Interview mit Stefanie Mannerts von Brutus

Mit „Burst“ haben BRUTUS als Belgien ein großartiges Debütalbum abgeliefert. Mit ihrer Mischung aus Post-Hardcore, Shoegaze, Blastbeats und einer unüberhörbaren Punkattitüde präsentiert die junge Band einen umwerfenden Genremix, der funktioniert. In unserem Gespräch mit Sängerin Stefanie erfahren wir mehr über den Songwriting-Prozess, lernen, was es mit dem Video zu „All Along“ auf sich hat und kriegen einen Einblick darin, wie wichtig BRUTUS Konzerte sind.

Burst“ ist ja euer erstes Album, weswegen viele unserer Leser wahrscheinlich erst jetzt auf euch stoßen. Magst du uns etwas darüber erzählen, was euch als Band auszeichnet?
Als wir die Band gegründet haben, ging es nicht darum, einen bestimmten Musikstil zu spielen. Wir drei hören sehr unterschiedliche Genres. Deswegen ist unser erstes Ziel immer, Musik zu schreiben, die uns allen drei gefällt – was nicht immer einfach ist. Wenn wir an diesem Punkt angelangt sind, dann glaube ich, dass wir so viel live spielen wollen wie möglich.

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Eine dreiköpfige Rockband!

Wie fühlt es sich an, „Burst“ veröffentlicht zu haben und seid ihr zufrieden damit?
Ja, wir sind ziemlich glücklich mit dem Album. Wie du schon gesagt hast, ist das unser erstes Album mit BRUTUS, daher wussten wir nicht, was wir erwarten konnten. Aber wir können sagen, dass wir sehr glücklich mit dem Sound und auch dem Aufnahmeprozess mit Jesse Gander aus Vancouver sind. Er war fabelhaft!

Gab es schon Rückmeldungen?
Ja, es kommen immer wieder Reviews rein. Wir sind überglücklich, dass es Menschen gibt, die unsere Musik hören und sogar über sie schreiben wollen – das ist wirklich eine große Ehre! Jede Meinung über unsere Musik, egal ob gut oder schlecht, ist eine ehrliche und gute Meinung. Deswegen freuen wir uns über jede Art von Rückmeldung.

Was steckt hinter dem Titel und dem Artwork von „Burst“?
Zuerst war „Burst“ der Titel eines unserer Lieder. Als Stijn diesen Titel gelesen hat, meinte er direkt, dass wir das doch am besten als Albumtitel nutzen sollten. Er hat uns einfach auf Anhieb gefallen. Das lag sicher auch daran, dass unsere Arbeit der letzten Monate und unsere Gefühle in diesem Titel stecken. Das Artwork hat Peter entworfen; das Hauptmotiv hat eine rustikale, aber doch irgendwie vulkanische Stimmung. Es sollte wohl einfach so sein und wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Ihr mischt ziemlich viele Genres. War das von Beginn an oder Ziel, oder hat sich das ergeben?
Wir denken darüber gar nicht wirklich nach. Aber es stimmt, wir hören sehr viele verschiedene Bands und Genres, was häufig zu Missverständnissen und Schwierigkeiten führt. Genau diese Probleme finden wir aber gut. Es ist eine schöne Herausforderung zu versuchen, all diese Einflüsse zusammenzubringen, sodass es uns allen gefällt.

Wie schreibt ihr eure Songs und wer schreibt die Texte?
Wir schreiben immer zu dritt. Wir schreiben nicht unbedingt alle zusammen an der ersten Fassung eines Songs, aber wir bringen Ideen ein und es ist wichtig, dass wir die Nummern zu dritt formen und auch fertigzustellen. Jeder Schritt im Schreibprozess ist uns allen wichtig. Texte können dabei von jedem geschrieben werden. Stijn und Peter haben ja auch Lieder geschrieben, und wenn ich mich mit ihren Gefühlen identifizieren kann, warum sollte ich dann nicht darüber singen?

Wovon handeln eure Texte?
Von ganz normalen Dingen, würde ich sagen. Ich habe über mich selbst geschrieben und auch über Dinge, die meinen Freunden und Menschen aus meiner näheren Umgebung passiert sind. Direkt über mich zu schreiben fällt mir aber schwer, weswegen ich über mich in der dritten Person schreibe. Ich glaube, wir beschäftigen uns mit alltäglichen Dingen, sowohl die anstrengenden Dinge als auch die Momente, die dir Kraft geben. Diese positive Energie brauchen wir auch im Songwriting-Prozess. Schlechte Dinge zu fokussieren kann dabei helfen, etwas aufzudecken. Die positive Herangehensweise ist nötig, um die schlechten Sachen aufzuschreiben und die Eier dazu zu haben, das zu tun.

