2003 stieg das schwedische Black Metal Urgestein Erik „Legion“ Hagstedt bei Marduk aus, jetzt ist er mit seiner neuen Band Devian zurück. Im Rahmen der Deutschlandtour von Vader trafen wir den charismatischen Frontmann bei einem Auftritt in Darmstadt und plauderten über den alltäglichen Studiowahnsinn und schlechte CDs und klärten ein für alle mal, wieso Satan keinen Gospel-Chor hat.
Metal1: Legion, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nehmen konntest.
Legion: Ach, keine Sorge, kein Problem.
Metal1: Wie geht’s dir? Wie geht’s der Band?
Legion: Oh, uns geht’s gut. Wir disutieren gerade über gestern, weil unser Label uns gefragt hat… um… ich meine… Heute hatte ich ein kleines Problem mit meiner Stimme. Ich musste mich den ganzen Tag ausruhen. Aber davon abgesehen sind wir schon so lange unterwegs aber keiner will nach Hause. Ja, es fühlt sich so an, als hätte die Tour gerade erst angefangen. Weißt du, ich meine, wenn ich mit Marduk so viele Konzerttermine absolviert hätte, dann wären wir alle schon so verbittert gewesen und… hätten wahrscheinlich gar nicht mehr miteinander geredet, jeder wäre für sich geblieben, alles hätte mir weh getan und so. Und jetzt läuft’s einfach. Richtig gut. Die letzte Zeit war wirklich toll.
Metal1: Ihr seid jetzt schon einige Tage, einige Wochen unterwegs…
Legion: Ja, fünf Wochen.
Metal1: Gestern wart ihr in Essen, oder? Wie war’s?
Legion: Der Wahnsinn. Weißt du, ich hab von einigen Leuten gehört… Ich meine, ich habe jetzt seit so vielen Jahren nicht in Deutschland gespielt und ein paar Leute, die ich in der Promotion-Branche kenne, die haben mir erzählt, die deutsche Metal-Szene würde zu Grunde gehen, weil die Festivals so viel Platz einnehmen und die Leute sparen dafür. Also wusste ich nicht, was mich erwartete, weil… Wir haben eine Show in Berlin gespielt, unter der Woche. Das ist immer ein wenig entspannter. Und dann kamen wir nach Essen und es war rappelvoll und die Leute waren einfach nur irre, genau wie zur guten alten Zeit. Da dachte ich mir auch nur noch ‚Yes‘, weißt du? Wir hatten so eine tolle Zeit. Es war… fantastisch.
Metal1: Waren alle Gigs auf der Tour so gut oder war das eher die Ausnahme?
Legion: Ja, sicher, es gibt immer so Shows. Zum Beispiel in Spanien, das war irgendwo oben im Baskenland und wir spielten montags oder so. Es ist normal, dass man mal einen kleineren Gig zwischen zwei richtig gute legt, wieso sollte man nämlich einfach warten und Geld verlieren, weil wir ja den Bus bezahlen. Naja, die Bühne war aus Sperrholz und zur gleichen Zeit waren zwei Fußballspiele, die den Leuten in dem Ort sehr wichtig waren, also sind die meisten zu Hause geblieben. Dann hat es angefangen zu regnen, was in Spanien noch schlimmer ist, weil die dann nicht vor die Tür gehen wollen. Und es regnete durch das Dach. Wir hatten ständig Stromausfälle, ich dachte mir die ganze Zeit ‚Was zum Teufel?’… Und als ich von der Bühne in die Menge gesprungen bin… SPLASH als ich landete, weil so viel Wasser auf dem Boden war. Es gibt immer ein oder zwei Shows, die problematisch sind oder die Leute sind Müde, haben einen Kater oder es ist mitten in der Woche, wie auch immer, vielleicht setzen die Leute auch einfach ihre Prioritäten anders, aber allgemein ist es eine richtig gute Tour. Ich freue mich sagen zu können, dass mir von Massive Music erzählt bekommen habe, dass das ihre bislang erfolgreichste Tour überhaupt ist. Also ein ziemlich guter Anfang.
