Interview mit Schmier von Destruction

In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen die deutschen Thrash-Legenden DESTRUCTION neue Werke: Nach dem großartigen „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“ folgte nun eine Doppel-Live-CD, die einige Fragen aufwirft. Doch Schmier wäre nicht Schmier, wenn er nicht auf Alles eine passende Antwort parat hätte…

Sers.
Danke, dass du dir die Zeit für ein Interview mit Metal1.info nimmst. Wie geht es dir?
Wunderbar! Ich kann nicht klagen, danke! Ausser über unsere neue Regierung vielleicht…*g*

Euer neues Live-Album „The Curse Of The Antichrist – Live In Agony“ ist ja soeben erschienen – ist der Promotion-Stress vergleichbar mit dem bei einem Studio-Album-Release?
Nein auf keinen Fall. Bei einem Live Album ist die Presse nicht ganz so scharf auf Interviews wie bei einer „normalen“ neuen Scheibe!
Finde ich eigentlich komisch, denn es gibt eigentlich genauso viel zu erzählen, immerhin sind wir dafür einmal um die Welt getourt!

Das Werk ist die mittlerweile dritte Live-Scheibe in eurer Diskographie. Wie wichtig sind Live-CDs in der heutigen Zeit? Läuft das Format überhaupt noch, bzw. lohnt sich der Aufwand?
Leider falsch. „The Curse…“ ist die Zweite offizielle Live Scheibe. Es gab vor ein paar Jahren einen JAPAN only Release. Die Scheibe zählt nicht zur weltweiten Diskographie.
Die haben vielleicht 5% der DESTRUCTION Fans kaufen können. Ausserdem war das keine wirklich geile Live-Scheibe, sondern eine Pflicht-Veröffentlichung für die damals, neue Japanische Plattenfirma.
Ich frag mich immer, lohnen sich denn Print-Metalmagazine, in Zeiten der Online Mags noch? Haha … ich glaube nicht mehr lange! Was allerdings schade wäre, denn meinen Laptop nehm ich nie mit auf WC. Hehe…
Live Scheiben sind KULT und finden immer noch Absatz – natürlich nur insofern man auch genug Fans hat. Da können wir uns, zum Glück nicht beklagen…

Heutzutage ist es fast üblich, solche Veröffentlichungen nur noch in Verbindung mit einer Live-DVD zu tätigen… ihr habt euch dagegen entschieden. Warum?
Weil wir eine Doppel Live Scheibe wollten und wir uns noch nie nach der Masse gerichtet haben. Sonst würden wir jetzt wohl Pagan Metal spielen und ich wäre aufs Waldhorn umgestiegen. Skol!

Auf eurer letzten DVD habt ihr den, aufgrund eines Stromausfalls in die Hose gegangenen ersten Anlauf zu „Bestial Invasion“ nicht herausgeschnitten. Wie wichtig ist für euch die Ehrlichkeit und Authentizität einer Live-Veröffentlichung?
Meine Oma sagte immer „Ehrlich währt am Längsten“ und ich hab als Kind nur auf sie gehört. Also sehr viel … und schau mal wie LANG ich geworden bin!!!

Als Fan denkt man immer, dass Live-Alben ehrlicher sind, weil man nicht so einfach „schummeln“ und nachbearbeiten kann wie bei einem Studioalbum – die Möglichkeiten der Nachbearbeitung sind aber wohl dennoch unerschöpflich. Wie viel wird an einem Output wie diesem wirklich nachbearbeitet?
Auf jedem Studio Album wird garantiert mehr geschummelt. Leider. Wir arbeiten immer sehr „echt“ – wir nehmen auch bei normalen Aufnahmen keine Sachen auf, die wir Live nicht bringen können. Das macht kaum noch jemand. Wir haben versucht sowenig wie möglich einzugreifen. Natürlich muss man hier und da mal nen Ton ausbessern, aber wie man hört, sind ja noch genug ECKEN und KANTEN da. Der Mix war bei der LIVE Scheibe sehr wichtig. Daran hat Jacob Hansen ganz alleine in Dänemark gearbeitet, also keine Chance zum schummeln. Ich habe dann übers Netz mit Jacob die Feinheiten gesteuert – schöne neue Welt.
Ich denke aber, da man mittlerweile so viele Bands auf Festivals sieht, kann an doch selbst beurteilen, welche nur im Studio gut klingen, oder? ;-) Die sind nämlich äusserst verdächtig…*hust*

Auch in diesen Themenbereich fällt meiner Meinung nach das strittige Thema, ob man eine Live-CD aus mehreren Shows zusammenschneiden sollte… mittlerweile Gang und Gäbe ist es doch bei vielen Fans – und ich schließe mich da nicht aus – sehr umstritten, ist es doch in gewisser Art und Weise auch ein Atmosphärekiller, wenn im einen Song Wacken, im nächsten Tokyo begrüßt wird.
Wieso habt ihr euch dazu entschieden, die CD zusammenzuschneiden?

Ganz einfach, es gab keine 100 Minuten Show die gut genug war. Man spielt ja auch leider nicht jeden Abend so lange als Thrash Band. Wir spielen nur dann so lange, wenn nicht 3-5 Vorgruppen auftreten und das ist leider oft der Fall. Aber irgendjemand findet natürlich immer ein Haar in der Suppe. Uns war die Songauswahl, die Auhenzität & der Sound wichtig. Der Rest ist wie immer Geschmacksache.

