Interview mit Ola Blomkvist von Dautha

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Nicht umsonst wird das Mittelalter auch als „das finstere Zeitalter“ bezeichnet – neben der aus dieser Epoche stammenden Musik eignet sich also vor allem Doom Metal dazu, die Geschichten aus dieser Zeit zu untermalen. DAUTHA haben diese Behauptung mit ihrem Debüt „Brethren Of The Black Soil“ kürzlich eindrucksvoll untermauert. Im Gespräch mit Ola Blomkvist haben wir den Bandgründer und Gitarristen unter anderem zu den Inhalten seiner Songs, seine Faszination für vergangene Zeiten und seine weiteren Pläne für das noch junge Projekt befragt.

DAUTHA ist eure noch junge Band, mit der ihr mittelalterlich inspirierten Doom Metal spielt. Wer von euch war der Initiator, der die Band ins Leben rief und wie kam es dann zu eurer Zusammenarbeit?
Ich gründete die Band 2013 als Nebenprojekt von Griftegård und Wardenclyffe und nach sechs Monaten fragte ich meinen Schlagzeuger-Kollegen in Wardenclyffe, Micael Zetterberg, ob er mitmachen will. Nachdem wir ein Jahr als Duo geprobt haben, luden wir noch Emil Åström, den Bassisten von Wardenclyffe, ein, zu uns zu stoßen und bald wurde Erik Öquist für die Leadgitarre hinzugezogen. Dann, Anfang 2016, stimmte Lars Palmqvist zu, unser Sänger zu werden. Sowohl Erik als auch Lars sind Kollegen von mir von der Arbeit und da ich ihre Fähigkeiten als Musiker und als Menschen kannte, wusste ich, dass sie sich gut in DAUTHA machen würden.

Schreibt ihr eure Songs alle zusammen oder gibt es unter euch einen Hauptsongwriter?
Ich bin der vorrangige Songwriter, aber jeder in der Band trägt etwas bei, also ist DAUTHA letztlich ein Produkt unserer Teamarbeit.

Ihr seid alle auch in anderen Bands tätig. Welchen Stellenwert nimmt DAUTHA im Vergleich dazu für euch ein? Ist es eher ein lockeres Nebenprojekt oder wollt ihr die Band längerfristig und mit Konzentration fortführen?
Um für mich selbst und, wie ich glaube, auch für Erik, Micael und Emil zu sprechen, würde ich sagen, dass DAUTHA unsere erste Priorität ist. Lars ist hingegen der einzige von uns, der so etwas wie eine richtige Musikkarriere hat und das ist offensichtlich nicht durch DAUTHA passiert, sondern durch Scar Symmetry, was somit seine wichtigste musikalische Tätigkeit ist. Außerdem hat Lars kürzlich einen Vertrag für ein Rock-Musical in England unterschrieben, es heißt Krankenstein (http://www.krankensteinshow.com/). Das haben wir jedoch bei der Planung für DAUTHA berücksichtigt. Wir wollen die Band auf jeden Fall aufrechterhalten und es gibt bereits Pläne und Material für ein zweites Album.

Woraus bezieht ihr die meiste Inspiration für eure Musik? Ich schätze mal, Candlemass zählen zu euren größten Einflüssen, oder?
Nun, man kommt nicht darum herum, sich von Candlemass inspirieren zu lassen, wenn man Epic Doom spielt – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Für DAUTHA sind jedoch Folk, Neofolk und Mittelaltermusik genau so wichtig oder sogar noch wichtiger, wenn es um Einflüsse geht, selbst wenn es nicht so direkt in unserem Sound zu hören ist.

Ihr setzt eure mittelalterlichen Instrumente oder Stilmittel sehr gezielt ein, wohingegen andere Bands sich völlig darauf konzentrieren. Könnt ihr dem auch etwas abgewinnen oder ist es für euch in diesem Stil unerlässlich, dem Metal den Vorrang zu geben?
Normalerweise, wenn Metal-Bands traditionelle Instrumente spielen, wie etwa im Folk Metal, ist das zu fröhlich für uns. Wir wollen die Härte des Doom Metal beibehalten und die melancholische Seite des Folk miteinbeziehen.

