Geht es um traditionsbewussten Heavy Metal, so darf neben Skandinavien auch Griechenland nicht außer Acht gelassen werden – immerhin brachte das Land mit Firewind eine der erfolgreichsten europäischen Power-Metal-Bands hervor und beheimatet mit dem „Up The Hammers“-Festival obendrein eine der wichtigsten Brutstätten des Undergrounds. Seit über 15 Jahren ist mit CRIMSON FIRE eine weitere Band aus dem Land der Mythen und Götter aktiv, die sich ganz und gar dem Metal der alten Schule verschrieben hat. Neuerlich bei No Remorse Records untergekommen veröffentlicht die Truppe mit „Another Dimension“ dieser Tage ihr drittes Album, was uns ein Interview mit Gitarrist Stelios Koutelis wert war.
Hallo Stelios und vielen Dank für dieses Interview! Wir leben in ziemlich schrägen Zeiten – wie geht es dir?
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt! Ja, die Zeiten sind wirklich schräg und es bleibt nur zu hoffen, dass es bald besser wird. In Griechenland ging es aufgrund der Waldbrände und der COVID-Pandemie ziemlich hektisch zu. Trotzdem geht es der Band im Augenblick sehr gut und wir können es kaum erwarten, dass unser neues Album am 27. August erscheint!
Seit der Veröffentlichung von „Fireborn“ sind fünf Jahre vergangen. Was war seither bei euch los?
Das mag wie ein langer Zeitraum wirken, aber glaubt mir, wenn ich sage, dass es das nicht war. Wir haben ein paar Jahre damit verbracht, „Fireborn“ zu promoten, indem wir Konzerte gespielt haben – das gipfelte 2018 in einem großartigen Trip nach München aufs „Trveheim“-Festival und einem Support-Slot für Cloven Hoof in Athen. Danach hatten wir etwa zwei Jahre Zeit, „Another Dimension“ vorzubereiten. Die COVID-Einschränkungen haben da nicht wirklich geholfen und ich glaube, das ist auch der Grund, warum wir uns für dieses Album wirklich Zeit gelassen haben. Das Ergebnis war es allerdings wert.
Mit „Another Dimension“ steht euer neues Album nun kurz vor seinem Erscheinen. Was kannst du uns über die Platte erzählen?
Ihr könnt auf jeden Fall eine vollkommen andere Atmosphäre erwarten. Als wir das Material für das neue Album komponiert haben, wollten wir eine Platte machen, die auf jeden Fall nach uns klingt, allerdings mit einem anderen Anstrich. Also haben wir mit Synthesizern und Keyboards herumexperimentiert und den Songs neue Ebenen, jede Menge Gitarrenparts und Gesangsharmonien hinzugefügt. In gewisser Weise wollten wir so die 80er in die Gegenwart holen.
Wie liefen das Songwriting und die Aufnahmen genau ab?
Es gab drei Haupt-Songwriter, die ihre Ideen eingebracht haben: Ich, John (Britsas, Gesang, Anm. d. Red.) und Dinos (Ganitis, Bass, Anm. d. Red.). John schreibt alleine, also sind die Songs, die er einbringt, meistens schon fertig – nur bei zwei seiner Nummern haben wir noch etwas geändert. Dinos hatte gleich ein paar Nummern, die wir so weit wir konnten umgebaut haben, damit sie zu unserem Stil passen. Dinos und ich arbeiten sehr gut zusammen. Es macht uns echt Spaß, dem Material den letzten Schliff zu verleihen und hier und da Parts hinzuzufügen oder auch zu streichen. Wir haben zum Beispiel einen kompletten Song zusammen geschrieben, für den ich ein paar ältere Ideen verwenden konnte, die perfekt zu diesem Album gepasst haben. Und das war’s eigentlich. Ich habe ein Heimstudio in Athen, das für die Aufnahmen sehr hilfreich war. Dort haben wir Bass, Gitarren und Gesang aufgenommen. Wir haben auch sehr eng mit Terry Nikas (Scar Of The Sun, Suicidal Angels) zusammengearbeitet, der sowohl die Schlagzeugaufnahmen als auch den Mix von „Another Dimension“ übernommen hat.
Das Artwork zu „Another Dimesion“ stammt von Andreas Marschall, der schon für ein paar der größten Power-Metal-Bands tätig war. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Wir konnten das kaum glauben und fühlten uns extrem geehrt, die Möglichkeit zu haben, mit so einer Legende zu arbeiten. Die Zusammenarbeit war dabei sehr schnell und einfach. Wir hatten bereits eine Vorstellung davon, welche Art Cover wir haben wollten und als wir Andreas davon erzählten, fertigte er sofort eine erste Skizze an. Wir fanden, dass das genau so aussah, wie wir es haben wollten und sagten ihm zu. Das Endergebnis war um Längen besser, als wir es je erwartet hätten: Tolle Details, Farben und eine großartige Atmosphäre!