Metal1: Nicht übel. Und was denkst du über den heutigen Gig? Wie war’s?
Legion: Oh, es war nett. Naja, du weißt ja, sonntags-Gig. Die Leute hatten bestimmt einen Kater. (lacht) Ne, ich hatte wirklich Spaß auf der Bühne. Und es war der erste Gig, bei dem ich endlich wieder ordentlich herum rennen konnte, ohne das mein Fuß weh tat [Legion erzählte vor dem Interview, dass er sich vor ein paar Tagen am Fuß verletzt hatte], das war also so eine Art Durchbruch, weil vor ein paar Tagen noch… naja, wenn ich auf der Bühne stehe, dann habe ich so viel Adrenalin, dass ich den Schmerz gar nicht spüre, aber immer wenn ich gesprungen bin oder so, dann ist mir das Bein weggeknickt (hebt sein Bein hoch), das waren dann so ‚Aw, what the fuck?‘-Momente. Aber heute… Ich fühle schon, dass (klopft auf sein Knie) ein wenig Leben zurück ins Bein kommt.
Metal1: Großartig, freut mich zu hören… Okay, dann erzähl uns doch mal ein wenig. Was hast du zwischen deinem Ausstieg bei Marduk 2003 und der Gründung von Devian 2006 gemacht?
Legion: Hm… Naja, zuerst hab ich eigentlich gar nichts gemacht, was irgendwie was mit Musik zu tun hatte, weil ich so ausgebrannt war, dass ich gar nicht wusste was… Weißt du, wenn ich meine Gitarre in die Hand genommen habe, dann ist einfach nichts dabei rausgekommen. Da dachte ich mir ‚Scheiß doch drauf‘, also hab ich eigentlich nur gearbeitet. Ich hatte zu der Zeit ein Tattoo-Geschäft. Also habe ich viele Tattoos gemacht und bin Harley gefahren, hab einfach das Leben genossen und mich einen Scheiß um irgend was gekümmert. Das war eine Zeit lang wirklich nett, aber dann habe ich angefangen das alles zu vermissen… Irgendwie vermisste ich das Leben in der Szene und, dass ich kein Teil mehr davon war. Aber… ich konnte immer noch keinen Metal machen, also haben ich, B-War und Emil [Dragutinovic – Schlagzeug] eine wirklich schwule Rockband gegründet, die echt scheiße war. Rückblickend wäre es bestimmt klüger zu sagen ‚Psst, nein, das hab ich nicht getan‘, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Leute, die mich jahrelang unterstützt haben, ein Recht darauf haben zu erfahren, was bei mir los war. Naja… und deswegen… naja, es war wirklich scheiße, aber in gewisser Weise war es auch wichtig, weil ich dadurch so viel Musik wiederentdeckt habe, über die ich davor komplett hinweg gesehen habe, weil Marduk so extrem waren, solche Puristen… Wir haben uns nicht mal alles an Death und Black Metal angehört, wir mochten nur ein paar Bands, sonst nichts. Und nach einiger Zeit kriegt man so einen Tunnelblick (hält die Hände seitlich an sein Gesicht), das ist als wären deine Augen verbunden. Weißt du, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das für mich war, all diese Musik kennen zu lernen, das war unglaublich. Ich meine, im Alter von 27 oder 28 Jahren Bands zu entdecken, die die meisten Leute schon längst kennen. Das war wirklich, wirklich toll. Aber dann, danach sagten wir uns ‚Fuck this shit, let’s play metal‘. Also sind wir fortschreitend härter und härter und härter geworden und dann… dann…
Metal1: …kam Devian dabei raus.
Legion: Genau.