Kürzlich habt ihr euer Debüt „Brethren Of The Black Soil“ veröffentlicht – zwei Jahre nach eurer ersten Demo. Was hat sich in der Zwischenzeit bei euch getan?
Wir haben komponiert und für die Aufnahmen zu unserem Debüt geprobt, auérdem habe ich alle Texte geschrieben.

Den Track „In Between Two Floods“ gab es bereits damals zu hören, auf eurem Debüt nun wieder. Warum habt ihr gerade diesen Song übernommen, nicht aber die anderen beiden?
Wir fanden, dass dieser Track am besten das Gefühl widerspiegelt, das wir auf dem Album rüberbringen wollten.

Zu dem Opener „Hodie Mihi, Cras Tibi“ habt ihr auch ein Musikvideo veröffentlicht. Warum habt ihr dafür gerade diese Nummer ausgewählt?
Dieser Song fasst am besten das zusammen, worum es auf dem Album geht. Er ist sowohl melancholisch als auch episch, düster, heavy und zerbrechlich. Außerdem hatten wir eine Idee für das Video, die sich trotz unseres nicht-existenten Budgets und unseres Mangels an Videofilm-Erfahrung umsetzen ließ.

Welchen Track eures Debüts findest du persönlich am besten und warum?
Es ist schwer, sich zwischen den eigenen Kindern zu entscheiden… Aber wenn ich es müsste, wäre es der Titeltrack, weil die Erzählung darin so gut zur Musik passt. Außerdem glaube ich, dass die Gesangsmelodie im Refrain sehr einprägsam und definitiv die beste ist, die sich unser Sänger Lars Palmqvist je einfallen hat lassen. Zudem bin ich sehr zufrieden damit, wie wir einen Psalm aus einem alten Gedicht des deutschen Poeten Andreas Gryphius in den Song eingebaut haben.

In euren Songs setzt ihr auf langsames Tempo und oftmals die Wiederholung der Motive. Vor allem der Titeltrack ist dadurch sehr lang geworden. Warum spielt Repetition für euch im Songwriting so eine große Rolle?
Beim Komponieren für DAUTHA sind Gefühl und Atmosphäre das Licht, das uns den Weg weist, zusammen mit den lyrischen Inhalten, und wenn das jemanden denken lässt, dass wir uns zu oft wiederholen oder zu lange Songs machen, dann soll es eben so sein. Die meisten Leute, die uns wegen des Albums angeschrieben haben, heben jedoch hervor, wie abwechslungsreich und vielschichtig es in ihren Augen ist, also liegt das alles im Ohr des Zuhörers.

Das Album beinhaltet auch einige Gastbeiträge wie zum Beispiel das Cello. Wusstet ihr bereits beim Songwriting, dass ihr euch Hilfe holen würdet oder hat sich das zufällig ergeben, weil ihr die Gastmusiker bereits vorher kanntet?
Das Cello ist eigentlich eine Geige, oder genauer gesagt zwei, eine davon ist eine Bratsche. Die Geigenmelodien wurden alle von Lars auf dem Keyboard geschrieben, bevor wir ins Studio gingen, außer einer Melodie in „Bogbodies“, die sich unsere Söldner-Geigerin Åsa Eriksson Wärnberg spontan bei den Aufnahmen einfallen hat lassen. Der Großteil der Chöre und des Backing-Gesangs wurde ebenfalls von Lars vor den Aufnahmen erdacht, allerdings wurden von unseren Gastsängern Rikard Larsson und Kristian Karlsson ein paar kleine Änderungen vorgenommen. Rikard und Kristian haben auch auf eigene Initiative und mit unserem Einverständnis Chöre und Backing-Gesang hinzugefügt.

