Mit „Through Forests Of Nonentities” haben Dead Eyed Sleeper eine komplexe und eigenständige Platte auf den Markt geworfen, Grund genug dem Gitarristen Stephan mal etwas auf den Zahn zu fühlen und mit ihm über Musik hören beim Staubsaugen und tot-komprimierten Metal Core Sound zu plauschen.
Hi, danke bei mir ist alles klar soweit. Danke erst mal an Eurem Interesse und dafür, dass Du Dir Zeit genommen hast dich mich unserem neuen Album „Through Forests Of Nonentities“ auseinander zu setzen.
Ihr habt mit „In Memory Of Mankind“ zwar schon eine CD vor „Through Forests Of Nonentities“ veröffentlicht, dennoch kommst du nicht drum herum, euch mal kurz vorzustellen.
DEAD EYED SLEEPER gibt es inzwischen seit ca. 5 Jahren und wir haben in dieser Zeit zwei Albern veröffentlicht. Mit einem Großteil der Besetzung waren wir vorher schon bereits 13 Jahre unter unserem alten Banner „Legacy“ im Untergrund unterwegs.
Nachdem wir druch den Wechsel in unserer Rhythmusfraktion die Möglichkeit hatten uns musikalisch mehr auszutoben und immer mehr merkten, dass wir uns von unserem ursprünglichen Stil wegentwickelten, fanden wir, dass es an der Zeit war unter dem neuen Namen DEAD EYED SLEEPER nochmals von vorne zu beginnen. So veröffentlichten wir 2007 unser Quasi-Debut unter neuem Namen. 2009 haben wir dann unseren Deal bei Supreme Chaos Records ergattert und im Juli unser aktuelles Album „Through Forests Of Nonentities“ veröffentlicht.
In wieweit hat sich euer Musikstil zwischen den beiden Alben gewandelt? Ich kann mir nicht vorstellen, das der Vorgänger auch schon so progressiv war.
Unser Vorgängeralblum „In Memory Of Mankind“ (2007) war schon ähnlich geraten wie der aktuelle output. Ich denke, dass es noch ein bisschen vertrackter und chaotischer geraten ist als das aktuelle Album. Der Hauptunterschied ist wahrscheinlich, dass die Songs von „Though Forests Of Nonentities“ diesmal mehr auf den Punkt komponiert sind und somit etwas schneller zünden können und mehr Atmosphäre verbreiten.
Worin siehst du den Grund für die starke Komplexität die mittlerweile eure Musik auszeichnet? Seid ihr einfach erwachsen geworden und habt keinen Bock mehr auf den ganzen Einheitsbrei?
Ganz genau, so könnte man das sagen, hehe. Ich denke wir haben uns hoffentlich in allen Bereichen weiterentwickelt. So eben auch in unserem Musikgeschmack und hoffentlich auch den spielerischen Fähigkeiten und so war es ganz natürlich wohin sich unsere Musik entwickelt. Wir haben uns jetzt nicht hingesetzt und beschlossen…“Hey, lasst uns mal ein bisschen komplexer werden“.
Wo siehst Du eure Haupteinflüsse auf die Musik, bzw. was für Musik hört ihr privat?
Wir stehen auf alle möglichen Musikrichtungen und Stile. Ich mag einfach interessant gemachte oder atmosphärische Musik. Angefangen hab ich mit Bands wie Morbid Angel, Death, Pestilence, Psychotic Waltz oder Voivod. Wenn ich mir heute ein Album auflege sind das häufig Band wie Gojira, Intronaut, Mastodon, The Faceless, Yob oder Between The Buried And Me. Alles Musik, die sich nur schwer in eine lupenreine Schublade pressen lässt.
Wenn wir schon beim Privaten sind, schweifen wir doch mal etwas ab: Erzähl mir mal ein bißchen was zu den Mensch hinter DEAD EYED SLEEPER. Womit verdient ihr bspw. eure Brötchen?
Ach, wir sind halt fünf Herren aus dem Rhein-Neckar-Kreis und verdienen unsere Brötchen alle mit mehr oder weniger normalen Jobs. Ich verdiene meine Brötchen als Heilpädagoge, Corny gibt Schlagzeugunterricht und studiert Schlagzeug. Unser Basser arbeitet in ner Dentalfirma und der Rest der Jungs sind Lehrer.
