Nirgendwo in Skandinavien ist Black Metal derzeit so vital wie die in Trondheim. Im Gespräch mit Sänger W. von BEYOND MAN, MARE, BEHEXEN, DARVAZA sowie ehemals ONE TAIL, ONE HEAD versuchen wir dem Faszinosum „Nidrosian Black Metal“ auf die Spur zu kommen.
„Beyond Man“ ist das erste Album eurer gleichnamigen Band – aber zumindest Metal Archives sagt, dass es bereits 2008 ein Demo-Tape gab („Neter-khertet“) … kannst du uns die Geschichte von BEYOND MAN erzählen – wann wurde die Band gegründet und wenn schon damals, warum hat es so lange gedauert, bis das erste Album herauskam?
Ich bin etwa 2005 zu BEYOND MAN gestoßen, damals hieß die Band noch Vordrinn und hatte ein etwas anderes Lineup. Zu dieser Zeit haben wir sehr hart geprobt und uns noch härter bekämpft, es war also eine ziemlich anstrengende Zeit. Wir haben ein paar Proben als Demos aufgenommen, sind aber nie dazu gekommen, viel damit zu machen. Dann übernahmen andere Bandverpflichtungen die Oberhand und wir haben uns auseinandergelebt. Nur um jetzt noch stärker zurückzukommen.
Du bist in vielen Bands der so genannten Nidrosian-Black-Metal-Szene aktiv … es scheint, als wärst du eine Schlüsselfigur dieser Szene. Kannst du uns eine Erklärung geben, warum die Black-Metal-Szene in Trondheim derzeit so aktiv ist … im Vergleich zur „traditionellen“ Black-Metal-Hochburg Bergen zum Beispiel?
Nein, das kann ich nicht. Ich mache mir keine Gedanken über solche Dinge. Wir waren und sind eine Gruppe von sehr unterschiedlichen Individuen, die sich zufällig zur richtigen Zeit getroffen haben und dieselben Grundgedanken haben, wenn es um diese Kunstform geht. Alle haben starke Ideen und Visionen, die tief mit etwas verwurzelt sind, das nicht erklärt werden kann.
Wie würdest du Nidrosian Black Metal einem Metalhead beschreiben, der diesen Begriff noch nie gehört hat?
Ich würde es nicht tun. Ich würde es ihn selbst herausfinden lassen.
Was ist aus deiner Sicht das Besondere an dieser Szene?
Die Hingabe.
Ich halte es für eine ziemlich „true“ Interpretation dessen, was Black Metal war, bevor er „cool“ wurde, aber ohne zu sehr zu versuchen, „true“ zu sein. Würdest du das unterschreiben?
Es ist BLACK Metal. So einfach ist das. Was die Leute dann noch für ausgefallene Worte benutzen wollen, um sich schlauer zu machen, liegt nicht an mir.
Was hältst du von „modernem“ oder „Post“-Black Metal auf der einen Seite und Bands, die zu sehr versuchen, authentisch zu sein, auf der anderen Seite?
Ganz einfach: Ich denke nicht darüber nach.
Worum geht es in deinen Texten für BEYOND MAN?
Auf diesem Album sind die Texte sehr stark in der ägyptischen Mythologie angesiedelt. Der Grund dafür ist, dass unser Schlagzeuger, als die älteren Songs geschrieben wurden (vor mehr als zwölf Jahren), sich intensiv damit beschäftigte und auch luzide träumte. So sind einige sehr interessante Texte entstanden. Um der Atmosphäre und dem Gefühl, das wir damals hatten, treu zu bleiben, habe ich beschlossen, dass nichts verändert werden sollte und wir für dieses Album lieber darauf aufbauen. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt nur noch über ägyptische Götter und Märchen singen. Der große Abgrund verbindet alles.
Macht es für dich einen Unterschied, für welche deiner Bands du Texte schreibst?
Nun, ja und nein. Wenn ich einen Text schreibe, weiß ich normalerweise, zu welcher der Bands er passen wird.
Die meisten dieser Nidrosian-Black-Metal-Bands sind bei Terratur Possessions Records unter Vertrag. Sind sie die treibende Kraft hinter dieser Szene?
Nein, das würde ich so sagen, denn was ist ein Plattenlabel ohne hart arbeitende Bands, die dort unter Vertrag sind? Ohne gute Bands auf einem Label passiert nichts, und ohne ein fleißiges Label passiert nichts. So einfach ist das. Dies ist eine gemeinsame Anstrengung, bei der jeder eine Rolle gespielt hat.
Mit BEYOND MAN bist du aber bei einem finnischen Label, The Sinister Flame, unter Vertrag – das ist ziemlich ungewöhnlich, da Musiker meist versuchen, alle ihre Bands beim selben Label unterzubringen. Warum habt ihr euch entschieden, bei The Sinister Flame zu unterschreiben?
Weil er sich gemeldet hat und ich seine Arbeit sowohl als Heraugeber des „I Return To Darkness“-Zines als auch seine Arbeit mit dem Label seit Jahren kenne. Wir waren uns einfach ziemlich schnell über alles einig.
Der Stil der Nidrosian-Black-Metal-Bands ist so charakteristisch, dass ich mich frage, was dich reizt, in so vielen Bands zu spielen? Oder andersherum gefragt: Warum konzentrierst du dich nicht auf nur eine oder zwei Bands?
Es fällt mir schwer, nein zu sagen, wenn gute Freunde und Bekannte mir wunderbare Arbeit zeigen. Ich mag auch die Herausforderung. Und oft gibt es in einer Band längere Pausen, weil manche Leute andere Verpflichtungen haben. Da werde ich unruhig.
Hat eine deiner Bands Vorrang … oder wie schaffst du es, dich um sie alle zu kümmern?
Alle haben Vorrang.
Gibt es auf der anderen Seite eine Chance für eine Reunion deiner ehemaligen Band ONE TAIL, ONE HEAD?
Nein.
Planst du – wenn Corona in irgendeiner Weise unter Kontrolle ist – auch Shows mit deinen Bands zu spielen?
Ja, es wird hier und da etwas gebucht, aber wir werden sehen.
Im frühen Winter wird das neue DARVAZA-Album erscheinen – was können wir hier erwarten?
Black Metal, wie ihn DARVAZA immer liefern.
Lasst uns das Interview mit einem Brainstorming abschließen:
Das letzte Album, das du dir angehört hast: Das neue von Skullfist.
Ein Essen, das dich immer glücklich macht: Alles, was mexikanisch ist.
Wolves In The Throne Room: Was ist das? Ein Computerspiel?
Soziale Medien: Es ist ein Ding
„Eternal Hails……“ von Darkthrone: Klar, eternal hails to Darkthrone.
BEYOND MAN in 10 Jahren: älter.
Nochmals vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern sagen möchtest?
Hört euch Kaamos an.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.