In den Texten setzt ihr euch mit verschiedenen historischen Begebenheiten der Antike und des Mittelalters auseinander. Was genau fasziniert dich an diesem Themenkreis?
Fangen wir mit „Hodie Mihi, Cras Tibi“ an. Der Song befasst sich mit der Memento-Mori-/Vanitas-Bewegung in der Kunst in der mittelalterlichen Zeit nach der Pest. Ich finde, dieser Kunststil ist bis zum heutigen Tag unübertroffen in seiner morbiden Schönheit, wenn es darum geht, unser unausweichliches Ende zu portraitieren. Dem haben wir diesen Song gewidmet. Mit „Brethren Of The Black Soil“ geben wir den Kleinen und Unterdrückten der Geschichte eine Stimme und erlösen sie durch die ausgleichende Kraft des Todes, der Reich wie Arm befällt. Ich denke, es ist wichtig, die Prüfungen und Anstrengungen unserer hart arbeitenden Vorfahren zu würdigen. „Maximinus Thrax“ war der erste römische Soldatenkaiser und das wirklich Interessante an ihm war, dass er von sehr einfacher Herkunft war, nicht mehr als ein thrakischer Farmerjunge, der zum Herrscher der „zivilisierten“ Welt wurde. Außerdem litt er vermutlich an Akromegalie, was ihn praktisch zu einem Riesen machte. Laut damaliger Quellen war er zweieinhalb Meter groß, seine Muskeln und sein Temperament gingen damit einher. Er war grimmig, aber ziemlich schlau. Er war also quasi buchstäblich eine Larger-Than-Life-Figur, die wohl sogar für das bombastischste Hollywood-Drehbuch zu viel wäre. Der Reiz an „The Children’s Crusade“ liegt in der großen Tragödie dieses Geschehnisses, das im Jahr 1212 stattfand und nicht ausschließlich Kinder betraf. Unter den enthusiastischen, kleinen Kreuzrittern waren alle möglichen Leute, die nichts zu verlieren hatten, wie etwa Bettler, Prostituierte und andere Außenseiter. Unsere Erzählung richtet sich nach der populären Version der Geschichte und wir erwähnen die Nutten, Trinker, Verlierer und Spieler nicht, sondern konzentrieren uns auf die Kinder, denn wir sind nicht da, um eine Geschichtsstunde abzuhalten, sondern um ergreifende, tragische Geschichten zu erzählen. Die Kinder verlassen in Scharen ihr Zuhause in Nord-Frankreich und Deutschland und werden von zwei charismatischen Anführern, den prophetischen Schäferjungen Stefan von Cloyes und Nikolaus von Köln, auserwählt, das Heilige Land im Kampf von den Sarazenen zurückzuholen. Die Massen an Kindern, manche Quellen sagen, es waren 7.000, andere hingegen meinen es waren 30.000, wurden von ihren Zeitgenossen Pueri genannt und sowohl sie selbst als auch die guten Christen (nicht der Klerus und die Machthaber) glaubten daran, dass sie aufgrund der Tugend ihrer Unschuld siegen würden. Mächtige Ritter und Könige wie auch der mit höheren Mächten verbundene Klerus hatten versagt, doch die Kinder würden es friedlich vollbringen, durch Liebe… Es ist. als wäre es wieder 1968, nur eben in 1212… Wie auch immer, der Plan war jedenfalls, nach Italien zu marschieren, wo die Schäfer ihrem Gefolge mitteilen würden, dass Gott das Meer wie im Exodus teilen würde, um seine Kinder trocken durch das Mittelmeer zu bringen. In Italien endet unsere Version der Geschichte in einer Katastrophe, für diejenigen, die nicht ohnehin bereits auf dem Weg dorthin verloren gingen… Kein Zweifel, eine faszinierende Angelegenheit, und wer sonst als die Pueri könnte als wahres Kind der Verhängnis betrachtet werden? „In Between Two Floods“ ist ein weiterer Pest-Song, wir haben uns damit an Decameron herangewagt. Es muss wohl nicht gesagt werden, dass die Pest und ihre gravierenden Auswirkungen auf die Leute damals auch heute noch interessant sind. Wir wollten in dem Track die Karneval-Mentalität, die in der von der Pest heimgesuchten, europäischen Gesellschaft des 14. Jahrhunderts vorherrschte. Plötzlich war nichts mehr wahr und daher alles erlaubt. Sehr ähnlich wie in der säkularen, westlichen Gesellschaft heute. „Bogbodies“ – sieh sie dir nur mal an! Wenn man sie sich ansieht, erwartet man geradezu, dass diese gut erhaltenen, antiken Körper ihre Münder öffnen und uns ihre grauenerregenden Geschichten erzählen. In diesem Song tun sie es…

