ATLANTEAN KODEX bewiesen mit ihrem Debut „The Golden Bough“ dass die reichlichenVorschusslorbeeren nach „The Pnakotic Demos“ durchaus begründet waren. Wir befragtenGitarrist Manuel zu dem überraschenden Erfolg und zu den Hintergründen des Albums und konnten ihmauch noch einige Bandinterna entlocken.
Kannst du uns erst mal etwas über ATLANTEAN KODEX erzählen, die viele bislanghöchstens dem Namen nach kennen? Was war eure Motivation, die Band zu gründen?
Als wir 2005 den Plan fassten, erneut eine Band zu starten, war der Wunsch,Musik im Stil der epischen Bathory und der frühen Manowar zu spielen, Vaterdes Gedanken. Wir hatten das Gefühl, dass nach dem Tod Quorthons und demNiedergang Manowars niemand mehr diese spezielle Art von Musik spielte, dieuns allen so am Herzen lag. Also nahmen wir die Sache selbst in die Hand.2006 hatten wir die erste Veröffentlichung. 2007 wurde dann in der aktuellenBesetzung „The Pnakotic Demos“ veröffentlicht, die sehr gut bei den Leutenankamen und nun 2010 konnten wir unsere Debütplatte veröffentlichen.
Wie kamt ihr auf den Bandnamen ATLANTEAN KODEX? Steckt da eine tiefereBedeutung dahinter?
The Atlantean Kodex – der Kodex von Atlantis – ist eines jener verbotenenBücher, die u.a. von H.P. Lovecraft und R.E. Howard in verschiedenenKurzgeschichten erwähnt werden. Im Unterschied zu Büchern wie demNecronomicon oder von Juntzts „Unaussprechlichen Kulten“, ist der „Kodex vonAtlantis“ allerdings Realität. Historiker und Theologen haben inzwischenbestätigt, dass z.B. in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau noch einExemplar verwahrt wird. Der Name soll einerseits eine archaische Atmosphärebeschwören, andererseits den melancholischen Mythos des verlorenen Atlantisandeuten.
„The Golden Bough“ bekam durchweg gute bis sehr gute kritiken. Habt ihr mitsolch einem Erfolg gerechnet?
Nein. Wir wussten, dass „The Golden Bough“ eine sehr gute Platte ist, diejedem, der „The Pnakotic Demos“ mochte, auch gefallen würde. Aber wir warenuns sicher, dass „The Golden Bough“ lediglich ein Nischenpublikum ansprechenwürde – schließlich ist die Musik alles andere als modern und die Produktionebensowenig massentauglich. Dass tatsächlich auch die breitere Metal-Szene soeuphorisch auf das Album reagiert hätten wir nicht erwartet.
Durch eure EPs, die allenthalben als Geheimtipp gefeiert wurden, war dieErwartungshaltung an das Album hoch. Habt ihr euch deswegen unter einer ArtLeistungsdruck gesehen?
Nein, wie gesagt, wir wussten, dass das Material stark war, und alle Fans, die“The Pnakotic Demos“ mochten, begeistern würde. Die Erwartungshaltung, die inder breiten Metal-Szene aufgetürmt wurde, hat uns weniger interessiert, dawir ohnehin davon ausgingen, dass dem Massenpublikum unsere Musik nichtgefallen würde. Wichtiger war für uns die Meinung der Underground-Fans, dieuns von Anfang an unterstützt hatten. Wenn es einen Leistungsdruck bei denAufnahmen gab, dann der, genau diese kleine Klientel, mit denen wir auchpersönlich in Kontakt stehen, nicht zu enttäuschen.
Ihr selbst seht ja Manowar und Bathory als Einflüsse und teilweise Vorbilder.Aber wäre euer sehr episches Werk „The Golden Bough“ nicht eher einenVergleich mit den Labelkollegen While Heaven Wept wert?
