Interview mit Chris Reifert von Autopsy

AUTOPSY gehören zweifelsohne zu den legendärsten Death Metal Bands und Mitbegründern des Genres. Nach ihrer Wiedervereinigung 2010 erschien nach „Macabre Eternal“ (2011) nun mit „The Headless Ritual“ bereits das zweite Album seit dem Restart. Grund genug für uns, dem Bandchef Chris Reifert mal ein paar Fragen über den großen Teich zu schicken.

Autopsy
Hallo Chris, zunächst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst unserer Fragen zu beantworten!
Kein Problem, schieß los!

Dann erst mal herzlichen Glückwunsch zu „The Headless Ritual“ – ein Monster von einem Album! Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?
Ah, vielen Dank! Monströs war definitiv unser Ziel. Wir sind verdammt zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist schön, wenn deine verdrehten Ideen und harte Arbeit tatsächlich so enden, wie du dir das vorgestellt hast. Freut mich, dass es dir auch gefällt!

Was verbirgt sich hinter dem Titel?
Das hängt von dir ab, wenn du das Cover siehst. Es kann verschiedene Dinge bedeuten, oder auch nichts, abhängig von deiner Vorstellungskraft. Es klingt cool und einzigartig und passt perfekt zum Artwork.

Autopsy

Wie waren die Reaktionen von Fans und Medien bis jetzt?
Bis jetzt ist es beängstigend gut gelaufen. Keine Beschwerden in diesem Bereich. Ich bin mir sicher, dass es Menschen geben wird, denen es nicht gefällt, aber das ist mit allem im Leben so. Wir sind glücklich darüber und es ist das Album, das wir immer hören wollten, das es aber nicht gab, bis wir es in diese verdrehte Welt gebracht haben. Letztlich haben wir dieses Album für uns selbst geschrieben und für die Fans der Band, nicht für irgendwelche Leute, die ihr Urteil bereits gefällt haben und es hassen, bevor sie es überhaupt gehört haben.

Die Produktion klingt etwas anders, als bei den anderen AUTOPSY-Alben, einige würden sagen besser, etwas polierter. War das Absicht, um der Schiebe noch mehr Druck zu verleihen?
Ja, wir wollten einen kräftigen Sound. Nicht poliert auf eine Art und Weise, in der es (nach)bearbeitet oder fake klingt, sondern groß, dreckig, erdrückend. Wir wollen immer wie eine echte Band klingen und nicht wie etwas, das ein Computerprogramm zusammengebastelt hat, wie eine Menge Alben heute klingen. Wir geben die echte Musik, Warzen und alles, wie man so sagt.

Ihr habt wieder mit Adam Munoz in den Fantasy Studios aufgenommen. Habt ihr jemals in Erwägung gezogen woanders oder mit jemand anderem aufzunehmen?
Nicht seit wir mit Adam arbeiten. Er weiß was wir wollen und wie er es bekommt. Fantasy ist ein toller Ort. Ich schätze mich glücklich dort aufnehmen zu können. Die Geschichte dieses Ortes ist überwältigend und alle sind super cool. Aber das Wichtigste ist, das wir den Sound bekommen, den wir wollen und deshalb bin ich mir sicher, dass wir – wann immer wir können – wieder dahin gehen werden.

Ihr habt Joe Pentagno gewinnen können, um euer Artwork zu gestalten, welches mal wieder absolut beeindruckend und grausam geworden ist. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen?
Joe hat uns kontaktiert, was absolut ehrfurchtgebietend war. Verflucht, wir haben alle die Jahre damit verbracht seine großartigen Albumcover zu bewundern und nun tatsächlich mit ihm zu arbeiten ist verblüffend. Joe ist ein Meister seines Fachs und es ist absolut angenehm mit ihm zu arbeiten. Ich würde sagen, dass es den Vibe des Albums mit seinem Artwork perfekt wiedergegeben hat.