Für euer neues Album habt ihr Supreme Chaos Records gewinnen können. Wie kam denn die Zusammenarbeit zustande, war Robby der einzigste der auf eure Bewerbung reagiert hat oder seid ihr schon seit Jahren dicke Freunde?
Robby von Supreme Chaos Records kennen wir erst seit unserer Zusammenarbeit mit Ihm. Mit dem Deal lief eigentlich alles ganz klassisch und unspektakulär ab. Wir haben uns natürlich mit „Through Forests Of Nonentities“ bei mehreren Labels beworben und auch noch zwei weitere Angebote bekommen. Wir hätten das aktuelle Album theoretisch auch noch über unser altes Label Musicaz Rec. Veröffentlichen können.
Das wir dann bei Supreme Chaos Rec. gelandet sind sehe ich nach wie vor als Glücksfall. Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Robbys Angebot erschien uns einfach am besten und die Chemie stimmte von Anfang an. Wir hatten einfach den Eindruck, dass SCR voll hinter unserer Musik stehen und allein der Slogan des Labels (Innovative Metal Art) wäre Grund genug gewesen bei ihnen zu unterschreiben, hehe. Robby ist eben ein echter Musikliebhaber und war z.B. mutig genug gleich für unser Label-Debut eine geile limitierte Holzbox Edition des Albums zu veröffentlichen.
Was glaubst du hebt euch von anderen Bands ab, die sich vergeblich um einen Deal bemühen?
Puh, schwierige Frage. Wir sind ja jetzt schon ziemlich lange dabei und haben uns auch damals unter dem Namen Legacy vergeblich um einen Deal bemüht. Ich denke es ist einfach wichtig ein überzeugendes Album bzw. Gesamtpaket vorlegen zu können bei dem bereits alles stimmt. Wir habe uns ja z.B. mit unserem komplett fertigen Album beworben und nicht mit einem Demo oder so. D.h. der Sound stimmt, das Artwork war fertig und macht einen hoffentlich aufmerksam und die Songs sind doch auch recht überzeugend geworden, hehe.
In wieweit denkst du dass von der Labelseite auch ein bißchen die Hoffnung besteht am derzeitigen Ahab Erfolg mitzuprofitieren?
Ich glaube nicht, dass unsere Zugehörigkeit zu Ahab der Grund war einen Deal zu bekommen bzw. dass da viel Kalkül dahinter steckt. Ich war z.B. zu er Zeit noch gar kein offizielles Mitglied von Ahab. Aber klar, ein bisschen Namedropping ist natürlich nicht abzustreiten. Schade finde ich es da manchmal nur, dass Dead Eyed Sleeper teilweise als Sideproject von Ahab oder Fragments Of Unbecoming dargestellt werden. Was natürlich absoluter Quatsch ist, schließlich sind wir als Dead Eyed Sleeper deutlich länger unterwegs als mit unseren Kumpels von Ahab oder Fragments Of Unbecoming.
Ich habe gesehen die Reaktionen auf das Album sind bisher sehr gut ausgefallen. Hattet ihr damit gerechnet?
Anfänglich hatte ich schon die Befürchtung, dass „Through Forests of Nonentities“ bei vielen Kritikern nicht so gut ankommen könnte. Man muss halt schon etwas Zeit mitbringen um sich mit dem Album ernsthaft auseinander zu setzen, Zeit, die viele Journalisten gar nicht haben und sich das Album dann beim Staubsaugen anhören.
Von daher waren wir von der Masse an positiver Rückmeldung dann doch etwas überrascht. Es ist natürlich super, wenn man merkt, dass die Arbeit die in dem Album steckt gewürdigt wird.
Meine Bewertung eures Albums war bei uns nicht unumstritten. Ich habe selbst eine Weile gebraucht bis ich den richtigen Zugang gefunden hatte. Was sagt ihr Leuten, die eine euphorische Review lesen, dann eure Musik z.B. auf Myspace anhören und nach zwei Minuten überfordert weitersurfen?