Was sind die größten Einflüsse auf „Burst“, sowohl textlich, als auch thematisch?
Ich glaube, wir drei sind der größte Einfluss. Wir sind drei sehr unterschiedliche Menschen, aber uns verbindet die gleiche Leidenschaft für Musik. Wir sagen immer, dass jeder in BRUTUS einen anderen Musikgeschmack hat, und das ist es, was BRUTUS zu BRUTUS macht. Ich glaube, fast jede Band funktioniert so. Unsere geteilte Leidenschaft und Energie macht dieses Album aus.

Ihr habt ein Video für „All Along“ gedreht, das in Slowmotion zwischen Statuen gedreht wurde. Was steckt hinter diesem Konzept?
Die Idee für dieses Video stammt von Charles de Meyer, dem Regisseur. Wir haben ein kleines Brainstorming gemacht und uns dann dafür entschieden, Charles komplett freie Hand zu lassen. Er konnte also wirklich machen, was er wollte. Ich glaube, das ist auch der Grund, weswegen man mit Künstlern zusammenarbeitet. Wenn du ein Tattoo willst, dann gehst du ja auch zu einem bestimmten Tattooartist, wegen seines Stils. So war das auch mit Charles. Wir haben gesehen, wozu er in der Lage ist, wenn er starke Bilder mit CGI verbindet und wir haben ihm gesagt: Mach was du willst. Entsprechend war das komplett seine Idee und wir lieben das Ergebnis. Einen Tag inmitten all dieser wunderschönen Kunst zu verbringen war sehr inspirierend. Und obwohl wir nur 30 km entfernt von diesem Museum wohnen, kannten wir es noch nicht. Aber es ist echt super cool!

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Wie wichtig ist es für euch, live zu spielen?
Sehr wichtig! Das ist genauso wichtig wie das Aufnehmen. Es ist komplett unterschiedlich, aber geht Hand in Hand für mich. Dass Leute unsere Platten kaufen und zu unseren Shows kommen, ist immer noch so unecht für uns. Ich meine, was zum Teufel?! Wir sind nur drei Freunde aus einer Kleinstadt in Belgien. Wir sind so glücklich darüber, dass Leute sich dazu entscheiden, zu unseren Shows zu kommen. Entsprechend wichtig ist uns die Erfahrung, live zu spielen.

Gibt es Bands, mit denen ihr gerne auftreten würdet?
Ja, jede Band! Wenn wir es uns aussuchen könnten, dann würden wir einfach gerne mit den Bands unserer Freunde spielen. Und klar, wir würden es lieben eine Bühne mit And So I Watch You From Afar zu teilen und selbstverständlich auch mit dem Boss, Bruce!!!!

Wie schwer ist es, gleichzeitig komplexe Schlagzeugrhythmen zu spielen und zu singen, besonders live?
Es ist schwer und ich übe noch, aber ich merke schon, dass es langsam besser wird. Bei allen neuen Dingen muss man dafür üben, dass es natürlich wird und in Fleisch und Blut über geht. Das ist in diesem Fall nicht anders. Man kann ja auch nicht über Nacht Fahrrad oder Ski fahren und ich sehe das ähnlich. Es dauert ein bisschen, aber ich mache Fortschritte. Peter und Stijn sind sehr geduldig und verständnisvoll.

Wie sind eure Erfahrungen mit Shows in Deutschland?
Wir haben erst zwei deutsche Shows gespielt, eine mit John Coffey und eine mit Smoke Blow, und beide waren echt cool. Nette Menschen, wir hatten eine tolle Zeit!

Wie würdet ihr die belgische Metalszene beschreiben und kennt ihr einige der Bands auch persönlich?
Wir sind kein Teil der Metalszene, aber ich glaube, dass die belgische Metalszene uns sehr offen gegenübertritt – zumindest, was ich bisher erfahren habe. Auch wenn ich einen Metalgroove nutze, glaube ich nicht, dass uns das als Metal definiert. Metal ist einfach ein Teil meines Lebens. Ich bin damit aufgewachsen, aber habe auch Spaß daran, ein Fleetwood-Mac-Album zu hören. Wenn wir mit Metalbands spielen, akzeptieren sie uns und das ist es, was wichtig ist. Bands, die wir aus der belgischen Szene mögen, sind beispielsweise Steak Number Eight, Sludge-Metal mit Psychedelic-Einflüssen. Amenra ist eine meiner liebsten belgischen Bands. Sie haben eine Split mit Raketkanon veröffentlicht, die solltet ihr auch unbedingt auschecken!

Ich würde das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir als erstes ein, wenn du folgende Begriffe hörst:
Refused: Are Fucking Dead
Amenra: Are Fucking Heavy
Lost In Translation: II
Black Metal: Ein Lebensstil
Ulysses: Ist verdammt schwer zu lesen

Die letzten Worte gehöre dir: Was magst du unseren Lesern noch sagen?
Vielen Dank fürs Lesen! Wir werden eine großartige Zeit haben, wenn wir in ein paar Wochen in Deutschland sind. Vielleicht sehen wir uns auf einer der Shows!

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