Dass der Glam Rock bzw. Metal in Schweden zuhause ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Neben prominenten Genre-Vertretern wie Hardcore Superstar oder Crashdiet schlüpfen auch CRAZX LIXX regelmäßig in die Spandex und tun so, als seien die seligen 80er nie zu Ende gegangen. Zwei Jahre nach ihrem fiktiven Filmsoundtrack „Forever Wild“ hat die Truppe aus Malmö mitten in einer weltweiten Virus-Pandemie ein neues Album aufgenommen. Und weil „Street Lethal“ authentischer klingt als die meisten der offensichtlichen Vorbilder es heute tun, baten wir Sänger Danny Rexon, uns alles über die Platte zu erzählen.
Hallo Danny und vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst! Es liegen seltsame – und schwierige – anderthalb Jahre hinter uns. Wie geht es dir?
Wie ihr schon gesagt habt, war es auf jeden Fall ein seltsames Jahr – es war die längste Abstinenz von Live-Konzerten seit ich 15 geworden bin. Die Dinge scheinen sich aber zum Besseren zu wenden, weshalb ich hoffnungsfroh in die Zukunft blicke. Die Veröffentlichung unseres neuen Albums bedeutet für CRAZY LIXX hoffentlich einen Neuanfang.
Ungefähr zwei Jahre sind seit dem letzten CRAZY-LIXX-Album „Forever Wild“ vergangen. Was war seither bei euch los?
Wir sind damals mit „Forever Wild“ auf Tour gegangen, mussten dann aber aufgrund der Pandemie abbrechen. 2020 haben wir also nur eine Handvoll Konzerte gespielt, ehe alles zum Stillstand kam. Ab diesem Zeitpunkt haben wir eigentlich nur noch über das nächste Album nachgedacht, weil uns recht schnell klar wurde, dass das eine ganze Weile dauern würde. Wir mussten „Forever Wild“ also mehr oder weniger ad acta legen und haben mit der nächsten Platte begonnen.
Mit „Street Lethal“ ist besagtes Album gerade erschienen. Was kannst du uns darüber erzählen?
Es ist das Ergebnis all der harten Arbeit, die wir in dem Jahr ohne Auftritte investiert haben. Wir haben uns beim Songwriting sehr viel Mühe gegeben und auch ein paar neue Sachen ausprobiert. Ich finde, dass es wirklich gut geworden ist und ich bin sehr stolz darauf – hoffentlich sehen die Fans das genauso!
Wie würdest du sagen hat sich euer Sound seit „Forever Wild“ entwickelt?
Dieses Album unterscheidet sich in einer Reihe von Punkten von seinem Vorgänger. Einer der Hauptunterschiede ist, dass wir diesmal mit ein paar externen Songwritern gearbeitet haben. Ich glaube daher, dass „Street Lethal“ eine größere stilistische Bandbreite bietet als „Forever Wild“, auf dem alle Songs von mir geschrieben wurden. Außerdem stammt der Mix diesmal von Tobias Lindell und nicht wie zuvor von Chris Laney. Ich finde, dass Tobias uns einen etwas moderneren Sound spendiert hat, also klingen die beiden Alben auch hier unterschiedlich.
Wie liefen das Songwriting und die Aufnahmen zu „Street Lethal“ ab? Musstet ihr eure Arbeitsweise aufgrund der Pandemie anpassen?
Ehrlich gesagt mussten wir das nicht, weil Schweden Regeln wie Kontakbeschränkungen oder ähnliches äußerst nachsichtig gehandhabt hat. Wir durften also noch immer aus dem Haus gehen und uns mit Leuten treffen. Normalerweise schreibe ich aber sowieso für mich alleine, weshalb wir uns nicht treffen mussten, um die Songs zu jammen. In der Regel hören wir uns nur die fertigen Demos zusammen an und entscheiden dann, welche Nummern wir davon aufnehmen wollen.
Eure Musik ist stark von den großen Hard-Rock-Bands der 80er beeinflusst. Wen zählst du zu euren größten Vorbildern?
Das ist wirklich scher zu beantworten. Ich höre so gut wie jedes Rock-Genre der 80er und frühen 90er, weshalb ich sagen würde, dass diese Epoche uns als Ganzes inspiriert. Wenn ich bestimmte Bands nennen soll, dann sind das auf jeden Fall Kiss, Bon Jovi und Def Leppard. Ich bin mit diesen Bands aufgewachsen und ich liebe ihre Musik noch immer.
Für „Street Lethal“ habt ihr ein wirklich cooles Artwork gewählt. Von wem stammt es?
Das wurde von einem Künstler namens Neil Davies erschaffen, den wir über Instagram gefunden haben. Wir wollten gerne ein Cover haben, auf dem wir selbst zu sehen sind. Anstatt eines Fotos wie auf den letzten beiden Alben wollten wir diesmal aber, dass es gemalt ist. Auf diese Weise erinnert es sehr stark an die Filmposter aus der Ära, die wir zu neuem Leben erwecken wollen.
Die 80er sind seit einiger Zeit in der Popkultur wieder sehr stark repräsentiert. Was meinst du macht diese Zeit so attraktiv für das heutige Publikum?
