Interview mit Shagrath & Eddie Guz von Chrome Division

Mit „One Last Ride“ haben CHROME DIVISION eben erst ihr fünftes und, wie es heißt, letztes Album veröffentlicht. Gemeinsam mit Sänger Eddie Guz nimmt sich Bandgründer Shagrath auf ihrer Abschiedstour vor der Show in München etwas Zeit, um über die zwei Welten DIMMU BORGIR und CHROME DIVISION, die Gründe für das (vorläufige?) Ende der Band und die Zukunft der Rockmusik zu sprechen.

Shagrath: (auf Deutsch) Alles klar?
Alles gut, danke! Und bei euch? Ihr seid mit der Tour jetzt ungefähr halb durch – hat bisher alles gut geklappt, seid ihr bisher zufrieden?
Shagrath: Wir haben erst drei Shows gespielt und natürlich hat man am Anfang einer Tour immer etwas Stress, aber im Großen und Ganzen lief es alles sehr entspannt …
Eddie Guz: Ja, wir haben hier eine gute Truppe im Bus, alle arbeiten gut zusammen. Insofern: so weit, so gut!

Seid ihr mit den Zuschauerzahlen auch zufrieden, kommen genug Leute?
Shagrath: Natürlich wäre schön, wenn wir in Stadien spielen könnten. (lacht) Aber es ist Rock’n’Roll – das muss verschwitzt und eng sein!
Eddie Guz: Dreckige, kleine Clubs!
Shagrath: Und es funktioniert: Manchmal sind die besten Shows die in den kleinen Clubs – vor allem für diese Musik.

Shagrath, du kommst gerade von der DIMMU-BORGIR-Tour mit Kreator zurück, einer riesigen, aufwendigen Produktion – jetzt bist du auf Underground-Niveau unterwegs. Was macht da den größten Unterschied?
Shagrath: Das ist ganz einfach: Das sind zwei verschiedene Welten, so sehe ich das. Das vergleiche ich nicht – kann man ja auch gar nicht. Aber ich mag beides. Für mich funktioniert das, die großen Shows mit DIMMU BORGIR und die kleinen mit CHROME DIVISION. Beides zusammen komplettiert mich – deswegen mache ich das.

Aber ist es schwierig für dich, dich an die komplett neue Situation einer so kleinen Bühne zu gewöhnen – auch, weil du bei CHROME DIVISION nicht Sänger, sondern Gitarrist bist?
Shagrath: Ich spiele seit 25 Jahren Gitarre, ganz früher ja auch bei DIMMU BORGIR. Aber natürlich bin ich vor allem Sänger. Insofern braucht es schon etwas Zeit, bis ich mich an diese Situation gewöhne. Vor dieser Tour habe ich auch tatsächlich einige Jahre lang nicht aktiv Gitarre gespielt. Da fühlt man sich natürlich etwas eingerostet … aber je mehr Shows wir spielen, desto mehr gewöhne ich mich an die Situation auf der Bühne und umso mehr Spaß macht mir das Ganze.

Genießt du es, auch mal nicht im Fokus zu stehen?
Shagrath: Das nimmt schon einigen Stress, ja. (lacht) Den Stress hat jetzt er (zeigt auf Eddie und lacht) Ich stehe im Schatten, das ist für mich auch voll okay. Ich mag das so.

Für eine Band wie CHROME DIVISION ist es ziemlich schwer, eine erfolgreiche Headliner-Tour zu spielen – habt ihr auch in Erwägung gezogen, eine große Band als Support-Act zu begleiten, oder stand das nicht zur Debatte?
Shagrath: Doch, wir haben das oft diskutiert, aber das Problem ist, dass wir in unseren anderen Bands und mit unseren Familien so eingespannt sind … das macht es schwer, eine richtige Tour zu spielen. An der Stelle muss ich Eddie Guz hoch anrechnen, dass er diese Shows hier zusammengezimmert hat.
Eddie Guz: Wir hatten ein paar mögliche Termine, die ich mit dem Management von DIMMU BORGIR abgesprochen hatte. Die Jungs haben ja einen sehr vollen Terminkalender – aber wir haben ein paar Lücken gefunden. Da blieb keine Zeit mehr, mit einer anderen Band abzuklären, ob sie gerade auf Tour sind oder so. Deswegen haben wir entschieden: Wir halten das ganz simpel und machen eine coole Rock’n’Roll-Club-Tour. So kam das zustande.

