Die Dresdener AL GORE verbinden Grind und Death Metal mit Kinderliedern, Schlager und viel Klamauk. Gitarrist Rohli nahm sich gerne Zeit für uns, um einige Fragen über die Inspiration für ihre Songtexte, ihre Schuld an der Präsidentschaft von George W. Bush und die Vorliebe für Männer in Frauenkleidern zu beantworten. Außerdem gibt er geheime Informationen zum anstehenden Untergang der Menschheit preis.
Deine Band AL GORE bezeichnet sich als Fun-Death-Metal-/Punk-Band mit einer Prise Grind, die mit dähmlichen Texten ihr Publikum erheitert. Erzähl doch bitte mal, wie ihr euch kennengelernt habt und was ausschlaggebend für die Bandgründung gewesen ist.
Die Gründung erfolgte bereits vor ca. sechs Jahren. Damals war Locke (Gitarre) gerade aus einer Band ausgetreten und suchte ein Projekt, bei dem es weniger ernst zuging. Dabei traf er im Industriegelände Dresden auf Inge (Gesang), welcher noch in einer anderen Band namens KKK verweilte und genau das Gleiche im Sinn hatte. Hinzu kam noch Vini, unser ehemaliger Schlagzeuger, den Inge bereits kannte. Bei einigen ersten Proben wurde der Grundstein für AL GORE gelegt. Ich selbst stieß erst 2012 zur Band, als mich Locke beim Lagerfeuer angesprochen hatte, ob ich nicht Bock hätte den Bass zu übernehmen. Da ich selbst vorher schon in einigen Bands gespielt hatte und mir der spaßige Ansatz gefallen hat, war ich sehr schnell dabei und habe 2014 Inge an der Gitarre beerbt, damit dieser besser sein erogenes Vokalorgan entfalten kann.
Wie kam es denn zu eurem Bandnamen? Hegt ihr eventuell eine nicht ganz so heimliche Vorliebe für den amerikanischen Politiker gleichen Namens?
(lacht) Jaja, die Frage kommt natürlich oft und hier ist die wahre Story: Im Rahmen der Präsidentschaftswahl 2000 wurden wir als Band gecastet, die ultimative Mischung aus Spice Girls und Backstreet Boys, um den Wahlkampf von Herrn Gore mit entsprechendem Liedgut zu unterstützen. Leider waren die eingesetzten Marketingbudgets, welche wir komplett in Bier umgesetzt haben, etwas fehlinvestiert. Wir sind schuld an der Wahl von G.W. Bush. Ein wirklich dunkles Kapitel in unserer Bandgeschichte. Leider hat man vergessen uns als Band wieder aufzulösen und so machen wir auch heute noch Musik. Wir sollten mal bei Herrn Trump anfragen. Geld hat der genug und wenn wir seine Wahl sabotieren, würden wir wieder gut dastehen. In inoffiziellen Statements heißt es aber immer, dass Locke und Inge Goregrind machen wollten, aber scheinbar damit gescheitert sind.
Unter anderem listet ihr euer Maskottchen Bech als aktives Bandmitglied. Wer ist Bech eigentlich und was hat ihn/sie/es ihn diese Funktion gebracht?
Bech ist Benny. Er ist bei fast allen unseren Auftritten dabei und ein guter Freund der Band. Er hat das Design für unsere Shirts entworfen und hilft oft bei einigen Umsetzungen im Design.
Kommen wir mal zu eurem aktuellen Album „Das Treffen der Kaffeetransen“. 
Trefft ihr euch gerne auf ein Kaffekränzchen in Frauenkleidern oder wie ist der Titel entstanden?
Du hast es erfasst. Das Album spiegelt unser ursächliches Naturell wider. Heute kann man als Mann ja nirgends mehr in eleganten Frauenkleidern bei einem gepflegten Schälchen Heeßen rumsitzen. Wir prangern das an und setzen uns für den freien Kaffeegenuss in Frauenkleidern ein. Das ist der einzige Grund, warum dieses Album überhaupt erschienen ist.