Mit Nikos Efetzis habt ihr gerade einen neuen Gitarristen in die Band geholt. Wie kam es dazu?
Anfang 2021 erzählte mir George Prattos, dass er sehr mit seinem Privatleben beschäftigt sei und daher nicht mehr genug Zeit habe, sich um die Band zu kümmern. Außerdem wollte er mit dem neuen Material eher in eine andere Richtung gehen. Wir haben uns also kurz unterhalten und beschlossen, dass wir nicht länger miteinander arbeiten würden. Es lief allerdings alles freundschaftlich ab und wir danken ihm für alles, was er in CRIMSON FIRE gesteckt hat. Bald danach übernahm Nick die Position und wir sind wirklich froh, ihn zu haben, da er ein toller Mensch und ein wirklich begabter Musiker ist.
Worum geht es in den Texten des neuen Albums?
Um viele verschiedene Themen. Manche Songs so wie „Judas“ haben einen eher religiösen Hintergrund und „Walking Into The Light“ dreht sich um den ewigen Kampf zwischen Gott und dem Teufel (oder zwischen Gut und Böse, wenn euch das lieber ist). Andere Nummern entführen zurück in die 80er. In manchen geht es um das Tourleben und darum, wie man einfach alles gibt, um seine Ziele mit der Musik zu erreichen. Wir kommentieren in unseren Songs auch gerne aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen.
Welche anderen Bands und Musikrichtungen beeinflussen euch?
Das ist gar nicht so leicht. Ich würde sagen, dass Bands wie Def Leppard und Mötley Crüe sehr großen Einfluss auf unseren Sound haben. Es ist genau dieser Mix aus U.S.-amerikanischem und europäischem Metal, der unserer Musik dieses nostalgische und doch bissige Feeling verleiht. Was weitere Einflüsse angeht, kann ich nur sagen, dass wir alle Riot, Queensryche, Judas Priest, Iron Maiden und viele weitere Bands lieben …
Die COVID-19-Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, aber Bands und Clubs scheinen besonders hart getroffen. Wie geht es euch nach fast anderthalb Jahren damit?
Da gebe ich euch Recht. Mir scheint es, als würden Livemusik, Clubs und die Leute, die mit der Produktion von Livemusik zu tun haben die Auswirkungen der Pandemie am stärksten zu spüren bekommen. Natürlich merken das auch Labels und Plattenläden, aber der Handel findet immer einen Weg, solche Rückschläge auszugleichen. Für CRIMSON FIRE wären noch länger anhaltenden COVID-Beschränkungen wahrlich besorgniserregende Neuigkeiten, weil wir unbedingt 2022 durch Europa touren wollen.
Und wenn das Touren wieder möglich ist: Werden wir CRIMSON FIRE in Deutschland sehen?
Auf jeden Fall! Wie gesagt haben wir großes Interesse, 2022 eine Europatour zu buchen. Der Plan ist, für eine bekannte Band, die wir alle lieben, zu eröffnen und dabei in mittelgroßen Clubs zu spielen. Natürlich nehmen wir COVID ernst, aber für uns heiligt der Zweck die Mittel und wir sind bisher sehr zuversichtlich, was diese Pläne angeht. Deutschland steht auf unserer Liste ganz oben und wir können es kaum erwarten, euch alle auf Tour zu sehen!
Vielen Dank für deine Zeit. Lass uns zum Abschluss noch ein wenig Brainstorming betreiben. Was ist das Erste, das dir zu den folgenden Begriffen einfällt?
Lockdown: Scheiße (lacht)
Up The Hammers: Lasst euch das nicht entgehen!
Underground: Unsere Geburtsstätte und die Hoffnung für die Zukunft des Metal
Firewind: Talent und harte Arbeit zahlen sich aus
CRIMSON FIRE in 10 Jahren: An der Weltspitze!
Noch einmal vielen Dank für dieses Interview. Die abschließenden Worte gehören dir – möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Vielen Dank für das Interview und tausend Dank an unsere Fans und Freunde in Deutschland! „Another Dimesion“ erscheint am 27. August über No Remorse Records und bis dahin könnt ihr euch ja schon mal den Opener „Judas“ auf YouTube reinziehen.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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