Interview mit John und Jerry von Blutmond

Bereits mit ihrem letzten Album, „Thirteen Urban Ways…“, feierten die Schweizer Black Metaller BLUTMOND ihren Durchbruch. Nun, zwei Jahre später, steht mit „The Revolution Is Dead!“ nicht nur ein Nachfolger in den Läden, sondern ein wahres Meisterstück.
Was John (Gitarre/Gesang) und Jerry (Bass/Gesang) uns über die Entstehung der CD zu erzählen hatten,warum das neue Album nicht besser als der Vorgänger ist, und warum Frauen keiner glaubt, könnt ihr jetzt im Interview nachlesen:


Hi! Schön, dass ihr die Zeit für dieses Interview gefunden habt. Alles klar soweit?
John: Wir können nicht klagen, freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen und bereiten uns fleißig für die anstehenden Konzerte vor.

Zwei Jahre ist es her, dass „Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days“ erschienen ist, nun steht der Nachfolger, „The Revolution Is Dead!“, in den Läden. Was hat sich in der Zwischenzeit bei euch getan, was hat sich geändert und was ist gleich geblieben?
John: Geändert? Naja, unser Saxer und dritter Gitarrist Marc und zweiter Gitarrist Sin-Marlon wurden nach dem Release der „Thirteen…“ zu Festmitgliedern und aktiv im Bandgefüge integriert. Ansonsten sind wir nach wie vor der selbe debile Haufen wie vorher; bloß wissen wir nun wie man Songs schreibt…

Gleich geblieben ist auf jeden Fall, dass BLUTMOND auch 2012 wieder ziemlich extravagant zu Werke gehen. Fangen wir beim ersten Eindruck an, den die CD durch Titel und Artwork hinterlässt. Was wollt ihr mit dem durchaus provokanten Bild erreichen, und wie steht es in Zusammenhang mit dem Titel?
Jerry: Eigentlich ganz simpel. Das Cover zeigt ’ne Tussi, welche im Begriff ist ziemlich laut zu werden, zu protestieren, was ihr jedoch nicht mehr viel bringt, schließlich hat sie ja das Gesicht verloren und ist scheinbar blind, also würde sie sowieso niemand mehr ernst nehmen… vielleicht hat sie sogar ehrliche Absichten, will uns etwas irre wichtiges mitteilen, ist aber schon im Vornherein zum Scheitern verurteilt, da ihr Aufbegehren eh nie verstanden würde, da ihr keiner so recht traut und dabei von ihren Titten abgelenkt wird. War das hilfreich? Was soll’s…

Für das Cover ist 10.XIXt von .farsot verantwortlich – wie seid ihr auf ihn gekommen, und wie lief die Zusammenarbeit ab?
Jerry: Bei unsrem ersten Aufeinandertreffen mit den .farsoten wurde uns schnell klar, dass wir es mit echten Brüdern im Geiste zu tun hatten. Und dafür bedarf es garantiert so einiges an Überdruss und Beschränktheit! Nach dem letzten Tag im Studio, dem Mastering, fuhren John und meine Wenigkeit dann spontan nach Gotha und begossen die vierwöchige Knochenarbeit mit jenen Leuten, die uns Wochen zuvor noch während den Aufnahmen ebenfalls dabei geholfen haben uns die Lichter auszuknipsen…
John: …nicht der einzige Abend von dem ich nichts mehr weiß…
Jerry: …wie auch immer, irgendwann morgens um vier und nach zahllosen Gläsern Absinth machte 10.XIXt uns schließlich das unmoralische Angebot mit dem Artwork. Im Gegenzug müssen wir nun in jedem Interview erwähnen wie trinkfest die Jungs sind!

Erzählt doch bitte ein paar Details zur Entstehung des Covers… hattet ihr Anteil am kreativen Prozess und der Entstehung des Bildes, oder ist dieses allein der Kreativität des Künstlers entsprungen?
Jerry: Die grundlegenden Gedanken wurden vorgegeben, alles andere lag in seinem Ermessen. Freilich haben wir während der Entstehung da und dort wieder reingepfuscht, nichtsdestotrotz aber war die Kollaboration äußerst angenehm, wenn nicht gar amüsant.