Woher kam die Inspiration zu den besungenen Themen? Wurde dafür gezielt recherchiert oder hattet ihr das nötige Wissen bereits davor?
Ich lese Bücher und wandere durch den Wald, außerdem besuche ich historische Stätten, um mich der Atmosphäre hinzugeben. Zudem ist es ein Hobby von Micael und mir, auf Flohmärkte zu gehen, wo man historische Bücher über Themen finden kann, die von der Allgemeinheit übersehen werden. Für das Album haben ich für „Maximinus Thrax“ und „The Children’s Crusade“ eingehend recherchiert, während etwa die Texte für den Titeltrack aus dem Unterbewusstsein kamen, welches von einer lebenslangen Faszination für die Mysterien der Geschichte herrührt.

Wonach hat sich entschieden, welche Ausschnitte aus diesem doch sehr weiten Feld ihr thematisiert? Und hätte es noch andere Dinge gegeben, die ihr für eure Texte in Betracht gezogen hättet?
Wir haben uns für diese Themen entschieden, da sie alle gute Geschichten beinhalten, die schlecht enden. Alle außer „Maximinus Thrax“, da ich die Geschichte verfrüht beende, gerade bevor er, ausgehend von der Historia Augusta, von seinen eigenen Soldaten niedergestreckt wird, sodass sein Song mit seinem Triumph positiv endet. Und ja, es gab andere Themen, die wir in Betracht zogen, die werden dann wohl auf Album Nummer zwei präsentiert werden. Wir hatten auch einen weiteren Song beinahe fertig, auch die Texte, als wir das Studio betraten, aber wir wollten nicht noch einen weiteren Track hineinzwängen, nur um ihn zu haben – das Album ist so schon lang genug. Außerdem ist der Inhalt dieser Nummer, wie soll ich sagen, auf humorvolle Art morbide, also hätte der Song wohl ohnehin nicht auf das Album gepasst.

Veröffentlicht wurde das Album über Ván Records. Wie kam es dazu und warum habt ihr euch gerade für dieses Label entschieden?
Sven von Ván bekam die „Den Förste“-Demo und mochte sie sehr, sodass er uns einen Deal anbot. Da ich schon zehn Jahre lang mit allen anderen Projekten von mir bei dem Label unter Vertrag bin, war es eine leichte Entscheidung. Sven ist in diesem Geschäft einzigartig, da er mit seinem Herzen denkt (vielleicht sogar etwas zu viel, sodass er finanziell darunter leidet) und dementsprechend handelt. Er ist auch sehr sorgfältig, wenn es um die Qualität der Aufmachung und des Masterings geht, also gibt es keinen Grund für DAUTHA, irgendwo anders als Zuhause zu sein.

Wie sieht es bei euch mit Live-Auftritten aus? Habt ihr etwas in der Richtung geplant?
Es gibt keine Pläne für Live-Shows, obwohl es bereits Angebote von einigen Festivals gab. Der Grund dafür, dass wir zumindest dieses Jahr nicht live spielen, ist, dass wir alle abseits der Band viel zu tun haben. Da steht das Leben einmal dem Doom entgegen.

Was sind sonst eure nächsten Pläne für DAUTHA?
Wir werden das gesamte Material, das wir für das zweite Album fertig haben, arrangieren und proben. Gleichzeitig sammle ich Inspiration für die Texte und schreibe sie.

Kommen wir zum Abschluss noch zu unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming:
Kirchenmusik: Bach ist der Beweis für Gotts Existenz.
Black Metal: Funeral Mist beweisen ebenfalls Gotts Existenz.
Game Of Thrones: Hab ich nicht gesehen.
Moderne Technologie: Wird unser Verderben sein.
Memento Mori: Weil moderne Technologie unser Verderben sein wird.
Schwedisches Leibgericht: Grisfötter

Nochmals danke für deine Antworten. Gibt es noch etwas, das du den Lesern mitteilen möchtest?
An alle deutschsprachigen Leser: Seht euch Ian Cushings „In Ewigkeit“ an – tolles Gedankenfutter: https://www.facebook.com/Ian.Cushing.Official/. Danke für die Gelegenheit, DAUTHA auf eurer Seite Gehör zu verschaffen!

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