Auf der CD finden sich 22 Stücke, aber genau genommen nur 21 Lieder – „Thrash Till Death“ hat es dafür gleich zweifach auf das Album geschafft. Warum?
Weil das eine ein Medley mit 3 Drum Kits ist und dadurch anders klingt. Zu THRASH TILL DEATH gehört das Intro und der Scream und die volle Version. Wir fanden die Tokyo Version klar besser und wollten das Medley nicht Skippen, denn die 3 Drummer hat man ja nicht alle Tage. Ausserdem nimmt uns das garantiert kein DESTRUCTION Fan krum, denn der Song zu einem der absoluten Klassiker geworden.

Auf dem Album finden sich dafür nur drei Tracks vom neuen Album. Habt ihr das neue Werk bewusst nicht in den Mittelpunkt der CD gestellt?
Die Scheibe soll ein toller Querschnitt durch alle Jahre sein. Aber auch ein so genannter „Status Quo“ – hier steht die Band heute. Die gute Mischung war uns schon immer wichtig.Da macht es doch keinen Sinn, nur die neue Scheibe „durchzuholzen“! Das können gerne andere Bands machen…

Eines davon ist „Alliance Of Hellhoundz“, bei welchem ihr einige Gäste mit auf die Bühne bittet. Eine, wie ich finde, sehr coole Aktion, die jedoch vor Allem damals live, aber auch auf der Live-CD etwas chaotisch bzw. improvisiert wirkt/wirkte… die Gast-Sänger wirkten etwas planlos und mussten Teilweise sogar den Text von Zetteln ablesen… wie lange vorher war die Aktion geplant?
Naja wenn sich andere schlecht vorbereiten, werde ich mich demnächst erschiessen müssen, du hast Recht! *gröhl* Einige Sänger wussten Wochen vorher bescheid. Angelripper & Blitz sind spontan eingesprungen, nachdem einige uns leider abgesagt haben. Nun ja, o ist das im Tennis nur leider mal – oder was das im Rock n Roll? Was weiss ich…*grins*

Auf dem Cover sieht man den MadBucher, der diesmal vor der Bühne ein Wesen zerlegt, welches eine Dean-Gitarre, wie ihr sie spielt, wegwirft – sicherlich eine Anspielung auf den Equipmentdiebstahl, bei dem im März Mikes Gitarre dieses Typs entwendet wurde?
Genau. Der Cover Artist war damals in Los Angeles vor Ort. Damals kam uns spontan die Idee, den Dieb fiktiv zu bestrafen und aus dem negativen Act ein cooles Cover zu machen.
Ist die Gitarre mittlerweile eigentlich wieder aufgetaucht?
Ne, natürlich nicht, sowas gibt doch keiner zurück. Die Welt ist leider schlecht…

Eben dieses Wesen erinnert mich dabei dezent an das Maskottchen eurer Kollegen von Kreator – Zufall?
Dezent erinnert es mich auch an Megan Fox! Hahaha! Diesen Kreator-Quatsch hat irgendein Blinder erzählt und alle haben es nachgelabbert. Der berühmte „Stille Post – Effekt“ einiger Nörgler. Wir sind ja mit Kreator seit 1984 eng befreundet. So platt arbeitet hier keiner, ich muss meine Feinde enttäuschen!
Ich frage mich aber schon, ob Menschen, die so was erzählen, das wirklich ernst meinen. Das Alien wird gekillt, weil wir keinen Menschen töten wollten. Das wäre uns zu stumpf. Aber klar: die Gedanken sind frei…jeder kann erzählen was er will. Solange er mich damit in Ruhe lässt! HARGH!

Ein neues Live-Album habt ihr damit soeben veröffentlicht… wie sieht es mit einem nächsten Studio-Album aus?
Das wird Ende 2010/Anfang 2011 kommen. Aber zuerst wird die History DVD fertig gestellt, dann denken wir weiter. 2010 wird sich einiges ändern, das ist sicher. Aber es ist zu früh darüber zu reden.

Wo wir gerade über eine Live-CD reden, liegt natürlich auch die Frage nahe, wann man euch mal wieder auf deutschen Clubbühnen begrüßen darf… die letzte Clubtour ist ja schon eine Weile her…
Wir spielen im Dezember ein paar Shows mit Arch Enemy, da freue ich mich sehr drauf. Danach thrashen wir durch Australien und fangen danach mit dem neuen Songwriting an. Es gibt viel zu tun…zum Glück!

So, damit wären wir mit den Fragen von meiner Seite schon wieder am Ende… noch etwas, was du den Fans/Lesern mit auf den Weg geben willst?
Glaub nicht alles was in der Zeitung steht! ;-)

In alter Metal1.info-Tradition würde ich das Interview gerne mit dem Metal1.info-Brainstorming beenden. Ich nenne dir ein paar Begriffe, und du antwortest mit dem Erstbesten, was dir dazu einfällt… here we go:

Slayer: Dave Lambardo
Pizza „Gyros“: pervers, muss aus dem Pott kommen!*duck*
Bundestagswahl: oh Gott, äh Deibel … mir wird schlecht …
Chris Witchhunter: Bitter Sache, ich hoffe ihm geht s jetzt besser! Er war ein sehr lustiger & netter Kerl, der in unserer Erinnerung weiterleben wird!
Crowdsurfing-Verbot: Übel! Wir leben leider im Zeitalter der Verbote, aber das ist alles erst der Anfang. Irgendwann kommt dann auch das Spass & Geschlechtsverkehrs-Verbot!*gröhl*

Ich bedanke mich für das Interview, viel Erfolg und hoffentlich bis bald mal wieder auf Tour!
Ich habe zu danken, aber nächstes Mal ein Phoner bitte, das macht mehr Spass! ;-D
Cheers!
SCHMIER!!!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert