Interview mit Gaute Refsnes von Cor Scorpii

Cor Scorpii veröffentlichten vor Kurzem ihr erstes Demo „Attergangar“. Auf Anfrage war Keyboarder, Hauptsongwriter und Bandleader Gaute Refsnes (ex-Windir) sofort bereit, dieses Interview zu beantworten.

English original…

Hallo und zuallererst einmal danke dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, das Interview zu beantworten! Wie geht’s?Die Dinge stehen gut. Danke für die großartige Review!

Nun habt ihr ja euer erstes Demo „Attergangar“ veröffentlicht. Ich bin wirklich schwer beeindruckt! Bist du zufrieden mit dem bisherigen Feedback und dem Demo selbst?
Wir sind sehr zufrieden mit dem, was dabei rausgekommen ist. Wir haben mit diesen Songs jetzt schon eine Weile gearbeitet, deswegen ist es gut, sie endlich rauszubringen. Bis jetzt ist das Feedback exzellent. Das Demo war eigentlich für Plattenlabels gedacht, deswegen haben wir es noch nicht so vielen Magazinen geschickt. Jene, die es bekommen haben, scheinen es ziemlich gut zu finden.

Das Cover ist meiner Meinung nach äußerst schick. Wer ist dafür verantwortlich?
Thomas Øvstedal (Gesang) und ich haben mit verschiedenen Ideen und Layouts gearbeitet. Wir wollten etwas dunkles und atmosphärisches, das die Musik wiederspiegeln konnte. Thomas machte all die grafische Arbeit und am Ende hatten wir, was wir wollten.

Cor Scorpii ist neben Vreid die zweite Band, die aus ehemaligen Mitgliedern Windirs entstand. Im Gegensatz zu Vreid ist eure Musik jedoch viel mehr an Windir-Material orientiert. War das Verlangen, weiterhin Musik in diesem Stil zu machen, der Beweggrund für die Bandgründung?
Naja, der Grund für die Bandgründung war das Verlangen meine eigene Musik zu veröffentlichen. Ich habe bei Windir keine Musik geschrieben und plante schon lange Zeit, eine neue Band zu starten. Was den Musikstil angeht lege ich mich auf keine bestimmte Richtung fest. Die Musik ist einfach ein Resultat aus dem, was wir mögen und was uns inspiriert. Es gibt sowohl Ähnlichkeiten, als auch Unterschiede zu meinen früheren Bands. Ich mochte schon immer die melodische, sogar düstere Musik, die bei Windir sehr ausgeprägt war. Diese Eigenschaft wurde eindeutig in Cor Scorpii mit eingebracht. Auf der anderen Seite haben wir die folkloristischen Einflüsse durch klassische ersetzt, die der Musik einen etwas anderen Ausdruck verleihen. Verglichen mit Vreid stimme ich zu, dass wir näher am „Windir-Stil“ sind, wohingegen die Musik von Vreid mehr Groove und Rock’n’Roll beinhaltet.

Wie kamt ihr in Kontakt mit den anderen Bandmitgliedern, die vorher nicht in Windir involviert waren?
Ich tat mich mit Thomas Øvstedal zusammen, als er in meine Heimatstadt zog. Wir hatten die selben musikalischen Vorstellungen und fingen an, zusammen zu spielen. Rune Sjøgthun (Gitarre) und Inge Jonny Lomheim (Bass) waren schon seit vielen Jahren Teil der lokalen Metalszene. Sie sind sehr qualifizierte Musiker und waren die eindeutige Auswahl, als wir das Line Up komplettieren wollten.

Sehr starke Windir-Einflüsse sind natürlich nicht zu abzusprechen. Gibt es noch andere Bands an denen ihr euch orientiert?
Mich selbst inspirieren mich viele verschiedene Musikrichtungen. Um es kurz und extrem zu halten, sollte ich bands wie Emperor, Limbonic Art, Death, Obtained Enslavedment, Satyricon und Burzum, die alle Klassiker im extremen Metal Genre veröffentlich haben, erwähnen. Sie haben mich beeinflusst aber ich kann nicht sagen, ob sich das in meinem Songwriting wiederspiegelt, oder nicht. Das müssen die Hörer entscheiden. Ich sollte auch noch erwähnen, dass klassische Komponisten wie Prokofiev, Grieg, Rachmaniov und Satie Quellen meiner Inspiration sind.

Was inspiriert euch außermusikalisch? Bei Windir war es ja häufig der Ort Sogndal und die Geschichte um ihn und Arntor … Ohne euch jetzt ständig mit ihnen vergleichen zu wollen. ;)
Natürlich werden wir von unserer Umgebung, dem was wir jeden Tag sehen, fühlen und denken inspiriert. Unsere Musik reflektiert die Stimmungen, in denen wir uns befinden und genau das ist, was wir versuchen auszudrücken. In unseren Texten erforschen wir die dunkleren Seiten des menschlichen Verstandes, die glaube ich in jedem Menschen vorhanden sind.

Wenn wir schonmal dabei sind, würde es dich nerven, würde man Cor Scorpii in Zukunft immer öfter mit Windir vergleichen oder siehst du das eher als Kompliment?
Ich bin stolz auf das, was wir mit Windir erreicht haben, in diesem Sinne würde ich es also als Kompliment auffassen. Natürlich wollen wir mit dieser Band auf unseren eigenen Füßen stehen und nicht auf unsere Vergangenheit angewiesen sein, aber im Moment sind wir darauf vorbereitet, mit den Vergleichen konfrontiert zu werden.

