Heavy Metal aus dem Iran?!? Ganz recht, drei Jungs haben das Wagnis auf sich genommen und haben eine Band gegründet und eine CD produziert, obwohl dies im Land der Mullahs gesetzlich streng verboten ist. Zum Entstehungsprozess von Rising From Apadana befragten wir den Kopf von ANGBAND, Mahyar, der uns daneben noch verriet, warum Italiener im Iran so beliebt sind und wie man persische Mädchen todsicher zum Tanzen bringen kann.
Hy! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst, wie geht’s?
Grüß Dich, uns geht es gut und vielen Dank für das Interview Metal1!
Dem Bandinfo entnehme ich, dass ANGBAND die erste iranische Metalband ist. Ich bin mir sicher, dass dies auf der einen Seite für unsere Leser sehr interessant ist, auf der anderen Seite werden aber viele ANGBAND wohl nicht kennen. Ein paar Worte zu Eurer Geschichte.
Nun, ich (Mahyar) habe die Band 2004 als Instrumentalprojekt gegründet und auch ein Album aufgenommen, aber im Frühjahr 2007 traf ich Ashkan und bemerkte bald, dass er ein talentierter Sänger ist. So entstand ANGBAND, eine Powermetalband mit einigen progressiven Einflüssen. Ja, ich denke, wir sind die erste iranische Metalband, die ein Album über eine europäische Firma veröffentlicht.
Ihr spielt eine ziemlich direkte Art von Power- oder Truemetal. Wie sieht es mit Euren Einflüssen aus?
Da gibt es so einige, klar. Neben dem Metal übrigens auch viel klassische Musik, vor allem der Barock hat es mir angetan. Im Bereich Metal mögen wir in erster Linie Death und Control Denied, Megadeth, King Diamond, Blind Guardian, Judas Priest, Iron Maiden, Iced Earth, Metallica und viele mehr…
Ihr habt gerade Euer Debüt, Rising From Apadana, veröffentlicht. Seid Ihr zufrieden pder sind es zu viele Dinge, die Euch missfallen?
Ich bin schon sehr zufrieden, aber Du weißt ja, dass es immer Dinge gibt, die man verbessern kann, wie zum Beispiel den Gitarrensound. Für die Aufnahmen hatte ich aber noch keinen so guten Verstärker, das hat sich zum Glück geändert.
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht ganz leicht war, das Album aufzunehmen. Kannst Du den Prozess beschreiben?
Ja, es war schon hart, da wir aufgrund Ashkans Studium in der Schweiz eine Deadline hatten. Wir haben das Album in drei Monaten geschrieben und aufgenommen. Auf der anderen Seite war es nicht ganz leicht, ein passendes Studio zu finden, da die meisten Studios in Teheran auf Pop spezialisiert sind. Mit dem Mixen war es dasselbe Problem…, wie auch immer, wir haben hart gearbeitet und die CD ist eben das Resultat.
Kommen wir zu den Texten, haben sie irgendein Konzept?
Die meisten Texte handeln vom alltäglichen Leben, manche behandeln aber auch die persische Geschichte wie zum Beispiel King’s Command, welches über Kyros den Großen und seinem Kampf für Menschenrechte vor 2500 Jahren erzählt.
Ist es möglich, im Iran Konzerte zu spielen? Habt Ihr schon mal außerhalb Eurer Heimat gespielt?
Nein, im Moment ist nur instrumentale Rockmusik erlaubt, aber die Wahrheit ist, dass man nie wissen kann, was erlaubt ist und was nicht. Manchmal werden Queen-CDs im Iran verkauft und Bands covern deren Songs, dann wird wieder ein Bann gegen klassische Musik oder sogar persische Folklore ausgesprochen. Bisher haben wir keine Konzerte gespielt, aber wir hoffen, dass sich das mit zweiten Album ändert.
Viele Bands (z.B. Therion, Nile…) versuchen, ihre Songs mit orientalischen Einflüssen auszugestalten. Ihr kommt aus dieser Ecke, warum verarbeitet Ihr diese Einflüsse nicht?
Naja, wir haben schon einige dieser Dinge in unserer Musik, die Melodien von Lighter Days oder Before The End Of Time zum Beispiel, außerdem spielt Ramin einen alten persischen Rhythmus in King’s Command. Viele Bands nutzen arabische Einflüsse, aber persische Musik ist etwas ganz anderes. Ein Experte würde wohl sagen, dass es nur Ähnlichkeiten gibt. Arabische Musik kam vor 2000 Jahren aus Persien, aber wir nutzen die original persische Musik. Auf dem zweiten Album wird dies allerdings noch deutlicher. Ein gutes Beispiel für persische Musik im Metal ist Transylvania von Iron Maiden. Der erste Teil des Songs ist ein 6/8-Rhythmus eines persischen Tanzes und wenn Du ihn den persischen Mädchen vorspielst, fangen sie sicher zu tanzen an.
Bei uns kommt man ja leicht an Metal-CDs, wie bekommt Ihr neuen Stoff?
Nun, seit ich Teenager war, haben wir gelernt, CDs zu teilen, auf Kassetten zu überspielen und viele Iraner fahren extra in die Türkei oder nach Dubai, nur um CDs zu kaufen. Außerdem leben viele Iraner in den USA oder Europa und wenn sie uns besuchen, ist das meistgewählte Geschenk eine CD, dazu kommen natürlich illegale Downloads, das passiert leider überall.
Was für Interessen habt Ihr neben der Musik noch?
Nun, die meiste Zeit verbringe ich schon mit dem Hören, Spielen oder Unterrichten von Musik, aber ich mag auch Philosophie, Geschichte, Natur, Kunst und ich koche gerne.
Ich bin sicher, dass der Iran für viele Europäer ein sehr mystischer Ort ist. Erzähle doch bitte etwas über Deine Heimat.
Ja, es ist schon ein sehr schönes Land, wir haben hier Regenwälder, Wüsten, Hochgebirge und zwei Meere. Unsere Geschichte reicht etwa 7000 Jahre zurück und dieses Jahr ist es bereits das 7030. arische Jahr. Die Menschen sind locker und bekannt für ihre Gastfreundschaft, sie mögen fremde Menschen sehr, besonders Italiener, weil sie uns sehr ähnlich sehen, Deutsche, weil sie ebenfalls arischer Abstammung sind (nicht mal der verrückte Hitler hat den iranischen Juden etwas getan) und auch die Amerikaner, da viele Perser in Los Angeles leben.
Wie sieht Eure Zukunft aus, können wir bald ein neues ANGBAND-Album erwarten?
Sicher in 2009, wir arbeiten schon daran. Wir haben diesmal ein ganzes Jahr Zeit und ich kann sagen, dass es härter und vielfältiger sein wird.
Magst Du Fußball? Ich frage deshalb, weil Vahid Hashemian bei meinem Lieblingsverein spielt und viele denken, dass er einer der höflichsten Spieler überhaupt ist. Ist das eine generelle Eigenschaft von Menschen im Iran?
Nun, ich bin kein Fußballfan, aber es ist im Iran schon sehr populär., vor allem deutscher Fußball. Wir das schon von uns behaupten, dass wir sehr höflich sind und vor allem älteren Menschen gegenüber sehr respektvoll auftreten. Das ist ein Teil unserer Kultur.
Das waren meine Fragen, füge gerne etwas hinzu, wenn ich etwas wichtiges vergessen haben sollte. Alles Gute für Euch.
Danke für das Interview und auch ein Dank an alle Metalbands, die uns immer wieder Nachrichten senden und uns neue Energie über MySpace gebe. Let the metal flow!!!