkeit. Wir waren uns beide einig, dass es eine tolle Idee ist, sie auf dem Track singen zu lassen.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab?
Nun, es ist nicht ganz leicht, sich an alles komplett zu erinnern. Svarthen hat seine Songs vor sieben Jahren geschrieben und ich meine vor über 13 Jahren! Ich habe meine neu aufgenommen, also ging es gar nicht so sehr ums Schreiben, sondern ums Überarbeiten. Die Vocals waren das einzig Neue, allerdings hat Svarthen ein paar Instrumente zu dem Track „Polaris“ neu hinzugefügt.

Gerade aufgrund der großen räumlichen Distanz ist es bestimmt nicht so leicht, gemeinsam Musik einzuspielen und zu produzieren. Wie habt ihr das bewerkstelligt?
Durch das Internet ist es eigentlich ganz einfach. Wir besprechen alles telefonisch und schicken einander unsere Dateien und Ideen. Wir schicken die Songs hin und zurück und versehen sie mit Anmerkungen. Es dauerte nur eine Weile, weil ich zeitgleich an Midnight Odyssey’s „Shards Of Silver Fade“ arbeitete, dem musste ich Priorität einräumen. Ich glaube, die einzige Schwierigkeit war von Zeit zu Zeit die Fehlkommunikation aufgrund der Sprachbarriere, aber letztlich war es ein sehr einfacher Prozess. Wir haben auch alles in unseren Heimstudios aufgenommen, also gab es kein Zeitlimit oder Kosten, um die wir sorgen hätten müssen.

DISSVARTH ist wohl eher so etwas wie ein Nebenprojekt für euch. Kann man trotzdem noch mehr Musik von euch erwarten?dissvarth1
Es ist tatsächlich ein Nebenprojekt, aber wir haben vor, weiterhin daran zu arbeiten. Wir haben sogar schon Ideen für das nächste Album, also wird es diesmal darum gehen, unseren Sound neu zu definieren und natürlich darum, neue Musik zu schreiben, anstatt nur alte Musik zu überarbeiten. Ich denke, wir freuen uns beide schon darauf und ich werde mir eine kleine Pause von Midnight Odyssey gönnen, also habe ich die Möglichkeit, dem nächsten Album mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Sowohl wegen der Entfernung als auch wegen der Natur eurer Musik wäre es bestimmt nicht leicht, das Ganze live umzusetzen. Habt ihr trotzdem vor, live aufzutreten?
Live-Shows stehen leider nicht zur Debatte. Es ist nicht leicht, diese Musik live umzusetzen und, wie du bereits gesagt hast, dass ich in Australien lebe und Svarthen in der Slowakei macht es praktisch unmöglich. Wenn ich einmal nach Europa zurückkehre, könnten wir vielleicht etwas organisieren, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass Svarthen stattdessen einen Auftritt von Midnight Odyssey vorziehen würde.

Nun gut, das war’s dann auch schon wieder. Falls ihr nichts dagegen habt, würde ich das Interview gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir zu folgenden Begriffen ein:
Lustre: Tolle Band, eine der besseren atmosphärischen Bands der Welt.
Mondlicht: Ein seltsam bestärkendes Naturphänomen, das deinen Blick immer in den Himmel zieht. Wie viel besser ist Black Metal, wenn man dabei zu einem in Wolken gehüllten Vollmond aufschaut?
Clean vs Screamed Vocals: Beide sind gleichwertig. Beide können gut sein, beide können schlecht sein, ich würde jedoch sagen, dass Clean-Vocals schwieriger einzusetzen sind.
Dimmu Borgir„Enthrone Darkness Triumphant“: Das erste kommerzielle Black-Metal-Album, aber ich liebe es, die Gitarren und Keyboards haben einen tollen Sound, außerdem denke ich dabei an die Farbe Grün.
Träume: Geschichten, denen ich alle paar Jahre begegne, wobei sie sich jedes Mal ein Stück weiter fortsetzen und etwas Neues enthüllen.
Black Metal: Mein Lieblingsgenre, aber es ist und wird auch nie wieder dasselbe sein, was es einmal war. Ein Genre, das momentan nicht weiß, was es sein will.

Die letzten Worte sollen dir gehören. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Die letzten Worte? Ich würde die Leser wirklich dazu ermuntern, Bands wie Dead Can Dance, Arcana, Dargaard und die anderen, die ich erwähnt habe, zu entdecken. Obwohl es nicht Metal ist, ist es eine Form der Musik, die eine gemeinsame Geschichte mit Black Metal und dunkler Musik im Allgemeinen hat. Vielleicht ist diese Musik in der jüngeren Generation verloren gegangen, also ist es wohl Zeit, sie aufs Neue wiedereinzuführen. Danke sehr.

Publiziert am von Stephan Rajchl

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