Interview mit Coltaine

Mit „Forgotten Ways“ haben COLTAINE im Herbst 2024 ihr Debüt-Album veröffentlicht – ganz grün hinter den Ohren sind die Doom-Metaller aus Karlsruhe aber nicht. Die Bandgeschichte von COLTAINE und deren Vorgängerband Witchfucker, das Konzept des neuen Albums und ihre Erfahrungen auf Tour berichten die Musiker im Interview.

COLTAINE gibt es in dieser Form seit 2022 – ihr wart allerdings zuvor schon rund acht Jahre als WITCHFUCKER unterwegs. Was war ausschlaggebend für den Namenswechsel?
Benedikt: Witchfucker waren von 2014 bis 2021 aktiv. Es wurden vier Alben und zwei EPs veröffentlicht. Moritz und ich waren Gründungsmitglieder und haben an allen Veröffentlichungen mitgewirkt. Witchfucker wurde 2021 aufgelöst, COLTAINE wurde dann 2022 von Moritz, Julia, Amin und mir gegründet.

Wie seid ihr auf COLTAINE gekommen, was bedeutet der Name (für euch), und warum passt er perfekt zu eurer Musik?
Benedikt: Coltaine ist eine Figur aus der Romanreihe „Malazan Book Of The Fallen“ des kanadischen Autors Steven Erikson. Besonders im zweiten Band, „Deadhouse Gates“, spielt Coltaine eine zentrale Rolle. Warum dieser Name perfekt zu unserer Musik passt, würden wir jedoch ungern vorwegnehmen, da das zu viel spoilern würde. Die Bücher sind äußerst intensiv, und das erste Werk ist für viele Einsteiger eine Herausforderung. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird mit einem einzigartigen Erlebnis voller Emotionen belohnt.

Als erste Amtshandlung habt ihr alle WITCHFUCKER-Releases unter dem Namen COLTAINE nochmal veröffentlicht. Habt ihr also nur den Namen gewechselt, und ansonsten einfach weitergemacht?
Julia: Als COLTAINE entstand, haben wir die alten Witchfucker-Album- und EP-Cover durch solche mit dem neuen COLTAINE-Logo ersetzt. Nachdem uns jedoch klar wurde, dass sich der Stil mit der neuen Platte, „Forgotten Ways“ drastisch ändern würde, und die Besetzung mehr Stabilität gewann, entschieden wir uns, alle alten Projekte von den COLTAINE-Kanälen zu entfernen und sie wieder separat unter dem Namen Witchfucker auf Bandcamp hochzuladen. Witchfucker wird Ende 2024 auch separat auf Spotify und allen gängigen Streaming-Plattformen verfügbar sein. Witchfucker und COLTAINE sind zwei verschiedene Bands.
Benedikt: Bei Witchfucker hat sich das Line-up mehr als zehnmal geändert. Lediglich Moritz und ich waren immer Teil der Band, und Julia hat beim Album „Afterhour In Walhalla“ von 2020 gesungen. Das hat wohl für viel Verwirrung gesorgt.

Mit „Forgotten Ways“ ist nun das erste „echte“ COLTAINE-Album erschienen. Was macht es aus eurer Sicht besonders stark?
Amin: „Forgotten Ways“ ist für mich das erste Album von COLTAINE. Wir haben das Album gemeinsam geschrieben und haben uns damit auch untereinander kennengelernt. Alle haben ihre eigenen Einflüsse eingebracht – das Resultat davon ist “Forgotten Ways”.

Coltaine CoverAuffällig ist, dass die Songtitel in verschiedenen Sprachen gehalten sind – was war die Idee dahinter?
Benedikt: Die Idee hinter den vielfältigen Songtiteln in unserem Album „Forgotten Ways“ liegt darin, dass wir vier uns mit dem Konzept auseinandergesetzt haben, die gleiche Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen. Daher eignen sich die Sprachen Russisch, Deutsch, Französisch und Englisch hervorragend, um diese Erzählung zu vermitteln.

Kannst du uns über dieses Konzept etwas mehr erzählen?
Benedikt: Mit „Forgotten Ways“ möchten wir eine Geschichte aus einer futuristischen Perspektive erzählen. In dieser Zukunft existiert die Menschheit, wie wir sie kennen, nur noch in Erzählungen, während die Menschen unter widrigen Bedingungen ums Überleben kämpfen. Dabei erzählen sie sich Geschichten, um die Hoffnung aufrechtzuerhalten.