Wie ist das Bild entstanden? Handelt es sich um ein nachbearbeitetes Photo?
Jerry: Nun, wir haben im Vorfeld ein, zwei hochkarätige Models angefragt ob sie bereit wären dafür zu posieren, was jedoch selbst für uns als Schweizer kaum erschwinglich geworden wäre, also haben wir uns einfach vor der Haustür beim Proberaum etwas umgeschaut. Wobei man wohl erwähnen muss, dass dieser mitten im größten Rotlichviertel der Schweiz liegt… ihr Gesicht wurde eh retuschiert, also was soll’s? Den Rest kann man sich denken. Nur so viel noch: Ihr Name war Natalja!


Worin besteht die Kernaussage des Albumtitels, beziehungsweise auf was bezieht sich dieser konkreter, und in welchem Kontext steht er zu den beiden Parolen „There’s No Future since we’ve lost all culture“ und „Long Live The Revolution“ aus dem Inneren des Digipaks?

Jerry: Ich sag mal, die Kernaussage lässt sich aus den eben genannten Metaphern entnehmen. Diese wiederum stehen in direktem Zusammenhang mit jedem Song. Der Auszug aus „Stop The Rain, Neuzeit Jesus“ („There’s No Future Since We’ve Lost All Culture“) beschreibt die Erkenntnis, dass es keine Fortschritte gibt, solange man seine Vergangenheit verdrängt, keine Konsequenzen daraus zieht, sich nicht erkennt und sich letztlich nur selber verarscht. „Long Live The Revolution“ hingegen dient als Pointe und Statement für jene, die gewillt sind unsrem Wahnsinn zu lauschen, daher auch nicht auf Anhieb sichtbar im Inneren.

Die Texte sind im Booklet nicht beziehungsweise nur phrasenweise abgedruckt – warum habt ihr euch für diesen Weg entschieden?
John: Zum einen aus ästhetischen Gründen; zum anderen wollen wir dem Hörer nicht alles vorkauen, mit den Auszügen höchstens Denkanstöße liefern und den Hörer auffordern aktiver die Platte zu hören. Nur so können wir die Leute anregen sich Ihre eigenen Gedanken zu machen als nur ein von uns erstelltes Manifest runterzubeten. Das macht keinen Sinn.

Worum geht es in den Songs generell beziehungsweise verallgemeinert?
John: Dass es immer, ja wirklich immer schlimmer werden kann!

Titel wie „Stop The Rain, Neuzeit Jesus!“ oder „BreakDown 2012“ lassen ja auch hier eine eher moderne Herangehensweise erahnen – wollt ihr mit euren Texten eine Message vermitteln, oder sind sie, wie auch die Musik, als frei zu interpretierende Kunst zu betrachten?
John: Eine Message lässt sich eigentlich in jedem unserer Stücke finden – und ja, wir wollen die auch vermitteln. Auch das kann man als interpretierende Kunst betrachten. Glaub ich. Denk ich. Hoff ich. Whatever…

Der Titel „21st Century Prophets“ legt einen King Crimson-Bezug nahe. Was war die Intention hinter dieser Titelwahl?
Jerry: King Wer?
John: King Crimson? Nie gehört. Der Titel ist in dem Sinne der Abschluss; ja die eigentliche Konsequenz der ganzen Scheibe. ’nough said!

Wenn ihr „The Revolution Is Dead!“ in einem Satz beschreiben müsstet, würde er lauten:
Jerry: Ein einzelner Satz? Ich bin naturblond, das schaff ich niemals! Ähm… „Wer bei Revolution an Politik denkt, gehört zum geistigen Establishment!“
John: „Es wird schlimmer werden!“

Musikalisch seid ihr auch nochmal einen Schritt weitergegangen – was dabei auffällt, ist, dass „The Revolution Is Dead!“ zugleich vielseitiger als auch kohärenter klingt als sein Vorgänger. Seht ihr das auch so, und wenn ja, wie würdet ihr diese Entwicklung erklären?
John: Wir sind als Musiker und vor allem als Songwritter gewachsen und können nun effizienter einen Song arrangieren und aufbauen. Wir achten auf ganz andere Sachen als noch auf dem Vorgänger und probieren bewusster zu schreiben. Klingt das verständlich? Ich hoffe es.