Eddie, du bist jetzt nicht nur CHROME-DIVISION-Sänger, sondern auch der Tourmanager …
Eddie Guz: Oh ja.

Ist das nicht hart, oder auch nervig?
Eddie Guz: Ich mache das nie wieder. (lacht) Es ist wirklich stressig. Aber es ist okay, alle helfen mir, insofern bekommen wir das schon hin. Aber ganz ehrlich gesprochen hätte ich mehr Spaß, wenn ich nur als Sänger dabei wäre.
Shagrath: Er bekommt viele Fragen gestellt … wir sind hier 16 Leute im Bus, jeder braucht ständig irgendwas – und alle kommen dann zu ihm.

… und dann sind auch noch alle sauer auf dich, wenn du die Aftershow-Party beendest, weil ihr weiterfahren müsst?
Eddie Guz: Nein, es ist okay. Ich habe ein mächtiges Organ – wenn ich sage DIE PARTY IST VORBEI! … (lacht) Nein, bis jetzt (klopft auf das „Holz“ des Bus-Tischs) kein Problem.

Feiert ihr auf Tour überhaupt noch wild, oder seid ihr aus dem Alter raus?
Eddie Guz: Du fragst das genau am richtigen Tag. (lacht)
Shagrath:
Wir hatten gestern erst eine richtig gute Feier – das war richtig laut …

Also feiern und am nächsten Tag arbeiten geht noch?
Eddie Guz: Ja, ja, definitiv! Aber es ist nicht mehr so wichtig, die ganze Zeit so laut als möglich zu sein – es ist auch in Ordnung, einfach coole Songs zu hören und etwas Bier und Wein zu trinken.

Aber auf  Tour sein ist für euch auch nicht nur Arbeit …
Eddie Guz: Nein, wir haben bei CHROME DIVISION die Philosophie: Wenn wir auf Tour gehen, machen wir uns eine gute Zeit und amüsieren uns.
Shagrath: Darum geht es. Wie ja auch unschwer zu erkennen ist, geht es hier nicht darum, die große Kohle zu machen – sondern darum, sich mit guten Freunden eine gute Zeit zu machen.

Shagrath, du hast CHROME DIVISION vor nunmehr 15 Jahren gegründet – was war die Idee hinter dem Projekt?
Shagrath: Ich bin selbst großer Rock’n’Roll-Fan – aber mir hat diese Sorte Band gefehlt, die diese besonders düstere Seite hat, diese Härte und Dunkelheit. In der Regel stimmen Rock-Bands ihre Gitarren in Standard-E und spielen die ganze Zeit Boogie-Riffs.
Eddie Guz: Schuldig! (hebt die Hand und lacht)
Shagrath:
Ich mag das ja auch, versteh mich nicht falsch. Aber ich wollte etwas machen, das eine etwas andere Attitüde hat – so kam das alles zustande. Eddie habe ich damals dazu geholt, weil ich das Debüt seiner Band The Carburetors gehört hatte. Das hat mich echt umgehauen. Ich saß im Auto, habe laut mitgesungen und mir gedacht: fuck yeah, wir brauchen genau diesen Typen! Das ist der Typ den wir in dieser Band brauchen! (lacht) Das hat einfach gut gepasst, dieses Badass-Riffing, seine Badass-Stimme – genau das wollte ich machen.

Eddie, du warst jetzt acht Jahre lang aus CHROME DIVISION raus – wie kam es zu deiner Rückkehr?
Eddie Guz: Nun, die ganze Sache ging wieder los, als ich erfahren habe, dass sie ihr letztes Album machen. Da habe ich sie angebettelt, dass ich einen Song auf dem Album singen darf.
Shagrath: Wir hatten das schon diskutiert, als wir vor langer Zeit mit den Demoaufnahmen für das Album angefangen haben: Schon als Shady Blue [von 2009 bis 2017 Sänger bei CHROME DIVISION, A. d. Red.] noch in der Band war, haben wir überlegt, dass wir am Ende beide dabei haben wollen … Shady und Eddie abwechselnd, jeder eine Strophe. Es gab dann einen Song, ich glaube, wir haben ihn sogar im Proberaum gespielt …
Eddie Guz: Wir haben ihn damals sogar aufgenommen!

Shagrath: … und im Endeffekt war der ganze Text nach einer gemeinsamen Probe fertig. Also haben wir gesagt: Scheiße, das müssen wir machen! Auf geht’s. Ich will da jetzt nicht weit ins Detail gehen, aber dann haben wir für einige Zeit nicht mehr geprobt, haben für einige Zeit aufgehört, innerhalb der Band zu kommunizieren. Und irgendwann habe ich mir die Aufnahmen angehört, die Mr. Damage [Kjell „Damage“ Karlsen, seit 2012 Gitarrist bei CHROME DIVISION] und ich gemacht hatten – wenn wir proben, schneiden wir das für gewöhnlich immer mit einem digitalen Aufnahmetool mit – und das waren fast zweieinhalb Stunden Musik! In der Zwischenzeit war ich mit dem neuen Album von DIMMU BORGIR [„Eonian“, A. d. Red.] und allem möglichen beschäftigt gewesen – aber als ich mir das Material angehört habe, wusste ich: Wir müssen dieses Album aufnehmen, wir können nicht so viele großartige Riffs wegschmeißen. Dann haben wir also angefangen, alles zu sortieren und zu arrangieren und Eddie ist wieder eingestiegen – was wirklich cool ist, nachdem wir CHROME DIVISION ja auch zusammen gestartet hatten. Die Fans sind darüber auch sehr glücklich, habe ich das Gefühl.
Eddie Guz: Als ich von Shagrath und Damage die ersten Tracks bekommen habe, habe ich mir das angehört und gedacht: Das könnte echt gut werden! Ich glaube, das Album ist von allen CHROME-DIVISION-Alben dem Debüt am ähnlichsten – wir hatten das Gefühl, dass wir damit einen Kreis schießen. Insofern war es wirklich eine coole Sache, dieses Album zu machen.

Wenn du die Band jetzt und damals vergleichst – was hat sich geändert, was ist gleich geblieben?
Eddie Guz: Ich will ganz ehrlich sein: Als wir mit CHROME DIVISION angefangen haben, haben die anderen mich gefragt, ob wir einen Song zusammen machen wollen. Sie haben mir einen Song geschickt, und als wir dann daran gearbeitet haben, hat es so gemacht (schnippt mit den Fingern) und wir hatten drei Songs … und so ging es weiter: Als ich mit Damage und Shagrath geprobt habe, habe ich ja zum ersten Mal mit Damage zusammengearbeitet – aber wir haben uns direkt blind verstanden.
Shagrath: Ja, das lief wirklich absolut reibungslos und locker. Damals haben wir noch regelmäßig jede Woche geprobt. Für dieses Album waren wir jetzt nicht mehr oft im Proberaum. Das meiste haben wir, jeder für sich, im Homestudio geschrieben. Dann haben wir uns damit getroffen und sind ins Studio gegangen. Aber das hat gut funktioniert. Natürlich hätten wir uns ein größeres Budget gewünscht, eine teurere Produktion und so …
Eddie Guz: … mehr Musikvideos!
Shagrath: … aber in Musik wie unserer steckt nicht viel Geld, deswegen konnten wir uns auch kein sonderlich teures Studio leisten. Aber wenn ich das Album heute einlege, finde ich immer noch, dass es cool klingt: Es ist cooler Rock’n’Roll. Wir sind damit glücklich!

Macht es einen Unterschied, dass ihr die Songs nicht „live“ im Proberaum geschrieben habt?
Shagrath: Das war meine Befürchtung, als wir das alte Material gejammt haben, das wir ja schon live gespielt hatten – das ist einfacher, da kommt man schneller rein. Die neuen Songs waren für mich echt eine Herausforderung: Da musste ich mich daheim hinsetzen und mir die Details drauf schaffen. Dafür musste Eddie ein paar von Shady Blues Texten und Songs lernen. Die beiden sind ja komplett unterschiedliche Sänger! Sich da dem Stil des anderen anzupassen …
Eddie Guz: Nein, ich will Shady Blue auch gar nicht nachmachen. Ihr bekommt die Songs, aber ihr bekommt die Eddie-Versionen. Sorry dafür, aber so ist es eben. (lacht)

Aber funktionieren die Songs, die ihr daheim geschrieben habt, live genauso gut wie die, die ihr im Proberaum geschrieben habt?
Shagrath: Zugegeben, manchmal ist es leichter, herauszufinden, was live funktioniert, wenn du es vorher schon mal im Proberaum gespielt hast. Wir haben jetzt immerhin fünf Alben und damit ziemlich viele Songs zur Auswahl – und ein paar der älteren Songs sind natürlich unverzichtbar. Aber man muss auswählen, was funktioniert: In einem Setting wie diesem passen die Balladen vielleicht nicht so gut – also nimmt man die einfachen, geradlinigen Rock-Nummern.
Eddie Guz: Ich glaube, wir haben gute Songs vom neuen Album ausgesucht. Die, die wir im Set haben, funktionieren jedenfalls ziemlich gut, finde ich – und es ist cool, sie live zu spielen. Das Feedback ist auch gut, insofern … (lacht)

Alles, was ihr bis hierher erzählt habt, klingt nach einer gut funktionierenden, extrem fokussierten Band, die vor Spielfreude und Tatendrang nur so überquillt. Auf der anderen Seite habt ihr „One Last Ride“ als euer letztes Album angekündigt. Wie passt das zusammen, warum wollt ihr aufhören und wann habt ihr euch zu diesem Schritt entschieden?
Shagrath: Wir haben einfach nicht genug Zeit. Wir leben unterschiedliche Leben, und CHROME DIVISION steht bei keinem im Mittelpunkt. Eine richtige Tour zu spielen ist da fast unmöglich – es ist ja schon schwierig, einfach nur an einem Dienstag zusammenzufinden. Irgendwann kommst du an den Punkt, dass es vielleicht besser ist, es sein zu lassen. Die Idee war damals, ein Album zu machen, jetzt sind fünf draus geworden. (lacht)
Eddie Guz: Die Idee war, einen Song zu machen! (lacht)
Shagrath:
Ja, stimmt, einen Song. Aber natürlich werden wir nie aufhören, Musik zu machen. Wir haben jetzt schon wieder darüber gesprochen, ob es doch noch ein weiteres Album geben wird. Vielleicht … wir werden sehen. Diese Tour schließt jetzt diesen ganzen CHROME-DIVISION-Zyklus ab. Aber die Zukunft lässt sich schwer voraussagen – vielleicht passiert ja nochmal was.
Eddie Guz: Sag niemals nie!
Shagrath: Es macht jedenfalls immer noch Spaß, diese Riffs zu schreiben. Aber wir haben eben andere Prioritäten im Leben. CHROME DIVISION hat als Nebenprojekt angefangen, dann wurde es zur Band, weil jeder so dahinter war. Die Ambitionen sind dann mit der Zeit gekommen – so hat es sich zu immer mehr entwickelt, wann immer wir die Zeit dazu gefunden haben. Rock’n’Roll ist simpel, aber es kostet viel Zeit, Songs zu schreiben. Gerade, wenn man 42 ist und Familie und Kinder hat und andere Prioritäten und Bands. Da wird alles etwas schwieriger.

Aber hattet ihr im Hinterkopf, dass „One Last Ride“ das letzte Album von CHROME DIVISION sein könnte, hat das euer Songwriting beeinflusst?
Shagrath: Nicht wirklich. Die Musik von CHROME DIVISION war immer schon sehr spontan, es geht da weniger darum, die Riffs und Ideen zu analysieren.
Eddie Guz: Was die Texte angeht, wusste ich natürlich, dass danach Schluss sein soll, insofern lassen sich an einigen Stellen Hinweise darauf finden, dass es das letzte Album ist – ganz offensichtlich natürlich auch im Albumtitel. Aber am wichtigsten ist, dass das Album feiert, was wir zusammen erreicht haben. Das sollte nicht unerwähnt bleiben. Wir hatten eine wirklich gute Zeit zusammen und haben immer noch viel Freude daran, das alles hier zu machen.