Den Vergleich mit While Heaven Wept haben wir inzwischen schon öfter gehört.Ich glaube, dass die Ähnlichkeiten vor allem von der Atmosphäre herrühren,die beide Bands erschaffen. Das Melancholische, das Dramatische, dasstellenweise Triumphale. Auf ihrer letzten Platte hatten WHW ja auch stärkertraditionelle Metal-Einflüsse verarbeitet, insofern sehe ich schon gewisseParallelen. Aber ich könnte nicht behaupten, dass WHW unser Songwritingbeeinflusst hätten. Dazu ist unser musikalischer Ansatz auch zuunterschiedlich. Ich sehe uns als wesentlich energischer, und eindeutig alsmehr Heavy Metal. Bei uns geht es stärker um Leidenschaft, unkompliziertenMetal und Power, WHW schwelgen eher im Selbstmitleid (sorry, Tom…).
Bitte schildere kurz die Entstehungsgeschichte Eures aktuellen Albums.
Letztes Jahr um diese Zeit wussten wir noch nicht, dass es eine neue Plattegeben würde. Erst im November nahm es langsam Gestalt an, als ich ein paarSongfragmente, die schon seit 2006 im Raum standen, in eine ordentliche Formbrachte und als Rohmix aufnahm. Das war der Ausgangspunkt, es tatsächlich miteiner Fulllength zu versuchen. Gegen Februar 2010 hatten wir schließlichgenug tragfähige Songs, so dass wir uns ernsthaft über die Aufnahmen Gedankenmachten. Ich glaube, ab April starteten wir mit den ersten Drum- undGitarrenparts. Bis Juni hatten wir dann den Gesang im Kasten und im Juli dannnoch die Lead-Gitarren. Gemastert wurde das Album in den Rosenquarz Studios,Lübeck, im August. Unser Ziel war es, einen rohen, natürlichen Sound ohneSchnickschnack, künstliche Drums, etc. zu schaffen. Es sollte klingen, wieein Livegig, mit jedem Instrument auf dem gleichen Level.
Wie würdet Ihr Eure Musik mit wenigen Worten jemandem beschreiben, der nochnie von Euch gehört hat?
Heavy Metal!
Wer ist bei euch für’s Songwriting zuständig und hat dieses unnachahmlicheHändchen für epische Kompositionen? Wie lange dauert der Songwriting-Prozesseines Stückes?
Die Songs stammen größtenteils von Kreuzer und mir, die Gesangslinien meistvon Becker und die Gitarrensoli von Koch. Was die Dauer des Songwritingsbetrifft, lässt sich das nicht so leicht festmachen. Teils schreiben wir dieSongs innerhalb kürzester Zeit am Stück, teils dauert es Jahre, weil sich einSong aus unterschiedlichen Fragmenten langsam während der Bandprobenkonstituiert. Die Gesangslinien entstehen meistens sogar erst während derAufnahme-Sessions.
Hat „The Golden Bough“ eine thematische Nähe zu dem gleichnamigen Werk vonSir James George Fraser? Wenn ja, liegt dem Album dadurch eine konzeptionelleGeschichte zugrunde?
In der Tat, im thematischen Fokus des Album steht Frazers Buch. Ich würdedennoch nicht so weit gehen, die Platte als „Konzeptalbum“ zu bezeichnen.Vielmehr kreisen die Songs teils mehr, teils weniger um Aspekte aus FrazersBuch. „Pilgrim“ beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Mythos des heiligenKönigs, der im Berg auf seine Wiederkehr wartet – ein Sagenmotiv, das sich inganz Europa wiederfindet. „Fountain of Nepenthe“ beschäftigt sich mit derReise zwischen den Welten, zwischen Leben und Tod, zwischen Traum undRealität, auf die Frazer mit seiner Beschreibung des Ritus des heiligenKönigs rekurriert. Ganz allgemein behandeln wir verschiedene Aspekte vonMagie und Religion und stellen die Frage nach einer europäischen Ur-Religion,wie sie von Frazer vorgeschlagen wurde. Gerade vor der aktuellen politischenEntwicklung in Europa ist das ein sehr spannendes Thema.
Wie führte euer Weg zu Cruz Del Sur, wo ihr stilistisch zugegebenermaßen gutins Labelprogramm passt?
Ich kannte Enrico schon vorher aus meiner Zeit beim Label Iron Kodex. Als esAnfang 2010 langsam konkret wurde, dass wir eine Platte aufnehmen würden,kontaktierte ich Cruz del Sur und fragte, ob Interesse an einerZusammenarbeit bestünde. Ich glaube, Enrico hatte uns kurz zuvor auf demHammer of Doom III live gesehen und war einigermaßen begeistert von unsererShow. Es ging deshalb auch relativ schnell. Binnen einer Woche war allesVertragliche unter Dach und Fach. Cruz del Sur waren für uns von Beginn andie erste Wahl, da ich Enrico als absolut professionellen Labelchefkennengelernt hatte, der seinen Bands im künstlerischen Bereich dennoch alleFreiheiten lässt. Zudem ist sein Roster beeindruckend. Mit Slough Feg, WHWoder Pharaoh hat er tatsächlich die Créme de la Créme des aktuellen HeavyMetal unter Vertrag.
Mich interessiert immer gerne, womit Musiker, die aber nicht von der Kunstleben können, ihre Brötchen verdienen. Was macht ihr neben der Musik? Und wieregelt ihr die Problematik zwischen Berufsleben und Auftritten/Touren?
Letzteres regeln wir, indem wir nicht touren. Wir haben alle Vollzeitjobs,Familien und Wohnungen oder Häuser zu bezahlen. Insofern ist klar, dass dieBand nur Hobby sein kann. Tatsächlich sind wir auf unsere Jobs angewiesen, umuns die Band überhaupt leisten zu können. Für Außenstehende ist es manchmalkaum vorstellbar, aber in einer Band dieser Größenordnung zu spielen ist defacto ein Draufzahlgeschäft. Erst jetzt sieht es langsam so aus, dass mit derneuen Platte auch ein paar Euro bei uns hängenblieben. Damit werden wir aberz.B. die Flüge zu Auftritten, Übernachtungen, Proberaummiete, etc. abbezahlenmüssen.
Welche Musik hört ihr außer eurer eigenen gerne?
Das ist in der Band sehr unterschiedlich. Becker und Koch stehen ziemlich auf80er-US-Thrash Metal. Eher der technische Kram, und dazu klassischen US Metalwie Warlord und Konsorten. Kreuzer tendiert eher zu den Klassikern, z.B.Manowar, Iron Maiden, Black Sabbath, etc. allerdings mit starker Schlagseitezu 1960er und 1970er Rock, z.B. Cream, Queen, usw. Weiß ist unser Freigeist.Ich glaube, neben den Bandkonsens-Bands fühlt er sich bei Old-School DeathMetal am wohlsten. Dazu aber auch atmosphärisches Zeug wie Sígur Rós. Ichhöre vor allem traditionellen und epischen Metal, Manowar, Bathory, ManillaRoad, etc. Dazu Motörhead, AC/DC, Sabbath, im Prinzip alles an Metal zwischen1979 und 1989. Außerdem noch englischen Folkrock aus den späten 1960ern undfrühen 1970ern und diverse traditionelle Musik aus allen Ecken Europas. UndCreedence Clearwater Revival.
Wo und wann kann man euch in nächster Zeit live bewundern? Und wo oder aufwelchem Festival würdet ihr sehr gerne mal spielen?
Sweden Rock wäre mal geil. Ansonsten wird man uns im März auf dem Hammer ofDoom V sehen und hören können.
Gibt es einen großen Wunsch, mit welcher Band ihr mal gerne zusammenauftreten würdet?
Ja. Als Vorgruppe von Manowar in der Besetzung von „Into Glory Ride“ wäreschon ein Traum.
Bier: Andechser Bergbock Hell, Kneitinger Edelpils, Augustiner Edelstoff
Herr Der Ringe: Melancholie, Sehnsucht, andere Welt
Black Metal: Black Metal ist Pubertät
Natur: Inspiration, Heimat, Freiheit
Bayern München: wird nach der besten Rückrunde der Vereinsgeschichte Meister
Möchtest du unseren Lesern noch ein paar abschliessende Worte hinterlassen?
Kritisch bleiben! Lasst nicht alles mit Euch machen. Metal ist Widerstand.