Nehmt Euch mehr Zeit, hehe. Ich kann mir schon vorstellen, dass sich manche Hörer überfordert fühlen, gerade bei der Masse an Musik die du Dir jeden Tag auf Myspace anhören kannst. Wenn da ein Song nicht gleich in der ersten Sekunde voll losknallt, schalten doch viele schon wieder ab. Mann muss sich schon etwas in unsere Musik hineinhören und wir haben auch nicht diesen tot-komprimierten Metal Core Sound der keine Dynamik mehr zulässt.
Häufig höre ich auch, dass das Album besonders als ganzes wirkt. Wir machen eben keinen Easy-Listening Metal wo du nach den ersten zwei Takten weißt wie der Song enden wird. Aber hey, wir sind jetzt auch nicht Psyopus oder so. Ich denke schon, dass jeder Musikliebhaber seine Freude an unserem Album haben kann ohne dafür Mathe studieren zu müssen. Es gibt immer sehr viele groovige und eingängige Elemente in unseren Songs.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Gefahr der Überforderung bei Konzerten genauso gegeben ist. Wie liefen denn die ersten Shows? Gabs mehr offene Münder oder mehr kreisende (bzw. arhythmisch zuckende) Köpfe?
Wir versuchen für das Live Set schon Songs auszuwählen, die schnell zugänglich sind bzw. sich auch zum abgehen eignen. Wir haben schon die verschiedensten Stücke von „Through Forests Of Nonentities“ gespielt und man merkt recht schnell welche Songs sich besonders gut für eine Live-Situation eignen. Wir haben immer eine Menge „Abgehsongs“ im Set aber eben auch ein paar wenige überlange Death-Prog-Brocken, die etwas atmosphärischer sind und zum zuhören einladen.
Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Songs durch jammen im Proberaum entstanden sind.
Wir schreiben meistens zu dritt an einem Song bzw. einem Album, also Corny, Peter und ich. Die meisten Ideen entstehen tatsächlich zuhause an der Gitarre oder am Rechner, Death Metal lässt sich eben schwer jammen. Jeder notiert seine Song- oder Riffideen und arbeitet sie soweit aus wie er möchte. Häufig kommen da dann auch komplette Songs raus, bei denen die Schlagzeug, Bass und Gitarrenspuren schon fertig ausgearbeitet sind.
Wenn wir dann beim gemeinsamen spielen im Proberaum merken, dass uns etwas noch nicht gefällt, ändern wir dies gemeinsam. Prinzipiell nehmen wir uns viel Zeit die Songs gemeinsam zu arrangieren. Häufig nehmen wir einen fertigen Song dann nochmals komplett auseinander, um ihn wieder ganz neu zu arrangieren. Vorproduktionen der Songs helfen uns dabei zu entscheiden ob ein Song stimmig ist oder in welche Richtung er sich entwickeln soll. Außerdem ist es gut einen Song zuhause nochmals mit frischen Ohren zu bewerten.
Was sich mir gar nicht erschlossen hat, war das lyrische Konzept, dass ja anscheinend vorhanden ist. Von was handelt denn die Scheibe?
Prinzipiell dreht sich alles um die emotionale Entwicklung unseres Alter Ego, dem Dead Eyed Sleeper und seine Auseinandersetzung mit seiner Umgebung. Während seiner „Reise“ durchläuft er die drei Zustände „Enclosure“, „Transformation“ und „Exit“, die gleichzeitig auch die drei Kapitel des Albums bilden.
Im ersten Kapitel „Enclosure“ wird die panische Erkenntnis des Gefangenseins in Strukturen und dem fehlbaren menschlichen Fleisch behandelt. Des Sleepers verzweifelte, selbstbetrügerische Versuche, aus diesen Käfigen zu entfliehen, und seinen totalen Zusammenbruch formt Kapitel II „Transformation“. Kapitel III „Exit“ beschreibt das Wiederaufraffen und dem Ausbruch des Sleepers aus vorgegebenen Strukturen. Allerdings sind die Texte vage und kryptisch genug gehalten, um Raum für eigene Interpretationen zuzulassen.