Seid ihr mit „One Last Ride“ denn auch entsprechend zufrieden?
Shagrath: Ich bin ein Kontrollfreak, was Details im Studio angeht – aber alles in allem ist es glaube ich sehr gut geworden. Es ist schon etwas Besonderes, wenn ich mir die Vinyl-Platte des Albums anhöre und es dann richtig laut drehe. Du musst es laut drehen, weil es sehr organisch ist – ich wollte es nicht über das Mastering überproduzieren – diesen Fehler machen ja viele. Aber ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Vinyl-Sound. Er hat viel Substanz – darauf bin ich sehr stolz.

Bist du ein Vinyl-Fan?
Shagrath: Das ist mein Lieblingsformat, ja. Die CD wird irgendwann aussterben, glaube ich – zumindest wirkt es momentan so. Persönlich ist mir jedenfalls wichtig, etwas in der Hand zu haben und die Bands zu unterstützen, für die Musik zu bezahlen. Ich habe auch kein Spotify oder so etwas. Ich kaufe mir Alben auf Vinyl, und wenn es das nicht gibt, auf CD. Ganz selten kaufe ich einen Download bei iTunes. Aber ich bin nicht sicher, wie es für künftige Generationen mit der Musik weitergeht. Mir ist wichtig, bei den althergebrachten Wegen zu bleiben, für Musik zu zahlen, wie ich für einen Hotdog und eine Cola bezahle.

Bist du also selbst noch richtiger Musiksammler?
Shagrath: Ja, das nimmt daheim auch entsprechend Platz weg. (lacht) Aber ich mag das.

Gehst du auf Tour auch auf der Suche nach Raritäten durch CD-Läden?
Shagrath: Nein, so fanatisch bin ich dann doch nicht, aber wenn ich etwas auftreiben kann, hole ich es mir.

Was hörst du daheim für Musik? Black Metal oder Rock?
Shagrath: Wonach immer mir an dem Tag ist – vielleicht einen Tag nur Balladen, am nächsten nur extremen Black Metal oder Rock’n’Roll oder was auch immer. Ich bin da sehr offen.

Und was ist mit dir, Eddie?
Eddie Guz: Du willst nicht wissen, was ich alles höre. (lacht) Ich bin da extrem offen, ich mag ganz unterschiedliches Zeug. Wie ich auch immer zu Musikern sage, egal, ob sie nun Pop-Musik machen oder was auch immer: Macht es einfach! Wir brauchen mehr Musiker. Es ist egal, ob ich deinen Kram mag oder nicht – es ist gut, dass du Musik machst! Ich glaube, wir brauchen mehr Bands, in welchem Genre auch immer, egal ob Pop oder Black Metal. Das ist mir egal, aber: Mach was! Rock’n’Roll wird alt – schau dir das Alter unserer Band an. (lacht)
Shagrath: Mein Problem ist, dass es zumindest im Black Metal zu viele Bands gibt.
Eddie Guz: Ja ja, das ist nicht meine Welt. (lacht)
Shagrath: Ich versuche da mit den Veröffentlichungen auf dem Laufenden zu bleiben, aber es sind einfach so viele Bands, da wird das immer schwerer. Und es verliert etwas von seinem Zauber. Alles wurde schon mal gemacht. Trotzdem ist es faszinierend, der nächsten Generation zuzuschauen, wie sie die Sache angehen, basierend auf und inspiriert von der Vorgängergeneration. Es gibt ja wirklich viele junge, großartige Musiker da draußen – sehr talentierte junge Leute. Vielleicht, weil es heute im Internet Tabulaturen gibt und du dir Youtube-Videos anschauen kannst und so weiter. Insofern ist es schon faszinierend, zu beobachten, was die nächste Generation abliefern wird.