Autopsy Inti 13-02Hast du ihm Hinweise gegeben, was du auf dem Cover haben wolltest oder hatte er da komplette künstlerische Freiheit?
Ich hab ihm nur ein paar Songtitel gegeben und das war’s. Wir hatten noch gar keinen Albumtitel, als er mit dem Artwork fertig war. Das Konzept und die Ausführung war seine Idee.

„The Headless Ritual“ ist ungefähr ein Drittel kürzer als das 2011er Album „Macabre Eternal“. War es eine bewusste Entscheidung, das neue Album kürzer zu h

alten?
Ja, wir dachten wir machen diesmal ein Album in „normaler“ Death-Metal-Länge. „Macabre Eternal“ hat auf jeden Fall seinen Standpunkt deutlich gemacht und wir bereuen da auch nichts. Aber diesmal dachten wir uns, dass weniger mehr sein kann.

Wie verläuft der Kreativprozess in AUTOPSY? Trefft ihr euch und jamt oder bringen die einzelnen Mitglieder fertige Songs mit in den Probenraum?
Meistens ist es wie du sagst… einzelne Mitglieder bringen fertige Songs mit in den Probenraum, damit die anderen sie auschecken und lernen können. Obwohl, Eric und ich haben „Flesh Turns To Dust“ zusammen im Studio geschrieben, etwa eine halbe Stunde vor der Aufnahme. Es war so eine Last-Minute-Idee und ist richtig heavy und bedrohlich geworden.

Du hast auf Facebook geschrieben, dass „The Headless Ritual“ eure härtestes Album sei – bis jetzt. Können die Fans das als Versprechen nehmen, dass ihr auch in Zukunft Alben veröffentlichen werdet?
Naja, wir sind nicht getrennt oder im Ruhestand oder so was und wir haben noch jede Menge Ideen und Leidenschaft für diese Musik, also würde ich sagen, dass ihr die Augen für mehr Audio-Attacken von uns in Zukunft offen halten solltet.

Wo siehst du persönlich „The Headless Ritual“ in Verhältnis zu euren anderen Alben?
Für mich passt es zu allem anderen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es unser bestes Album bis jetzt ist. Natürlich sollte ich immer dieses Gefühl haben, wenn ich ein neues Album mache, ansonsten würde da etwas richtig falsch laufen. Woran auch immer wir gerade arbeiten ist mein Favorit, verstehst du?

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Wie motivierst du dich brutale Musik und kranke Texte zu schreiben?
Seltsamerweise kommt das ganz natürlich. Ich persönlich spiele seit 30 Jahren in Metalbands und es fühlt sich einfach richtig an. Es ist bis heute immer noch aufregend und ich liebe, es etwas zu erschaffe, dass es vorher nicht gab. Es ist ein richtig cooler Prozess, von der ersten Idee eines Songs, zu hören wie er Form annimmt und zu als fertiges Resultat zu dem wird, was ich anfänglich in meinem Kopf gehört hatte.

Die „Critical Madness“-Demo wurde 1988, also vor unglaublichen 25 Jahren veröffentlicht. Habt ihr irgendetwas Spezielles zum Jubiläum geplant?
Stimmt, das ist sicher ein verrückter Gedanke. Wo ist die Zeit hin?! Allerdings waren wir echt viel zu beschäftigt, um darüber nachzudenken. Es ist spannender nach vorn zu schauen, als nach hinten. An irgendeinem Punkt werde ich mich mal zurücklehnen und über all die Musik aus den vergangenen Jahren nachdenken aber momentan ist einfach zu viel zu tun.

Während die Musikindustrie sich hauptsächlich auf MP3s und den Onlinehandel (Downloads) verlegt hat, greifen viele Metalheads wieder auf Vinyl zurück. Was sind deine Gedanken diesbezüglich, als jemand der mit Schallplatten und Kassetten aufgewachsen ist?
Naja, zunächst klingen MP3s einfach schieße. Das sollte ein Problem sein, meine ich. Außerdem kriegst du damit einfach nicht das ganze Paket. Es ist großartig die Welt zu betreten, die die Band erschaffen hat. Du weißt schon, sich in der Musik verlieren, dem Artwork, Lyrics, Bandfotos, Linernotes und dem ganzen Zeug. Alben sollten wie Erlebnisse sein, nicht nur etwas um deinen iPod vollzustopfen. Mach mal eine richtige Anlage an, dreh dein Lieblingsalbum voll auf und dein Trommelfell wird fürstlich entlohnt werden!