Auf dem Longplayer befinden sich lyrische Meisterstücke wie „Rolli die Raupe krabbelt auf und ab, Rolli die Raupe macht krabb krabb krabb“. Welcher tiefere Sinn steht hinter dieser sagenumwobenen Raupe Rolli?
Tieferer Sinn bei AL GORE? Ähmm… na ja, du kannst davon ausgehen, dass ca. 75 % der Lieder durch unsere Kinder bzw. durch unser kindliches Gemüt inspiriert sind. Rolli Raupe ist ein Spielzeug von Lockes Tochter. Da nur der Reim des Spielzeugs zu langweilig gewesen wäre, wurde ein hochtrabender sozialkritischer Text darum gewoben.
Ein weiterer Titel handelt vom braunen Hai, der sich von menschlichen Exkrementen ernährt. Hier liegt sicherlich eine wahre und prägende Begebenheit zugrunde? Oder habt ihr euch eventuell von einigen bekannten Erlangern inspirieren lassen?
Die Herren in rosa hatten hier nur bedingt Einfluss, wobei wir gerne mal für J.B.O. eröffnen würden. Ehrlich gesagt waren es wieder die Kinder. Ich habe an einem schönen Frühlingstag einen Ausflug zum Tag der offenen Tür ins Klärwerk mit Frau und Kind unternommen, um meiner Tochter zu zeigen, was mit ihren Exkrementen so passiert. Das kann ich jedem mal empfehlen. Na ja, und damit es für ein Kind spannend bleibt, kann man da nicht mit hochtrabender Technik kommen. Da ist so ein Hai schon eine gute Wahl.
Wie stehst du denn zu „Popeln fetzt“? Ist das als Aufforderung zu verstehen?
Ja klar, Bohren in der Nase.
Noch eine letzte Frage zu einem eurer aktuellen Songs: Wann kommt die Nacktschneckeninvasion und wird sie die Menschheit vernichten?
Ich gehe davon aus, dass es ungefähr kommenden Freitag um 11:04 Uhr so weit sein sollte. Natürlich wird ein Großteil der Menschheit diese Invasion nicht überleben. Nur eine kleine Gruppe wird diesen Planeten vor dem Untergang bewahren können. Nun ratet mal, wer das sein wird.
Besonders überrascht war ich, dass ihr als Schlagzeug lediglich einen Drumcomputer einsetzt. Wo das bei anderen Bands deutlich hörbar ist, wäre es mir ehrlicherweise nicht aufgefallen. Liegt das nur daran, dass ihr für euren Ex-Drummer Vini keinen adäquaten Ersatz gefunden habt?
Vielen Dank, so was hört man wirklich gerne. Vini ist hinter dem Schlagzeug wirklich ein Tier, da er jetzt nicht mehr physisch dahinter sitzt, haben wir ihn dazu verdonnert wenigstens unsere stümperhaften Drumspuren zu überarbeiten. Zudem ist das Reisen ohne Schlagwerker deutlich einfacher und die Dose hält immer Takt.
Welches Equipment nutzt ihr denn dafür und auch im Allgemeinen?
Für die Drums nehmen wir KrawallKrachBum von Sandstein, eine Open-Source-Variante von Addictive Drums. Unsere Gitarrenamps sind von Miele (Linie 6) und die Gitarren haben wir customizing-mäßig aus einer seltenen Holzmixtur von Mahagonibutte und Eichenerle geschnitzt. Sie werden oft von einem koreanischen Hersteller unter dem Pseudonym Ibanist vertrieben. Inge singt meist ohne Mikro, da man ihn auch so versteht.
Generell denkt man bei euren Songs an Fun-Vorreiter wie Knorkator, J.B.O. oder die Excrementory Grindfuckers. Gelegentlich kamen mir sogar Gedanken an Helge Schneider oder die Erste Allgemeine Verunsicherung. Welche Musiker waren euch oder dir im Speziellen ein Vorbild für euren Stil?