Gibt es einen Bezug des Covers zum Album, oder ist das Bild einfach „nur schön“?
Benedikt: Nachdem wir uns auf das Konzept geeinigt hatten, fanden wir die Fotografie des Schwarzwalds von Jonas Berg, dem Bruder von Moritz und mir, perfekt für das Albumcover. Das Bild wurde ganz in der Nähe unserer Wohnung aufgenommen. Bilder und Fotografie können sehr inspirierend sein und helfen dabei, unsere Geschichte visuell zu transportieren.

Im September habt ihr eine für eine Underground-Band bemerkenswert umfassende Tour gespielt – wie kam es dazu?
Benedikt: Seit unserer Gründung im Jahr 2022, war das schon unsere vierte Europatour. Es freut uns sehr, dass im Underground ein wachsendes Interesse an unserer Musik besteht. In diesen schwierigen Zeiten durch Europa zu reisen und live spielen zu dürfen, empfinden wir als großes Privileg.

Was könnt ihr von der Tour berichten? Gerade im Underground wird es ja immer schwieriger, Leute vor die Bühne zu bringen … Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, was waren die Highlights, aber vielleicht auch Lowlights?
Benedikt: Die Tour verlief insgesamt sehr gut. Besonders beeindruckend war unser drittes Konzert in Prag, wo wir an einem Montagabend vor einem vollen Haus gespielt haben, umgeben von vielen vertrauten Gesichtern. Ähnlich war es in Budapest, wo wir nach unserem Auftritt im August beim Festival „Fekete Zaj“ erneut vor vielen Fans gespielt haben, die uns extra an einem Dienstagabend wiedersehen wollten.
Ein Highlight war auch die Begegnung mit der Band Castle aus Nordamerika, mit der wir drei Konzerte in Deutschland gespielt haben. In Italien hatten wir an einem freien Tag die Möglichkeit, alte Freunde von den Bands Kariti und Grime zu treffen und gemeinsam das Meer zu genießen, bevor wir am nächsten Tag in Bologna aufgetreten sind. Auch die Shows in Karlsruhe, Berlin und Freiburg haben großen Spaß gemacht, da es dort immer eine tolle Atmosphäre gibt. Ein unvergessliches Erlebnis war unser spontaner Auftritt in Tübingen. Moritz und ich sind Fans der Band Magic Shoppe, die zufällig zur gleichen Zeit wie wir tourten. Wir konnten Amin und Jules überzeugen, nach unserem letzten Tourstopp in Freiburg nach Tübingen zu fahren, wo Amin uns noch kurzfristig ins Programm bringen konnte. Es war genial, dort zu spielen, und ich durfte sogar beim letzten Song von Magic Shoppe spontan mit dem Tambourin mitspielen. Lowlights gab es für mich keine – wir sind mittlerweile ein gut eingespieltes Team. Die Tour wurde außerdem von Fotograf Daniel Kilgus begleitet, sodass wir bald weitere Eindrücke teilen können.

Und habt ihr vielleicht auch eine skurrile Anekdote mitgebracht, die du mit uns teilen willst?
Benedikt: In Prag hat uns ein slowakischer Hirte, der Fan unserer Musik ist, selbst geschnitzte Holzteller mitgebracht. Er hat uns in der Vergangenheit schon bei vielen Konzerten überrascht – jedes Mal in einem anderen Land. In Freiburg war ein blinder Mann zum dritten Mal auf unserem Konzert. Seine Frau beschreibt ihm das Aussehen unserer Merchandise-Artikel, die er noch vor Beginn der Show kauft.

Wie geht es bei euch jetzt weiter – ein paar Shows stehen im Oktober noch an, macht ihr euch danach direkt wieder ans Songwriting?
Benedikt: Genau! Nach den fünf Support-Shows für Messa, die Ende 2024 stattfinden, werden wir uns in Karlsruhe zum Songwriting treffen und am neuen Album für 2025 arbeiten.

Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming – was fällt dir zu folgenden Begriffen als Erstes ein:
Crowbar: Wir waren 2023 in München zusammen mit Messa als Support für Crowbar.
Interviews: Eher eine Seltenheit.
Black Sabbath: „War Pigs“ – haben wir bei der 2022-Tour gerne gespielt.
Social Media: Ein zweischneidiges Schwert. Fluch und Segen.
Schwarzwald: Ruhe & Frieden.
COLTAINE in zehn Jahren: Unser Hospitality Rider wird endlich gelesen …

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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