Interview mit Stephane Azam von Crown

Bereits ihr Debüt „Psychurgy“ war ein Album, wie man es nicht alle Tage hört. Mit „Natron“ legen die Franzosen CROWN nun bärenstark nach. Bandkopf Stephane über die Tücke von Eigenproduktionen, seine Connections zu Neige und Khvost und einen See, der Tiere versteinert.

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Hallo Stephane, vielen Dank für deine Zeit. Wie geht es dir?
Mir geht es gut, danke – nach zwei Rückenoperationen und einem Monat absoluter Hölle fühle ich mich jetzt wie neugeboren und bin bereit, Europa gemeinsam mit Agalloch zu rocken.

Vor mittlerweile zwei Jahren habt ihr mit „Psychurgy“ ein wirklich beeindruckendes Debüt-Album veröffentlicht. Nun folgt mit „Natron“ Album Nummer zwei. Wenn du die beiden CDs vergleichst – was hat sich geändert, was ist gleich geblieben?
Ich denke, der Unterschied liegt vor allem in der Produktion und der Dynamik. Das neue Album ist deutlich dynamischer und die Produktion ist auch deutlich besser: Das Album wurde von David Husser gemixt und gemastert. Er hat wirklich ganze Arbeit geleistet! „Natron“ ist auch musikalisch gesehen kontrastreicher und in allen Punkten extremer. Gleich geblieben ist das monothone, binäre Zeug, das simple Riffing und Drumming mit Industrial-Komponente.

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Vielleicht erinnerst du dich an folgende Frage aus unserem letzten Interview: Wenn du das Album in einem Satz beschreiben müsstest – wie würde er lauten?
Es ist der Soundtrack zu meinen dunkelsten Gedanken und Visionen.

Mit dem Schweizer Frederyk Rotter sind CROWN vom Duo zum Trio geworden. Wie kam es dazu und wie managed ihr da das Bandgeschehen?
Er kommt aus Basel, wohnt also nahe der französischen Grenze. Er ist seit Jahren ein sehr guter Freund von mir und ich bin ein großer Fan siner Badn Zatokrev. Insofern hat es sich einfach so ergeben … ich habe ihn gefragt, ob er ein paar primitive Riffs mit zwei dummen Franzosen spielen will, und er hat direkt ja gesagt. (lacht) Das ist wirklich ein Killer-Lineup, er übernimmt nämlich auch Teile der Lead-Vocals.

Was ist sein Beitrag zu „Natron“?
Er singt bei zwei Songs, bei „The Words You Speak Are Not Your Own“ und „Tension Of Duality“ jeweils die Lead-Vocals. Ich habe die Musik geschrieben, er die Texte … ich mag seine Stimme sehr.

Crown - PsychurgyBei eurem Debüt habt ihr Mix und Mastering selbst übernommen – mit großartigem Ergebnis. Diesmal habt ihr beides in fremde Hände gegeben. Warum, und was waren die Kriterien, nach denen ihr David Husser vom Temple Studio und Adam Bastard von Warmer Mastering für diese Aufgaben auserkoren habt?
Ich würde nicht sagen, dass das Ergebnis großartig war, aber ich habe mein Bestes gegeben. Weil ich ziemlich pingelig bin, war ich mit dem Ergebnis aber trotzdem nicht zufrieden. Es ist aber auch sehr schwierig, wenn du das Material auch selbst aufgenommen hast und so weiter. Die eigene Band zu mischen birgt immer Risiken … am Ende war ich auch echt durch. David habe ich mir ausgesucht, weil er als Mischer und Produzent einen guten Ruf hat und er zudem bei einer grandiosen französischen Industrial-Band aktiv war, Y Front. Ich bin der festen Überzeugung, dass Y Front das nächste große Ding nach Marilyn Manson hätten werden können. Er ist ein echter Zauberer und es ist superaufregend mit ihm zu arbeiten: Er ist ein sehr professioneller, kreativer Kerl, der immer versucht, alles zu verbessern. Er ist eine Art Trent Reznor, er hat die Kreativität, aber er ist auch ein ausgezeichneter Musiker mit viel Talent. Ich weiß jetzt schon, dass er auch unser nächstes Album machen wird – er war wirklich das Beste, was CROWN passieren konnte. Adam Bastard arbeitet an jeder von Davids Produktionen mit, die beiden machen zusammen einen echt guten Job … die sind wirklich ein Dream-Team.