Warum denkst du, greifen Metalbands und Fans wieder auf Vinyl zurück?
Hey, du bekommst die Kunst und die Verpackung ist groß und hübsch und die Musik klingt großartig und riecht sogar gut!

Der Sommer naht – Festivalzeit. Gibt es Orte, an denen ihr dieses Jahr spielen werdet?
Wir haben gerade ein paar Shows an der US-Westküste gespielt. Es sieht nicht so aus, als ob wir dieses Jahr Festivals spielen werden. Nächstes Jahr könnte das allerdings schon wieder ganz anders aussehen, wir werden sehen.

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Spielst du gern auf Festivals, oder ziehst du Clubshows vor?
Das hat beides seine Qualitäten. Festivals sind cool, weil du für eine Menge Leute spielen kannst und du triffst immer jede Menge Freunde. Clubs sind auch gut, da dort alles etwas intimer und weniger hektisch ist. Aber ich denke beides kann viel Spaß machen. Bis jetzt haben wir immer einen Mix aus beidem gespielt, damit bleibt’s interessant.

A propos live spielen: Gibt es Orte, an die du dich besonders gern erinnerst oder andere, die eher abstoßend waren?
Alle Konzerte, die wir seit der Wiedervereinigung gespielt haben waren großartig, ganz ehrlich! Da fallen mir keine schlechten ein.

Gibt es Pläne in naher Zukunft nach Europa und speziell Deutschland zu kommen?
Im Moment ist nichts gebucht, aber das kann sich ändern. Im Moment nehmen wir die Dinge, wie sie kommen. Wir haben dort nur gute Erfahrungen gemacht und würden gern wiederkommen. Die Fans sind unglaublich und leben wirklich für den Metal. Und hey, mit gutem deutschem Bier kann man einfach nichts falsch machen!
In letzter Zeit sind eine Menge Bands entstanden, die Old School Death Metal spielen und AUOPSY (neben anderen) als Einfluss nennen. Was hältst du von dieser Entwicklung?
Du wirst nicht hören, dass ich mich darüber beschwere. Wir hatten unsere Einflüsse als wir die Band gründeten und wenn wir helfen können die Fackel weiterzureichen, dann ist damit nichts falsch.

Auf der anderen Seite haben viele Bands versucht mit neuen Einflüssen zu arbeiten, Morbid Angel auf ihrem letzten Album beispielsweise. Was hältst du davon, wenn etablierte Bands ihren Sound derart verändern? Habt ihr etwas Derartiges je für AUTOPSY in Erwägung gezogen?
Ich denke für uns ist es besser, uns an den ursprünglichen Plan zu halten. Wir können verrückte Leute sein, aber wenn unsere Musik zu verrückt würde, wäre es nicht mehr AUTOPSY. Wir bleiben bei unserer Version und halten sie „heavy as hell“!

Autopsy Inti 13-04Alles klar, zum Abschluss noch unser traditionelles Metal1-Brainstorming:
Dave Mustain:
Ehrlich gesagt kein Megafan, obwohl ich das erste Album mag. Hab den Kerl nie getroffen, mehr kann ich dazu nicht sagen.
Prism: ???
Lana Del Rey: Keine Ahnung wer das ist, sorry!
Party.San Open Air: Wir haben dort 2010 vor 10.000 Leuten gespielt. Es war eine total irre und beeindruckende Erfahrung. Und wer könnte all den wundervollen Schlamm vergessen. Haha!
Black Metal: Wie in jeder anderen Musikform gibt’s da gute und langeilige Bands.

Vielen Dank noch einmal für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

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