Ich bin mir nicht sicher. Ich persönlich war diesbezüglich schon immer sehr nostalgisch, weil ich in den 80ern und 90ern aufgewachsen bin. In meiner Erinnerung ist das auf ewig eine wirklich gute Zeit. Ich denke, die meisten Menschen verbinden mit den 80ern eine Art von Spaß, Feeling und Ausgelassenheit, die es seither so nicht mehr gegeben hat und die in gewisser Weise auch fehlt. Verglichen mit dem, was danach kam, war es kein besonders ernstes Jahrzehnt.
Macht ihr bereits Pläne für die Zeit, wenn Konzerte wieder uneingeschränkt möglich sind und werden CRAZY LIXX dann nach Deutschland kommen?
Wir machen auf jeden Fall Pläne, aber wie so oft ist es nicht wirklich absehbar, ob und wie diese Pläne dann auch umsetzbar sind. Wir planen auf jeden Fall, nach Deutschland zu kommen, aber augenblicklich ist es noch zu früh, um irgendetwas konkret zu bestätigen. Viele Clubs und Booker zögern, wenn es darum geht, Konzerte anzukündigen, weil so vieles verschoben oder sogar abgesagt werden musste und die Geduld der Fans langsam am Ende ist. Wir werden mit unseren Ankündigungen also warten, bis wir mit Sicherheit sagen können, dass wir auch auftreten können. Allerdings gibt es noch ein paar Konzerte, die für Deutschland geplant waren und dann eben verschoben werden mussten. Wir werden versuchen, sie möglichst bald stattfinden zu lassen.
Was ist deine Meinung zu Zugangsbeschränkungen für Konzerte wie Impfnachweise usw.?
Tja, man muss eben alles tun, was nötig ist, damit das Ganze funktioniert. Ich kenne mich bei den konkreten Bestimmungen nicht besonders gut aus – das ist ja auch von Land zu Land verschieden -, aber eines ist sicher: Konzerte müssen mit vollem Publikum und nicht nur einer bestuhlten und zu 30 Prozent belegten Halle zurückkommen. Und wenn diese Form der Einlasskontrolle nötig ist, damit das passieren kann, dann wird es eben so gemacht. Da heiligt der Zweck die Mittel.
Könntest du dir vorstellen, mit CRAZY LIXX ein weiteres Live-Album aufzunehmen?
Klar, auf jeden Fall! Ich wüsste nicht, was dagegen spricht und seit dem Letzten ist ja auch einige Zeit vergangen. Obendrein hat sich die Besetzung der Band seither geändert, weshalb es sich durchaus anbieten würde.
Lass uns abschließend noch etwas Brainstorming betreiben. Was fällt dir spontan zu den folgenden Begriffen ein?
Lockdown: Da kann ich nicht wirklich etwas zu sagen, weil es in Schweden keinen wirklichen Lockdown gab. Bis auf wenige Ausnahmen konnten wir uns völlig normal bewegen. Mir tut es leid für die Länder, in denen es einen tatsächlich Lockdown gab und ich bin sehr froh, dass ich das nicht erlebt habe.
Rough Justice: Eines unserer Alben und ich persönlich glaube, dass es das Album ist, dass unsere Karriere neu gestartet hat. Zuvor waren wir in einer sehr schwierigen Position: Wir hatten gerade unsere beiden Gitarristen verloren und standen kurz davor, hinzuschmeißen. Aber dann haben wir Chrisse und Jens dazugewonnen, wir haben „Rough Justice“ aufgenommen und das hat uns gerettet.
Aerobic Videos: Mega, so wie alles in den 80ern! Wir stehen auf sowas und versuchen, die Ästhetik in unseren Videos nachzubilden, wie man deutlich sieht! (lacht)
Festivalsommer: Etwas besseres gibt es nicht! Mir macht so etwas noch viel mehr Spaß als Clubkonzerte. Die sind natürlich auch cool, aber wenn ich mich für nur eines von beidem entscheiden müsste, wären es auf jeden Fall Festivalgigs. Ich vermisse das unendlich und ich hoffe, dass es im kommenden Sommer wieder möglich sein wird.
CRAZY LIXX in zehn Jahren: Hoffentlich noch immer voll im Saft und vielleicht mit noch ein paar mehr Alben auf dem Kerbholz. Aber man weiß ja nie: Ich werde nächstes Jahr 40, was bedeutet, dass ich in zehn Jahren 50 sein werde. Natürlich gibt es Bands, die noch länger unterwegs sind, aber für die lohnt sich das ja auch finanziell. Das ist bei uns bisher nicht der Fall und vielleicht wird es auch nie so sein. Aber ich hoffe, dass wir auch in zehn Jahren noch inspiriert sein werden und Musik schreiben und auftreten.
Noch einmal vielen Dank für dieses Interview! Möchtest du noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser richten?
Ich hoffe wirklich, dass wir euch nächstes Jahr alle in Deutschland treffen können. Ihr wart immer ein geiles Publikum, wenn wir bei euch waren und ich hoffe, dass das bald wieder möglich sein wird!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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