Ihr habt auf „Natron“ mit Neige, Khvost und Michiel Eikenaar als Gastmusiker prominente Unterstützung bekommen. Wie kam es dazu?
Ich bin Tontechniker und stehe bei Konzerten von Grave Pleasures (Beastmilk-Nachfolgeprojekt, A.d.Red.), Hexvessel und auch Alcest am Mischpult. Daher habe ich gute Verbindungen zu den Jungs.

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Der Song mit Khvost am Gesang klingt stark nach Beastmilk bzw. Greave Pleasures. War das Zufall und du hast Khvost deshalb als Sänger für das Stück ausgesucht, oder hatte er Einfluss auf das Songwriting?
Ich bin mit Khvost befreundet, und als ich das Album geschrieben habe, dachte ich bei dem Song automatisch an ihn. Zusammen mit „Serpents“ ist „Fossils“ mein Lieblingssong auf dem Album. Ich habe das Stück seit Jahren herumliegen und habe viele Male versucht, dazu zu singen, aber ich war mit meinem Gesang nie zufrieden. Als ich den File dann vor ein paar Monaten wiedermal aufgemacht habe, kam mir direkt Mat (a.k.a. Khvost, A.d.Red) in den Kopf: Ich wusste sofort, dass er der perfekte Typ dafür wäre, und er hat das echt großartig hinbekommen … ein perfektes Zusammenwirken also!

Für was steht der Albumtitel und gibt es einen Kontext zwischen Titel und den Themen der Lyrics?
Der Titel bezieht sich auf einen See in Tansania. Tiere sterben und werden quasi versteinert, wenn sie in dem See tauchen … manche überleben diese Bedingungen nicht, aber Tiere manche halten es dort auch aus – es ist eine metaphorische Vision unserer Zeit. Wir tauchen alle in neue Technologien ab, neue Extreme, neue Besitztümer … und das alles ziemlich unkontrolliert. Das führt zu einer desozialisierten und versteinerten Gesellschaft.

Wie passt das Cover zu diesem Konzept?
Crown - NatronIch wollte einen Tier-Bezug und diesen Wunsch hat mir unser Graphiker erfüllt: Er hat den Unterkiefer eines Raubtiers modelliert, der zwar nicht mehr identifizierbar ist, aber immernoch eine gewisse Aggressivität ausstrahlt. Er hat ihn in Porzellan-Optik gestaltet, um ihm den Anschein von Zerbrechlichkeit zu verleihen. Daraus ergibt sich dieser Kontrast, dass es gleichzeitig aggressiv und zerbrechlich aussieht. Natron hat ja auch die Eigenschaft, dass es Gegenstände versteinern kann. Oder die vergänglichen Toten der Äqypter zu tausende Jahre überdauernden Mumien. Diese Ambivalenz wollten wir symbolisieren.

Wie eingangs schon erwähnt, geht ihr im August mit Agalloch auf Tour. Was erwartest du dir von der Tour?
Ich bin echt gespannt auf diese Tour – es wird meine erste als Musiker! Ich war als Tontechniker schon diverse Male unterwegs, aber diesmal bin ich etwas angespannt, weil ich mit CROWN jeden Abend die bestmögliche Show abliefern will. Aber wir arbeiten hart daran und es wird gut. Viele Länder, coole Locations, coole Festivals – das ist wirklich deine große Chance für uns. Ich bin auch ein großer Fan von Agalloch, insofern wird das sowieso eine geile Sache, und ich weiß, dass wir eine hammer Crew haben, insofern wird es in jedem Fall ein unvergessliches Abenteuer. Es ist uns wirklich eine Ehre, Agalloch supporten zu dürfen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sich mal eine solche Gelegenheit für uns auftun würde.

Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Griechenland: Kriese
Agalloch: Progressive Avantgarde Black Metal
Grave Pleasures: Das nächste große Ding.
Deutschland: Ich liebe dich, Berlin!
Dein bisheriges Lieblingsalbum 2015: Leviathan – Scar Sighted
CROWN in zehn Jahren: Auf Welttournee oder komplett taub und dumm. (lacht)

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