Metal1: Ihr hattet ein paar Probleme mit dem Namen, oder? Zuerst hießt ihr „Rebel Angels“…
Legion: Ja, das war diese… (abschätzig) Rock-Sache. Danach kam von Emil der Name „Elizium“ und das war einfach… richtig. Zu dieser Zeit war die Musik… Naja, das erste „Metal Zeug“, das wir geschrieben haben war eher… sehr Ambient-artig und episch, ziemlich verträumtes Zeug. Aber dann, als es härter und härter wurde, da dachten wir uns… nein, passt nicht. Außerdem ist der Name so gewöhnlich, weißt du? Es gibt so viele Bands, die ihn schon benutzt haben. Es gibt eine Band Elizium aus der Ukraine, es gibt irgend so eine… Electro Band aus den Staten, die auch Elizium heißt. Es gibt Elizium aus Australien. Weißt du, irgendwann hast du dein drittes Album rausgebracht und dann kommen fünf Mexikaner an und sagen „Hey, wir hatten eine Band namens Elizium, damals 1986. Gebt uns unseren Bandnamen zurück.“ Wir wollten einen einzigartigen Namen. Aber ich meine, einen Namen für eine Metal Band finden… Schlag mich tot, das ist unmöglich. Ich habe alles Mögliche bei den Metal Archives ausprobiert… Was auch immer. Aber es schien, dass es wirklich alles schon gab. 51 Treffer dafür, 38 treffer dafür, wir dachten uns ‚Ach du Scheiße, was sollen wir nur tun?‘ und dann schlug ich vor die Band „Ninewinged Serpent“ zu nennen, aber das mochte sonst niemand. Alle dachten, das wäre eine furchtbare Idee. Also sagte ich ‚Okay, schlagt ihr was vor.‘ – ‚Oh… ich weiß nicht’… Dann sind irgend welche anderen Namen aufgetaucht, die keiner mochte, abgesehen von dem Kerl, der sie vorgeschlagen hatte. Und dann fiel mir ein, dass ich noch einen alten Text hatte mit dem Namen „Devian“, aus dem nie wirklich was geworden ist. Ich dachte, er wäre Machine Heads „Davidian“ zu ähnlich, deswegen meinte ich ‚Nein, das kann ich nicht tun‘. Aber dann dachten wir uns, warum nicht einfach die Band so nennen? Also taten wir’s.
Metal1: Ich muss zugeben, ich weiß es nicht, als kannst du’s mir vielleicht erklären: Was ist der/die/das „Ninewinged Serpent“?
Legion: Der Teufel. Ich wollte einfach ein cooles Pseudonym, weil es auf dem Album um… naja, wie soll ich sagen? Es geht um Fall und Rückkehr ins Leben, Auferstehung. Sogar wenn du besiegt wirst oder Scheiße fressen musst, dass du einfach aufstehst und weitermachst, ansonsten könntest du genau so gut tot sein, weißt du? Ja, das ist einfach das Thema. Zu der Zeit ging in den Leben der Bandmitglieder wirklich viel Scheiße ab, also wollten wir ein Album, das genau diese Themen behandelt und wir dachten uns… Naja, was könnte eine bessere Symbolik dafür sein, als der Sturz der Engel, der neuntägige Sturz und der große Krieg im Himmel. Deswegen haben wir uns dafür entschieden.
Metal1: Du hast vorhin erwähnt, dass du selbst Gitarre spielst. Hast du jemals darüber nachgedacht, das in dieser Band zu übernehmen?
Legion: Nein, weil ich ein beschissener Gitarrist bin. (lacht) Ich schreibe Riffs, weißt du, ich habe ein Heimstudio. Und Emil spielt auch Gitarre, viel besser als ich. Aber ich meine, wir kommen nicht einmal annähernd an diese beiden Typen ran… Wie Tomas [Nilsson – Gitarrist], der ist besessen von seinem Instrument. Er ist süchtig nach DVDs von Yngwie Malmsteen und er sitzt den ganzen Tag nur herum und macht diesen (wackelt mit den Fingern). Naja, die machen den Job wesentlich besser und ich kann einfach der verrückte Muppet an der Spitze sein, der einfach nur rumhüpft und schreit und einen auf Ozzy macht.