Ist es heute schwieriger, als Band berühmt zu werden? Wäre so etwas wie die Karriere von DIMMU BORGIR heute überhaupt noch möglich?
Shagrath: Nein, das würde nicht klappen. Wir haben vor 26 Jahren angefangen, wir haben ein Fundament gebaut. Damals gab es keine Möglichkeit, irgendetwas schnell zu machen. Wir haben bei null angefangen, in den kleinen, beschissenen Clubs gespielt, aber für uns war das damals das Errichten des Fundaments – wie wenn du ein Haus baust. Mir tun die neuen Bands heute etwas leid … ich meine, natürlich gibt es positive und negative Seiten. Damals war es schon schwierig, ein Albumcover oder Layout zu entwerfen. Du musstest das Bild mit der Post schicken! Heute kannst du ein hochauflösendes Bild in ein paar Minuten nach China schicken, du kannst deine Musik online zeigen, das sind natürlich Vorteile. Aber …Eddie Guz: Ich glaube, das größte Problem für die Bands heute ist es, dieses „Rockstar-Level“ zu erreichen. Damals gab es nur ein paar Bands, aber die waren für uns das Höchste. Heute bekommst du alles direkt auf dein Handy, direkt ins Gesicht – das macht es für neue, jüngere Bands schwieriger. Aber was weiß ich schon, ich bin nicht mehr 26. (lacht) Vielleicht sehen das junge Leute anders.
Shagrath: Du musst dich mit Leuten zusammentun, die die gleichen Ambitionen haben wie du. Du musst das auf 100 Prozent machen, oder du lässt es. Wenn ich da beispielsweise an DIMMU BORGIR denke: Wir haben dieser Band immer absolute Priorität eingeräumt – von Tag eins an. Statt mit unseren Freundinnen am Sonntag ins Kino zu gehen, standen wir im Proberaum und haben Songs geschrieben. Manche Leute glauben vielleicht, dass du es mit einem Album geschafft hast – aber da fängt die Arbeit erst an. Das hört nicht auf, du musst immer arbeiten. Deswegen ist DIMMU BORGIR eine große Band: Wir haben 26 Jahre investiert, absolute Hingabe. Da steckt kein Glück drin – es ist einfach nur ehrliche, harte Arbeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Was sind deine Pläne für die Zeit nach CHROME DIVISION? Besteht dann die Hoffnung auf ein neues Album von OV HELL?
Shagrath: Nein. Es gibt keine Pläne, das fortzusetzen. Aber vielleicht etwas anderes. Etwas eigenes von mir, wir werden sehen. Momentan habe ich mit DIMMU BORGIR einen sehr vollen Terminplan, das nimmt eh den Großteil meiner Zeit in Beschlag. Aber ich glaube auch nicht, dass generell noch etwas von OV HELL kommt – das war einfach ein Album. Eigentlich hätte auf dem Album ja auch ein anderer Sänger singen sollen. Ich bin da nur in letzter Minute eingesprungen und habe die Vocals übernommen.

Und, eher kurzfristig gedacht: Was sind eure Pläne direkt nach der Tour? Worauf freut ihr euch am meisten, wenn ihr nach Hause kommt?
Eddie Guz: Das kann ich dir sagen: Ich werde direkt auf einen Berg fahren und Snowboarden gehen. (lacht)
Shagrath: Wieder bei den Kindern zu sein.

Vielen Dank für eure Zeit und Antworten – zum Abschluss würde ich gerne ein kurzes Brainstroming mit euch machen.
Eddie Guz: Ich hasse das, ich vermassel das immer. (lacht)
Shagrath: (mit verstellter Stimme) Was ist dein Lieblingsalbum … (lacht)
Nein, der erste Begriff wäre Motorräder. Shagrath: Motorräder …
Hast du eines? Oder fährst du? Shagrath: Nicht oft – ich habe kein eigenes, aber ich habe die Möglichkeit, mir eines auszuleihen.
Motörhead: Eddie Guz: Motörhead sind die beste Band, die ich je gehört habe. Ich liebe sie. Mehr gibt es da nicht zu sagen. Lemmy war, ist, wird immer Gott sein.
Vinnie Paul: Shagrath: Netter Typ, guter Schlagzeuger. Ich habe ihn ein paar Mal getroffen.
Black Metal: Shagrath: Mein Leben.
Rock’n’Roll: Eddie Guz: Gute Zeit.
CHROME DIVISION in zehn Jahren: Eddie Guz: Alt. (lacht) Shagrath: Alt und grau! (lacht)

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Dieses Interview wurde persönlich geführt.

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