Die grafische Umsetzung der Musik ist auch sehr gelungen. Einerseits sehr eigenständig und verschroben, andererseits sehr düster und trotzdem facettenreich und vor allem definitiv kein Standardartwork. Ist das komplett auf euren Mist gewachsen?
Sascha Ehrich von Freimuth Illustrates bzw. Fragments Of Unbecoming hat für uns das Cover entworfen und sich dabei selbst übertroffen. Er zeigt sich z.B. auch für unseren Schriftzug und das Logo verantwortlich.
Wir erzählten Sascha ein bisschen was über das Konzept und die Thematik von „Through Forests Of Nonenties“ und irgendwann kam er dann mit diesem Hammer-Artwork an. Wir haben uns sofort in seine Arbeit verliebt, da es so perfekt die Stimmung und Thematik des Albums einfängt. Trotzdem lässt es noch genug Freiraum für eigene Interpretationen und das macht das ganze Bild besonders spannend. Wir haben schon echt interessante Theorien zum Cover gehört, bei denen sich Leute Zeit genommen haben sich intensiv damit auseinander zu setzen.
Wie geht es denn jetzt bei euch weiter? Was sind eure nächsten Ziele?
In nächster Zeit stehen mal wieder ein paar Konzerte an, bei denen wir „Through Forests Of Nonentities“ live präsentieren werden. Außerdem arbeiten wir momentan wieder an neuem Material und sind gerade dabei die ersten Demos von ein paar neuen Ideen zu produzieren. Nächstes Jahr währen wir dann gerne mal wieder auf ein paar Sommer-Festivals vertreten, mal sehen was daraus wird.
Merkt ihr schon dass ihr wegen der anderen, größeren musikalischen Projekte zeitlich etwas in Bedrängnis geratet? Bei Fragments Of Unbecoming steht ein Release an und bei Ahab ne Tour. Wie wollt ihr als Juniorpartner langfristig damit umgehen?
Bisher läuft eigentlich alles recht reibungslos. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass fast jeder neben seinem normalen Job noch in zwei Bands spielt, mit denen es regelmäßige Aufnahmen und Konzerte gibt. Wir müssen unsere Zeit halt einfach gut einplanen und uns was Konzerte und Proben angeht gut absprechen.
Manchmal kommt es halt vor, dass die Band mit der man gerade im Studio oder (wie im Fall von Ahab) auf Tour ist für kurze Zeit Priorität genießt. Damit umzugehen haben wir inzwischen gelernt und es funktioniert so, dass keine Band zu kurz kommt bzw. gleichberechtigt neben einander steht.
Ich habe das Gefühl, dass in letzter Zeit die Zahl der völlig eigenständigen und abgefahreren Bands deutlich zunimmt. Worin siehst du den Grund für diese Entwicklung?
Das finde ich auch, eine Entwicklung die ich übrigens sehr begrüße, hehe. Ich denke das sich die Musik einfach ständig weiterentwickelt und immer mehr Einflüsse aus allen Genres ineinander vereint. Ich hab aber auch den Eindruck, dass die Metal-Szene viel offener geworden ist was den Genremix angeht. Es gibt inzwischen so viele Bands, die du nicht mehr so einfach in eine Schublade stecken kannst und die die üblichen Spartenzuweisungen sprengen und Musiker wachsen natürlich mit dieser Entwicklung mit.
Bevor wir zum Ende kommen, gibt’s jetzt noch schnell unser traditionelles Wortspiel: Was fällt dir zu folgenden Begriffen ein:
George A. Romero: Ich steh auf dieses Zombie-Ding
Vienna: Eine meiner Lieblingskneipen in MA
Horst: Vorliebe für dämliche Spitznamen
Dream Theater: Geniale Musiker, konnt ich aber noch nie besonders viel mit anfangen ;)
Metal1.info: DANKE!
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen! Noch viel Erfolg mit der neuen Platte und allen folgenden, die letzten Worte gehören dir.
Na dann mal vielen Dank an die, die es geschafft haben bis hier durchzuhalten und Danke an Eurem Interesse an unserem Material. Checkt unser neues Album „Through Forests Of Nonentities“ oder ladet Euch auf unserer Homepage ein paar Songs runter. Viel Spaß damit und Prost.