Metal1: Aber die Jungs haben auch ein paar ziemlich coole Sachen mit ihren Gitarren gemacht…
Legion: Ja, genau. Ich meine, das liebe ich. Der Band gefällt es einfach eine Show abzuziehen. Wir sind eine Live-Band, deswegen ist das großartig. Nicht mehr nur ich, der ich die ganze Zeit herumhüpfe und hinter mir ein paar Typen, die versuchen hart auszusehen. Bei uns ist das so eine Art Wettbewerb, wer der Beste darin ist. Das ist wirklich gut. Weil ich immer der Ansicht war, das Metal Live-Musik ist. Und wenn man nicht wirklich eine Show abziehen kann… Ich meine, die Leute opfern Zeit ihres Lebens, die bezahlen Geld, was auch immer um zu einem Konzert zu kommen und deswegen sollte es natürlich nicht so langweilig sein, wie wenn du zu Hause sitzt und dir einfach nur die CD anhörst. Es sollte eine Show sein. Und diese Art des Denkens herrscht in der ganzen Band vor. Gestern zum Beispiel war Emil stagediven. Er ist aufgestanden, hat auf sein Kit gehämmert wie ein verdammter Ork und dann meinte er einfach ‚Fuck it‘ und ist ins Publikum gesprungen. Das ist wundervoll, ich liebe das. Diese Band… ja, wir sind einfach nur glückliche Bühnen-Camper.
Metal1: Ja, das hab‘ ich gemerkt. Wer schreibt eigentlich bei euch die Musik? Du hast eben gesagt, dass du Gitarrenriffs schreibst. Werden die bei Devian benutzt?
Legion: Das erste Album wurde hauptsächlich von mir und Emil geschrieben. Ich hab zu der Zeit in Stuttgart gewohnt und er in Schweden und wir haben Riffs geschrieben und sie dann über MSN verglichen und zusammengesetzt. Wir haben uns dann getroffen wenn es ein bißchen mehr war und haben dann Demos aufgenommen, so hat das funktioniert. Und dann plötzlich hat Century Media angerufen und die sagten, dass sie das Zeug wirklich gerne mochten. Da dachte ich mir ‚Ja, das ist es, das wird wirklich funktionieren, also muss ich nach Hause zurück‘. Aber das neue Zeug, an dem schreiben wir jetzt alle und wir proben das Zeug zusammen. Das nächste Album, das wir im Juli aufnehmen werden, das wird ein großer Unterschied zum ersten sein, weil die Songs jetzt alle mehr zusammen, mehr entwickelt klingen. Auf dem ersten war’s ein Bißchen von dem, ein Bißchen von dem, aber jetzt fügt sich das alles viel mehr zu unserem Sound zusammen.
Metal1: Ah, das erinnert mich an etwas. Das erste Review, das ich gemacht habe, als ich angefangen habe für Metal1 zu schreiben, bezog sich auf euer Album.
Legion: Oh, okay.
Metal1: Ich habe 8.5 von 10 Punkten gegeben…
Legion: Oh, wow, danke.
Metal1: …und gesagt, dass es ein wirklich tolles Album ist, das niemals langweilig wird, aber eben ein bißchen von allem ohne eine wirklich klare Richtung.
Legion: Ja, genau. Ich meine, das liegt größtenteils daran, dass unser Masterplan eben war… keinen Masterplan zu haben. Wir konnten einfach alles spielen. Weil zu meiner Zeit in Marduk war das größte Problem einfach, dass ich um die 30 Riffs zur Probe mitbringen konnte und dann ging es ‚Blastbeat zu diesem Riff… Nein. Blastbeat zu diesem riff… Nein, das funktioniert nicht. Das ist nett, aber das ist kein Marduk-Riff. Die müssen so sein (singt ein Marduk-Riff), sonst sind es keine guten Riffs.‘ Und letztendlich, wie kann man das weiterentwickeln? Als wir mit „Panzerdivision Marduk“ fertig waren, da merkte ich, dass es eigentlich nichts mehr gab, was wir hätten tun können. Die Band hatte ihren Höhepunkt erreicht. Ich meine… wir waren so dicht dran, Marduk aufzulösen, weil (grinst) eigentlich mochte niemand mehr den anderen. Es war schmerzhaft zu den Proben zu gehen, aber ich konnte nichts daran ändern, weil es eigentlich nur darum ging, es ging um pure Energie, sonst nichts. So eindimensional. Also sagte ich ‚Lasst uns irgend was ganz anderes machen und einfach nur das spielen, was wir spielen wollen‘, deswegen ist das erste Album… wie soll ich sagen? Es ist wie eine Suche nach etwas. Wenn ich zurückblicke, dann erinnere ich mich, auf welche art und Weise wir die Songs geschrieben haben und in welcher Reihenfolge. Wie du sagtest, es ist kein roter Faden. Es ist ein Schritt in diese Richtung, einer in die andere, aber jetzt kommt alles wirklich zusammen. Das wird sich auf dem nächsten Album zeigen.
Metal1: Aber ich muss sagen, „World Funeral“, das letzte Marduk-Album, bei dem du gesungen hast, ist mein absoluter Liebling von der Band. Es ist ein großartiges Album.
Legion: Ah, cool. Ja… wir hatten wirklich Spaß daran, das zu schreiben. Aber das lag größtenteils daran, dass Emil zur Band dazu gekommen ist und er war… wie eine Injektion frischen Blutes, die wir dringend brauchten. Und vorher war es so, dass einer ein Riff geschrieben hat und dann sagte ‚Das ist mein Riff, okay? Das wird nicht mehr geändert. Hängen wir noch ein Riff dran und dann noch eins‘ und dann war der Song fertig. Aber er war mehr… Ja, er hat sich mit den Gitarren hingesetzt, um Zeug zu vergleichen. Obwohl er ein Neuling bei diesem „Spiel“ war, das wir schon so lange spielten, hat er uns viel Neues beigebracht und ich glaube deswegen ist das Album auch so gut geworden. Und auf „World Funeral“ haben alle geschrieben. Also waren es am Ende 25 Prozent von jedem. Vorher war es immer so, dass mal einer auf einem Album dominanter war und ein anderer nicht, deswegen denke ich, hat das so gut geklappt. Es hat wirklich Spaß gemacht.
Metal1: Und was sagst du? Was ist dein bislang bestes Album? Du hast fünf CDs mit Marduk aufgenommen, dann „Via Dolorosa“ mit Ophthalamia vor 13 Jahren, glaube ich…
Legion: Ja, das ist schon sehr lang her…
Metal1: Und jetzt Devian. Was denkst du?
Legion: Oh, ich weiß nicht. Das ist immer schwierig, weil… jetzt zum Beispiel bin ich so verdammt aufgeregt wegen dem Zeug, das wir gerade aufgenommen haben. Ich meine, ich glaube Bands sagen das immer, weil es wie ein echt guter Kaufgrund klingt. ‚Ja, der neue Scheiß ist das Beste, was ich je gemacht habe‘, weißt du? Das hat man irgendwie im Hinterkopf, weil man so
ufgeregt wegen dem Zeug zu der Zeit ist… Aber das einzige Album, auf das ich nicht stolz bin, ist prinzipiell „La Grande Danse Macabre“, weil ich denke, dass das Album echt scheiße ist. Ich erinnere mich noch, wir hatten das Studio schon gebucht für Dezember… wann war das? 2000? Und wir tourten mit der „Panzerdivision Marduk“ bis ungefähr Halloween 2000 und dann hatten wir erst ein paar Riffs. Wir wussten nicht, was wir dafür schreiben sollten, also warfen wir die Songs einfach nur zusammen. Ich war nicht mal im Studio, abgesehen davon als ich die Vocals eingesungen habe. Ich hab‘ das in vier Stunden gemacht, dann bin ich wieder nach Hause gegangen. (lacht) Ich meine… das ganze Album wurde in neun Tagen aufgenommen und abgemischt. Und es ist etwa eine Stunde lang, also kann man daran sehen, dass… ja, es stammt von vier Typen, die sich einen Scheiß drum gekümmert haben. Ich glaube, ich würde es nicht ungeschehen machen wollen, aber ich mag es absolut nicht. Aber davon abgesehen verbinde ich so viele großartige Erinnerungen mit all den Alben. Zum Beispiel als wir „Heaven Shall Burn“ aufgenommen haben, da kamen wir so besoffen an, wir haben die ganze Einrichtung im Abyss-Studio zerbrochen, wir sind in die Betten gehüpft bis sie kaputt waren, wir haben ein großes Loch in die Wand getreten, wir hatten eine Essensschlacht und dann kam Peter [Tägtgren] am nächsten Tag als wir mit den Aufnahmen anfangen sollten und wir waren alle so verdammt verkatert und er meinte ‚Was zum Teufel‘ (lacht) weißt du, so ‚Was habt ihr mit meinem Studio gemacht?‘. Ich meine, es war eine echt verrückte, spaßige, bescheuerte Zeit und ich fand es geil, was aus dem Album geworden ist. Es ist so heftig geworden, weil die Band sich aufgerieben hat, wir haben geradezu gegeneinander gekämpft. Weißt du, „Panzer[division Marduk]“ war großartig, weil es einen tollen Höhepunkt markiert. Und ich mag auch „World Funeral“ sehr gerne, wegen allem, was es bewegt hat… Und natürlich auch das „Ninewinged Serpent“-Album, weil es so eine Art Rückkehr war und ich war vorher so nervös, weil ich keine Ahnung hatte, wie die Leute reagieren würden, weil ich diese musikalische Vergangenheit hatte, die so eindimensional war. Und jetzt wollte ich was anderes machen. Sie hätten ja sagen können ‚Fick dich, Schwuchtel. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?‘ (lacht). Aber eigentlich war es ein großes, warmes ‚Wilkommen zurück‘, also von daher… das ist auch großartig.
Metal1: Wie war’s nach all den Jahren wieder auf der Bühne zu stehen?
Legion: Großartig. Das fehlte mir eigentlich mehr als alles andere. Weil das eigentlich die eine Sache ist, die ich am Liebsten mache. Ja, ich unterhalte verdammt gerne. Einfach nur böse sein und Musik spielen, weißt du. Das habe ich deffinitiv vermisst. Ziemlich sogar.
Metal1: Okay. Dann mal was zum Aufnahmeprozess von „Ninewinged Serpent“. Wie lief’s? Wo habt ihr aufgenommen und gab es Probleme oder lief alles gut?
Legion: Naja, es war ziemlich lang. Wir haben drei Monate lang aufgenommen und wir haben alles selbst gemacht. Der Proberaum, den wir benutzen, ist gleichzeitig ein Aufnahmestudio. Emil ist auch bei „The Legion“ und der Gitarrist von dieser Band… er hat die Aufnahmen gemacht und Frederik Nordtröm von den Fredmann Studios hat sich um die Abmischung gekümmert. Aber ich meine, wir haben uns da so reingehangen. Ich hab‘ ungefähr vierzig Stunden Gesang in drei verschiedenen Sessions aufgenommen und zwischendurch sind wir immer wieder über die Lyrics und die Gesangslinien drübergegangen und haben alles noch mal überarbeitet. Vor allem Joinus, dem hat’s irgendwann gereicht. Ich meine, seine Gibson Explorer, da ist sein wertvollster Besitz, die hat er am Ende nach uns geworfen und uns gesagt, dass wir uns verpissen sollen, weil er meinte ‚Mir reicht’s, ich bin fertig‘. ‚Nein, diese Melodien kannst du hier und da noch mal ein wenig ändern.‘ Und er… (streckt die Mittelfinger aus) ‚Fuck! Aaaah!‘ (lacht) Aber ich denke, das war nur so schlimm, weil wir unsere Flagge zeigen wollten. Das Konzept war… es hatte was von einer schwarzen Seite. Wir haben alles wieder und wieder überarbeitet. Dieses Mal werden wir wohl nur einen Monat lang aufnehmen. Das sollte genügen.