Wo seht ihr sonst noch Unterschiede zum Vorgänger? Was macht euer neues Album besser?
John: Ein Album ist niemals besser oder schlechter als der Vorgänger. Ein Album stellt immer eine Momentaufnahme eines aktuellen Zeitabschnittes dar, welcher eingefangen wird. Glaube mir, eine Woche nach Abschluss der Aufnahmen würden wir das ganze Ding schon wieder komplett anders komponieren. Die Unterschiede liegen besonders in den gewachsenen Fähigkeiten als Songwriter. „Thirteen…“ lebte von der jugendlichen Energie; von diesem Sturm und Drang. „The Revolution…“ ist meines Erachtens viel bodenständiger und böser, da der imaginäre Protagonist, also wir, haha, die im Vorgänger geschliffenen Schwerter nun bricht und sich resignierend zu Boden wirft…

Könntet ihr uns etwas über den Aufnahmeprozess berichten? Wie lief das alles ab, gab es Probleme, oder lief alles nach Plan?
Jerry: Wenn du wüsstest… mittendrin war Weihnachten, Neujahr und Drei Könige. Und obendrein durften wir noch 12 Stunden Fahrt auf uns nehmen für ein Konzert, welches nicht mal 30 Minuten dauerte. War auf alle Fälle eine turbulente Zeit.
John: Haha, das war ein Fest! Wir haben uns für vier Wochen beim Herrn Stock einquartiert und gleichzeitig in zwei Studios gearbeitet, davon eines in der Schweiz für diverse Gastbeiträge. Zudem hatten wir ständig die Hütte voll mit Gastmusikern und befreundeten Promis, die uns mit schön viel Alkohol irgendwie die Feierabende versüßt haben. Ansonsten war es wie immer sehr entspannt; Stock mach seine Arbeit eben ausgezeichnet. Wir haben nicht mit Spuren gespart und pro Song weit über 100 Tracks gezogen. Klar, irgendwann raucht der Kopf vor lauter was-weiss-ich; doch die Mühe hat sich definitiv gelohnt.


Für mich klingt das Album so, als wäre es etwas schwieriger auf die Bühne zu bringen als das letzte… seht ihr das auch so und wird es trotzdem in absehbarer Zeit Konzerte von euch zu sehen geben?
John: Nun, schwierig würde ich nicht sagen. Wie bereits erwähnt haben wir Marc die dritte Gitarre in die Finger gedrückt und wir arbeiten mit sehr vielen Sample-Tracks. Also eigentlich ganz einfach. Jedoch sehe ich nicht ein, dass eine Band live genau so klingen muss wie auf Platte. Wo bleibt da der Sinn eines Konzertbesuchs?
Jerry: Wegen den Mädels?
John: Wegen dem Bier?
Jerry: Wegen dem Bier und den Mädels.

O.K., das war’s dann fast schon wieder von meiner Seite – wollt ihr noch etwas loswerden das in diesem Interview sonst fehlen würde?
Jerry: Penis! Bohren statt kleben! Ene meene Miste, wir fingern nicht, wir fisten! Gang zom Gwafför!

Nachdem das also auch klargestellt wäre, würde ich das Gespräch gerne mit einem kurzen Brainstorming beenden. Was fällt euch ein, wenn ihr diese Begriffe hört:
Euro-Krise:

John: Hat mir ’ne neue Gitarre beschert
Jerry: …und mir durchzechte Nächte in Deutschland
Rotwein:
Jerry: Ville Valo
John: Flecken auf’m Hemd und Kopfschmerzen
Schwarzgeld:
John: Notwendiges Übel
Jerry: SPD aka Soziale Persiflage Deutschland
Twilight-Saga:
Jerry: Kristen Stewart in ihrer Rolle bei „Into The Wild“. Ansonsten sind Vampire ziemlich schwul
John: Musste ich mich nie damit befassen
Metal1.info:
Jerry: Nie gehört
John: Verwechsle ich immer mit metal.de, haha
Revolution:
John: Ich!
Jerry: John!

Vielen Dank und euch privat wie bandbezogen alles Gute!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert