Interview mit M. E. Sargoth und Hybreos von Asphagor

Denkt man an Tirol kommen einem als Erstes Dinge wie Berge, deftiges Essen oder Volksmusik in den Kopf. Das diese Region aber auch finsteren und anspruchsvollen Black Metal hervorbingen kann, beweisen die Jungs von ASPHAGOR nun schon seit zehn Jahren. Wir sprachen mit M. E. Sargoth und Hybreos über die neue Scheibe „The Cleansing“ und vielem mehr.

Hallo und danke, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei euch?
M.E.Sargoth: Hi, ja alles gut. Danke der Nachfrage. Wir stecken im Moment mitten in den Vorbereitungen für den Albumrelease und die ganzen Release-Shows.

Knapp fünf Jahre nach eurem letzten Album “Anti” erscheint nun mit “The Cleansing” endlich ein neues Werk von euch. Was hat sich seit “Anti” bei euch alles getan?
Hybreos: Eine Menge würde ich sagen. Nach den Aufnahmen von „Anti“ gab es immer wieder Besetzungswechsel wodurch wir gezwungen waren immer mit Session-Musikern aufzutreten. Mittlerweile ist hier aber ein wenig Stabilität eingekehrt und wir sind wieder eine komplette Band. Außerdem haben wir für „The Cleansing“ einen Label-Deal mit Black Sunset/MDD Records an Land gezogen und sind mit der Zusammenarbeit bisher sehr zufrieden.

Euer letztes Album “Anti” wurde sowohl von Fans als auch von der Presse hochgelobt. Habt ihr beim Schreiben von “The Cleansing” deshalb Druck verspürt?
M.E.Sargoth: Nein, überhaupt nicht. Uns war von vornherein klar, dass wir mit dem neuen Album grundlegend teilweise Neuland erforschen würden. Um an deine vorige Frage anzuknüpfen kann ich behaupten, dass wir uns als Individuen und Musiker weiterentwickelt haben. Im Grunde haben wir einfach angefangen Songs zu schreiben und mal abgewartet was dabei rauskommt. Ich denke, dass es sehr schlecht ist, wenn man sich als Musiker unter Druck setzt und mit Zwang versucht etwas Neues zu erschaffen. Man darf sich kein Zeitlimit setzen. Wenn mal Nichts zustande kommt, dann ist es halt so. Kunst kann man nicht erzwingen.

Was könnt ihr uns über die Studiozeit zu “The Cleansing” sagen, gab es ein paar denkwürdige Momente?
M.E.Sargoth: Die Zeit im Studio war eine sehr interessante Erfahrung. Die Aufnahmen zu den ersten zwei Alben „Havoc“ und „Anti“ wurden quasi bei uns im Proberaum durchgeführt, wo wir jeden Tag wieder nach Hause fahren konnten. Dieses Mal haben wir die Herangehensweise für’s neue Album geändert und uns in ein Studio eingemietet.
Hybreos: Genau, den Luxus habe ich nicht mehr erlebt. (lacht) Denkwürdig war bereits die Vorbereitungszeit. Wir nahmen uns die Zeit und haben alle Songs mit Instrumenten inklusive Vocals als Pre-Production aufgenommen. Dies stellte sich als zugleich Fluch und Segen dar, denn wir kannten die Songs fast schon wie ein Ostinato, fast schon gebetsmühlenartig. Ein Segen daher, da wir einige Songs noch neu komponiert haben, sodass sie besser zum Gesamtkonzept passen, ein Fluch dahergehend, dass wir nun wussten, wo unsere Schwächen waren und diese auf jeden Fall ausgiebig vorbereiten mussten. Im Studio in Nossen, Deutschland, hatten wir dann eine klare Vorstellung davon, wie alles von Statten gehen soll. Wir sind jeden Tag von Vormittag bis spät in die Nacht im Studio gewesen und haben gearbeitet. Die Erfahrung war sehr intensiv, aber ich würde sie unter keinen Umständen missen wollen. Wie schon eingangs erwähnt versuchten wir auf ‚The Cleansing‘ Neuland zu entdecken. Ein prädikatives Beispiel davon war, dass wir für ein Intro einen Chor in einer Fabrikhalle aufgenommen haben. Man konnte sprichwörtlich eine Nadel fallen hören, welche von den unerbittlichen Richtmikrofonen von unserem Producer aufgenommen worden sind. Die Stimmung war aber durchwegs gut, so war es uns auch Wurst, dass wir die Aufnahme etwa 30 Mal wiederholen mussten – wie ich denke ein denkwürdiger Augenblick.

Das Album wurde erneut von Patrick W. Engel produziert. Weshalb habt ihr euch wieder für ihn entschieden?
M.E.Sargoth: Die Entscheidung wurde uns im Vorhinein schon abgenommen, da die Chemie einfach stimmt. Als wir damals „Anti“ mit ihm aufgenommen haben, wussten wir sofort, dass er der Richtige ist. Er ist schon seit langer Zeit im Geschäft und das merkt man. Wie wir, weiß auch er genau wie das Endresultat klingen muss und mit diesem Gedanken wird eigentlich ganz entspannt aufgenommen. In den letzten Jahren hat sich zwischen uns eine gute Freundschaft entwickelt und er kennt die Band so gut, dass es für uns nicht in Frage kam mit jemand anderem zu arbeiten.

Die Musik auf “The Cleansing” ist zwar klar als Black Metal zu identifizieren, aber dennoch sehr abwechslungsreich und vielschichtig. Woher stammen eure Einflüsse im Songwriting?
Hybreos: So vielschichtig wie die Songs sind, so weitläufig auch die Genres, welche wir hören. M.E. ist ein großer Fan von Pink Floyd, daher kommt das Outro des Albums nicht von ungefähr. (lacht) Wir beide haben das Album komponiert und ich denke, wir haben uns sehr gut ergänzt. Wir witzeln oft, dass M.E. eher der „Blueser“ ist, wo ich eher der „Jazzer“ bin. So weit weg von der Realität ist das gar nicht entfernt, wie ich finde. So wie seine Ideen für oftmals geniale Grundgerüste die Frage stellen, komme ich mit einer melodischen Antwort. Wo ich grundlegende Ideen bringe, schaffen wir es gemeinsam diese ins Gesamte einzufügen.
M.E.Sargoth: Die Vielschichtigkeit ergibt sich irgendwie von allein. Wenn wir anfangen Songs zu Komponieren gibt es keinen konkreten Plan wo die Reise hingehen soll. Wir hören viele verschiedene Arten von Musik und das wirkt sich dann natürlich auf die Songs aus. Wir kümmern uns nicht darum ob jetzt ein Riff, Drumbeat oder sonst was Black Metal ist. Solange es uns gefällt und berührt, arbeiten wir damit.

Mit Nachtgarm und Morean habt ihr zwei hochkarätige Gastsänger auf dem Album. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
M.E.Sargoth: Als wir damals mit Negator ein paar Tage unterwegs waren, entwickelte sich mit den Jungs eine gute Freundschaft. Wir haben dann einfach während der Pre-Production Nachtgarm kontaktiert und gefragt ob er Lust hätte einen Gastgesang bei einen Song beizusteuern. Dann haben wir uns überlegt bei welchem Song seine Stimme besonders gut passen würde und dann hat alles seinen Lauf genommen. Was Morean betrifft lief es eigentlich genauso. Hybreos stand schon seit längerem in Kontakt mit ihm und hat eben auch einfach gefragt ob er Bock hätte, bei einem Song mitzuarbeiten. Beide haben einen super Job gemacht und wir sind sehr froh, die beiden mit an Bord zu haben.

Lasst uns ein bisschen über die Lyrics reden. Verfolgt ihr auf “The Cleansing” ein textliches Konzept oder steht jeder Song für sich?
Hybreos: Gut geraten! Ja, es stimmt, dass sich ein roter Faden durch das Album zieht. Der Prozess, sich auf ein Konzept zu einigen und in einer Art und Weise einen inhaltlich stimmigen Nachfolger auf das Album „Anti“ zu finden, war ein sehr langwieriger. In einer Nussschale, um den Inhalt des Albums zu beschreiben, kann ich Nietzsche paraphrasieren: „ich bin, weil ich werde“ – wie ich finde eine schöne Analogie, welche grob vereinfacht gut den Tenor der Scheibe angibt. Um es dem Albumcover gleich zu ziehen bewegen wir uns hier auf der metaphysischen Ebene eines Rituals, dessen Ziel das Edle, das Reine, das Unverfälschte ist – dem Magnum Opus. Die Metapher, welche wir uns zu Nutze machen ist die Geschichte eines Charakters, welcher über verschiedene Ebenen der Phasen genau auf diesen Zustand zusteuert. Vor der Veränderung gibt es kein Entrinnen, und dies wird unserem Antagonisten, so würde ich ihn beschreiben, gegen Ende nicht schmerzlich oder resignativ, sondern eher mit Gleichmut begegnend bewusst. Der Inhalt des Gefäßes ist der ungegenwärtige Geisteszustand, welcher sich im Zeitablauf formt. Der alchemische Prozess wird über unsere Songs abgedeckt. Die Schlussfolgerung der Storyline kann in diesem Fall jeder für sich selbst ziehen. Es ist für uns sehr interessant, welche Masse an Gedankenanstößen im Album verarbeitet werden und wir denken, dass sich auch der Hörer manchmal selbst mit der Geschichte identifizieren kann.

Nimmt das Artwork Bezug auf einen bestimmten Song? Wieso habt ihr gerade das Bild ausgewählt, und von wem stammt es?
M.E.Sargoth: Das Cover zeigt im Grunde die vielen verschiedenen Aspekte, die das Konzept von „The Cleansing“ unterstreichen. Das Cover sowie auch alles andere (Booklet, Backcover) wurde, wie auch schon bei Anti, von unserem Sänger Morgoth gezeichnet. Wir besprechen im Vorfeld immer wie das gesamte Werk ungefähr aussehen soll und lassen dann Morgoth freie Hand. Er hält uns während des Entstehungsprozesses immer auf dem Laufenden und wir können so Wünsche oder Verbesserungsvorschläge einbringen.

Ihr blickt nun zurück auf etwas mehr als zehn Jahre ASPHAGOR. Was waren eure persönlichen Highlights der bisherigen Bandgeschichte?
M.E.Sargoth: Gute Frage, Highlights gab es natürlich. Da würde ich eben die Zusammenarbeit mit Nachtgarm und Morean erwähnen. Da wir ja schon lange Fans von deren Bands sind war es für uns natürlich eine tolle Sache mit ihnen zu arbeiten und sie auf unserem Album zu verewigen. Natürlich auch diverse Shows mit großen Bands wie Enslaved, Mayhem, Watain usw.

Welche Ziele und Wünsche habt ihr für die nächsten zehn Jahre?
M.E.Sargoth: Soweit denken wir noch nicht voraus. Aber natürlich ist unser Ziel die nächsten zehn Jahre noch immer das machen zu können worauf wir Bock haben. Einfach Spaß an der Sache haben und gute Musik zu schreiben.
Hybreos: Da stimme ich M.E. zu. Ein erster Wunsch ist aber auf jeden Fall, dass das Album gut von der Hörerschaft aufgenommen wird und diese auch so viel Spaß beim Hören hat, wie wir ihn hatten beim Komponieren des Albums.

Könnt ihr uns schon etwas über eine mögliche Tour zum neuen Album verraten?
M.E.Sargoth: Es ist definitiv etwas in Planung aber wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts Genaueres verraten.

Besten Dank für Zeit und Antworten. Zum Abschluss ein Brainstorming: Was fällt euch spontan zu folgenden Begriffen ein?
Tirol: Berge, gute Küche und grauenhafte Volksmusik (lacht)
Sommer: Besser als Winter, Grillereien, Urlaub
Festival: Jede Menge Bier, gute Bands, wenig Schlaf, meistens Sauwetter
Marvel: DC weil Batman (lacht)

Die letzten Worte gehören euch – gibt es noch etwas, was ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?
M.E.Sargoth: Erstmal danke für das Interview und viel Erfolg mit Metal1 in Zukunft.
Hybreos: Wir freuen uns auf eine breite Hörerschaft und jeden, der unsere Shows besucht!

Publiziert am von Juan Esteban

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