Metal1: Kannst du noch ein bißchen mehr über das zweite Album erzählen? Du hast gesagt, ihr fangt mit den Aufnahmen im Juli an?
Legion: Am ersten Juli. Ja, wir haben… naja, eigentlich schreiben wir jetzt schon am dritten Album, aber wir überarbeiten die für das zweite alle noch mal, vielleicht fällt uns dabei ja was auf, was noch nicht passt, dann ändern wir einfach mal ein Riff oder so. Aber davon abgesehen… Fünfzehn Songs sind schon komplett geschrieben und wir werden wohl dreizehn für das Album aufnehmen. Das wird gut. Und es ist zu 99 Prozent sicher, dass Peter Tägtgren sich um das Album kümmern wird. Das hoffe ich wirklich, weil er mich so gut kennt und er versteht die Visionen, die eine Band hat, so gut. Es ist wirklich toll mit ihm zu arbeiten und er macht sich immer für die Band krumm… Es kümmert ihn nicht, wenn er schon am frühen Morgen im Studio sitzt oder bis spät in die Nacht, er sagt nicht ‚Ich hab meine acht Stunden gearbeitet, bis Morgen‘, er arbeitet einfach. Weißt du, er ist so ein Workaholic, deswegen wird das wohl sehr gut. Aber ja, es wird eine natürliche Fortsetzung des ersten Albums, aber es wird definitiv… Es wird sich mehr wie eine wirkliche Band anfühlen. Für das erste Album hatten wir nicht einmal ein Lineup. Wir hatten Joinus, unseren Rhythmus Gitarristen. Er war der einzige abgesehen von mir und Emil. Tomas kam zehn Tage vor den Aufnahmen als Bassist zur Band dazu und wir haben ihm 72 Minuten an Musik gegeben, die er lernen musste. Er… fuck… Weißt du, er hat den Scheiß Tag und Nacht geübt, aber er hat’s durchgezogen. Aber jetzt wächst die Band wirklich zusammen. Es wird anders sein…
Metal1: Okay… Ich hab noch zwei oder drei Fragen, die nichts mit Devian zu tun haben. Zu erst mal… Vielleicht hast du davon gehört, dass Tom G. Warrior Celtic Frost vor ein paar Wochen verlassen hat.
Legion: Ja, ich hab davon gehört.
Metal1: Was denkst du darüber?
Legion: Ich weiß nicht… (lacht)
Metal1: Ich meine… Celtic Frost haben gerade erst wieder zusammengefunden und jetzt…
Legion: Ja, genau. Ich versteh’s auch nicht wirklich. Ich glaube er hat so was gesagt wie ‚Wenn ich mich nicht schlecht fühle, dann kann ich auch nicht in dieser Band spielen‘ oder so. (lacht) Ich weiß nicht… Scheinbar ist er ein echter Künstler oder so. Aber wirklich schade, ich finde „Monotheist“ war ein wirklich cooles Album.
Metal1: Ja, es war sehr nett. Ich mochte Celtic Frost vorher nicht so, aber…
Legion: Ich liebe ihr altes Zeug, wie „Morbid Tales“, „Emperor’s Return“, „To Mega Therion“… Aber nicht „Cold Lake“ (lacht) oder „Vanity/Nemesis“.
Metal1: Okay… Das andere, was ich dich fragen wollte: Hast du dir die letzten beiden Marduk-Alben mit Mortuus angehört? „Plague Angel“ und „Rom 5:12“?