Wer schreibt bei euch die Songs? Ist eine Person für alles verantwortlich oder bringt jeder seine Ideen so mit ein, dass am Schluss ein Mix aus allem, was die Bandmitglieder verfolgen und mögen, ensteht?
Auf dieser Demo schrieb ich das meiste Material und gab es dann als Computerversion an die anderen weiter. Als wir mit den Proben begannen, wurden einige Teile verändert und die anderen Bandmitglieder brachten einige ihrer eigenen Ideen mit ein. Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack und ein gutes Verständnis darüber, was wir mit der Band erreichen wollen, also ist denke ich jeder mit dem Resultat glücklich. Auf zukünftigen Veröffentlichungen wird sich der Rest der Band noch mehr am Songwriting beteiligen.

Aufgenommen wurde „Attergangar“ ja in Hválls und Eses recht jungem Studio „1184“. Wie verliefen die Aufnahmen dort?
Eigentlich haben wir nur die Drums im 1184-Studio aufgenommen. Das Studio ist noch sehr jung aber die Jungs wissen, was sie tun. Das neue Vreid Album wurde auch gerade dort aufgenommen. Die anderen Instrumente wurden im Amla Metal Studio aufgenommen, einem kleinen Studio in unserer Heimatstadt. Dieser Teil der Aufnahme wurde von E. Bakketeig (Mistur / Sigtyr) übernommen. Dann mixten wir das Demo mit Ese (Vreid) im 1184-Studio.

Steht schon etwas bezüglich Plattenvertrag und Album in Aussicht?
Wir stehen schon mit ein paar Labels in Kontakt und wir werden wahrscheinlich bald einen Vertrag unterzeichnen. Wir haben eine Menge neues Material, dem wir noch den letzten Schliff verpassen. Wenn alles läuft wie geplant, werden wir Ende diesen oder Anfang des nächsten Jahres ein Full-Length Album veröffentlichen.

Wird man euch in absehbarer Zeit irgendwo live – vielleicht sogar auf Festivals – erleben können?
Im Moment hat ein Plattenvertrag und die Arbeit an einem Volllängenalbum Vorrang. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sind wir bereit, ein paar Live-Shows zu absolvieren. Festivalauftritte und Touren sind auch Dinge, die wir für die Zukunft geplant haben.

Eine vielleicht etwas abgenutzte, aber fast schon obligatorische Frage ist folgende: Was hältst du von der Black Metal Szene, speziell von der norwegischen? Interessierst du dich überhaupt für sie und was in den frühen Neunzigern in Skandinavien abging?
Es ist nicht leicht, mit der heutigen Black Metal Szene mitzuhalten. Der riesige Informationsstrom durch das Internet macht es für jedermann leicht, Musik zu veröffentlichen, aber die qualitativ hochwertigen Bands sind schwer zu finden. Mein Eindruck ist, dass es eine Menge guter, aber nicht viele großartige Bands gibt. Ich denke dieses Problem tritt auf, wenn ein Genre altert und sich die Musik nur noch wiederholt. Es ist heute fast unmöglich, einen Old-School Black Metal-Klassiker zu veröffentlichen. Die Bands, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind gewöhnlich jene, die Grenzen innerhalb des Genres durchbrechen. Was die Norwegische Szene angeht, finde ich die frühen Neunziger sehr interessant. Die Musik, die hervorgebracht wurde, war einfach brilliant und das ganze Drumherum war zu dieser Zeit auch ziemlich faszinierend. Im Rückblick ist es auch interessant, wenn man versucht zu verstehen, wie und warum das Genre in Norwegen so stark an Einfluss gewann. Heute haben sich viele der besten Bands schon aufgelöst und hinterlassen Lücken, die bisher keiner füllen konnte. Trotzdem gibt es noch einige aufregende Bands und besonders freue ich mich schon auf die neue Veröffentlichung von Keep Of Kalessin.

Okay, dann würde ich sagen, schreiten wir zum urtypischen Metal1-Assoziationsspiel. Was verbindest du mit folgenden Wörtern?
Bier: Eines der großartigsten Wunder dieser Welt.
Poser: Leute, die ihre Meinungen, ihr Verhalten usw. ändern um andere zu beeindrucken, dazuzugehören oder einfach nur um aufzufallen. Bands, deren Image keine Wurzeln zur Realität hat. Viele Poser werden von der Metal Szene aufgrund ihrer „rebellischen und bösen“ Natur angezogen.
Satan: Glaube an das Individuum, nicht eine menschengemachte Gottheit, die – meiner Meinung nach – ein Machtmittel und Opium für das Volk ist.
USA: Westliche Kultur in ihrer besten Form … und ihrer schlimmsten
Onlnemagazine: Idealisten, die das tun, was sie am meisten mögen. Eine gute Möglichkeit um rauszufinden, was in der Welt des Metals los ist und sie helfen uns, den Underground am Leben zu erhalten. Viele sind gut, viele sind schlecht.
Brutal Death Metal: Talentierte Musiker, die Musik spielen, mit der ich (bis auf Ausnahmen) nicht viel anfangen kann.
Bruzum: Ein Pionier innerhalb des Black Metal Genres. Ein Meister im Kreieren atmosphärischer Musik. „Det Som En Gang Var“ ist einer der besten Black Metal Songs aller Zeiten.
Metal1.info: Siehe Onlinemagazine … Eines der guten!

Okay, das war dann auch schon alles, vielen Dank nochmals für die Beantwortung der Fragen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und Spaß mit der Band. Hoffentlich bekommt man sich mal zu Gesicht!

Geschrieben am von Metal1.info

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