Also EAV und Helge hab ich schon als Jüngling gehört. J.B.O. und Knorkator begleiten mich, seitdem ich zur Rockmusik gefunden habe. Prinzipiell haben wir aber keine konkreten Vorbilder, da wir in der Band so ziemliche alle Richtungen hören.
Wer ist bei euch hauptverantwortlich für die Texte und musikalische Ausarbeitung? Oder entsteht sowas eher als Gemeinschaftsarbeit?
Meistens kommt einer von uns dreien mit einer Idee und einem Liedgrundgerüst an, was dann in Gemeinschaftsarbeit zu einem Song entwickelt wird.
Aufgrund eurer musikalischen Ausrichtung gehe ich davon aus, dass ihr zusammen schon viele lustige Momente erlebt habt. Welches Erlebnis ist besonders im Gedächtnis geblieben?
Ohweh, da muss ich überlegen. Eine wirklich lustige Geschichte war zum 20. Jubiläum der Band Sterbt, die uns eingeladen hatte um auf deren kleinen Festival zu spielen. Sämtliche Getränke waren auf der Veranstaltung frei. So begab es sich, das einige Besucher dem Alkohol doch zu viel Aufmerksamkeit schenkten. Ein Pärchen brachte die gesamte Nacht damit zu ihr Auto wieder aufzubekommen, weil der Typ den Autoschlüssel verloren hatte. Dabei ging es richtig haarig zu. Irgendwann kamen sie auf die absolut geniale Idee ihr eigenes Auto aufzubrechen und kurzzuschließen. Dabei demolierten sie es ordentlich. Am nächsten Morgen lag der Typ total breit auf der Wiese. Als die Freundin dann den Autoschlüssel bei ihm in der Hosentasche sah, ist sie total freigedreht. Wir haben dann schnell unsere Sachen und den komatösen Inge geschnappt und sind von dannen.
Wie sieht es bei euch mit Live-Terminen aus? Ist etwas in Planung oder seht ihr euch eher als Studioband?
Aufgrund unserer familiären Verpflichtungen und unseren Jobs sind wir nur begrenzt live unterwegs. Die kommenden Gigs sind beim King-Of-Rock-Festival in Meißen, auf der BRN (Bunte Republik Neustadt, Anm. d. Red.) in Dresden und auf dem Riedfest Open Air in Thüringen. Wir sind aber stets auf der Suche nach auswärtigen Gigs.
Dann möchte ich noch ein paar persönliche Fragen an dich richten: Welchen AL GORE-Song würdest du als deinen Favoriten bezeichnen und warum?
Das variiert ständig. Momentan ist es RTL, wegen der TackTick.
Und welche Musik hörst du privat am liebsten? Gibt es Musiker, mit denen du gerne einmal zusammenarbeiten würdest?
Schlager und Pop natürlich. Wahrhaft großartige Musik. Wenn ich könnte, würde ich gerne nochmal mit Achim Mentzel zusammenarbeiten.
Heutzutage lässt es sich ja nur schwer von Musik allein leben. Welchem Beruf gehst du denn nach, wenn du die Gitarre zur Seite legst?
Eigentlich bin ich Berufsschullehrer, verdiene meine Brötchen aber als Geschäftsführer einer Unternehmensberatung.
Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Lest Metal1.info, wo immer es geht. Unter der Dusche, auf dem Klo, nachts unterm Bett mit Taschenlampe, auf dem Dach, im Schrank, in der Wanne. Wichtig ist, ihr habt Spaß dabei und kauft anschließend unsere neue CD „Das Treffen der Kaffeetransen“.
Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle nochmals. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Pegida: Blinder Hass, der unsere schöne Stadt in den Dreck zieht.
Eurovision Song Contest: Meine Frau hat für Avantasia gestimmt.
Cro: Höre ich gern beim Kochen. Ich glaube, ihr hasst mich. (lacht)
Aprilscherz: AL GORE werden als nächstes beim ESC antreten.
Fußball: Geselliger EM-Sommer mit Bier und Freunden.
AL GORE in 10 Jahren: AL GORE sind in der Bravo und unsere pubertären Kinder finden uns total peinlich.