Legion: Ja, „Plague Angel“ ist großartig, finde ich. Aber das andere hab ich kaum gehört. Das ist ein wenig an mir vorbei gezogen. Aber „Plague Angel“ ist wirklich gut und ich meine… Ja, es hat mich sicherlich so sehr begeistert, weil Emil damals noch bei Marduk war. Er hat eigentlich fast… weiß nicht mehr wie viele Songs es waren. Aber ich denke, die Band hat immer noch ihre Stärken gezeigt. Weißt du, es ist ein sehr eindimensionales Album, aber es ist wirklich gut und Mortuus ist ein sehr talentierter Sänger, finde ich.
Metal1: Tut’s dir ein bißchen Leid, dass du das Album nicht aufgenommen hast?
Legion: Nein, weil ich das Gefühl hatte, dass ich feststecke. Deswegen bin ich ja auch gegangen. Ansonsten wäre es sinnlos gewesen, die Band zu verlassen. Wenn ich danach eine gründen wollte, die genau so ist, dann hätte ich genau so gut dabei bleiben könnte. Aber nein, ich denke für die Richtung, die die Band eingeschlagen hat, ist er der perfekte Frontmann.
Metal1: Okay, wir sind fast durch. Traditionell beenden wir ein Interview bei Metal1 mit unserem „Metal1-Wortspiel“. Ich sage ein Wort oder einen Ausdruck und du antwortest einfach, was dir dazu zu erst einfällt.
Legion: Okay.
Immortal Reunion? – (hebt den Daumen) Großartig. Darauf habe ich mich schon gefreut. Es ist… ach, darüber könnte ich stundenlang sprechen, also… Daumen hoch.
White Metal? – Oh, das ist bescheuert. (lacht) Ich meine… es… ich meine… Metal. Das steckt so voller Agressionen und so. Das ist… Naja, du hast ja sicher auch noch nie von einer satanischen Gospel Band gehört, oder? Weißt du, ein paar südliche Afro-Amerikaner in ihren Roben, die singen (singt) ‚Oh, hail Satan‘ (lacht). Weißt du, ich denke das wäre genau so dumm.
Satan? – Mein Kumpel. (lacht)
Filesharing = Schlecht? – Nein, nicht wirklich. Ich liebe das Internet, weil man da so viele Freiheiten hat. Natürlich ist die Metal Szene immer schon eine Indie Szene gewesen, mit vielen idealistischen Gedanken und so. Aber… ich kann verstehen, wenn Madonna angepisst ist oder so, weil sie Millionen verliert. Diese großen Plattenlabels sind wie eine Mafia, die kontrollieren alles. Es gibt nichts, das die durch dieses kleine Nadelöhr rauslassen wollen, das sie von der Musik zeigen. Die blockieren einfach. Aber es gibt das Internet nunmal und ich habe kein Problem damit. Natürlich, die Verkäufe gehen zurück, aber dasselbe wurde damals gesagt, als der Kasettenrecorder eingeführt wurde. Ich denke… es ist doch immer so, wenn ich Musik höre und ich mag sie wirklich gerne, dann kaufe ich sie auch. Ich denke, das ist bei den meisten Menschen so. Wenn du irgend etwas willst, dann bist du auch bereit dafür zu bezahlen. Ich seh darin kein Problem, aber andererseits bin ich auch ein Internet Fan.
Horror Filme? – Die sind gut für Sonntage… Wenn man einen Kater hat. (lacht)
Metal1.info – Gutes Zeug. (hebt den Daumen)
Metal1: Okay… Das waren meine Fragen. Vielen Dank. Danke für das Interview, danke für den großartigen Gig, der war wirklich verdammt gut.
Legion: Oh, vielen dank.
Metal1: Ja, ich wünsche euch allen, dir und der Band, alles Gute mit eurem Album, mit dem neuen Album, mit dem Rest der Tour und überhaupt. Die letzten Worte gehören dir. Was willst du unseren Lesern noch sagen?
Legion: Ooooh, nein… Die „die Letzten Worte gehören dir“-Frage… Darin bin ich so scheiße. Wie… einfach… äh… Was zum Teufel. (lacht, lehnt sich zurück und denkt nach) Ich habe absolut nichts. Einfach nur… What the fuck, haut rein!