Vor einiger Zeit veröffentlichten die eidgenössischen Folk-Metaller ABINCHOVA ihr zweites Album „Wegweiser“. Wegweisend war im Vorfeld vor allem die (gezwungene) Neuausrichtung, denn nicht weniger als drei Bandmitglieder wurden ausgetauscht. Warum man auch ohne Konzept ein anständiges Album hinbekommen hat, obwohl ein Riff im Studio auf der Strecke blieb, verrät Bandkopf Arnaud und hat auch noch ein paar gute Tipps für Jungmusiker beim Einstieg ins Business parat.
Wie würdest du selbst eure musikalische Entwicklung bis „Wegweiser“ beschreiben? Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen Bands aus eurem Genre?
Unsere Musik war schon immer eine Mischung aus verschiedenen musikalischen Elementen, die jedes einzelne Bandmitglied individuell beisteuert. Wenn man zu Beginn der Band noch sagen könnte, dass wir uns noch stark an musikalischen Vorbildern orientiert haben (Ensiferum, Wintersun, usw.), sind wir nun mit der Zeit in eine Position gekommen, wo wir nicht mehr wirklich darauf achten, was andere Bands schreiben, sondern die Songs spielen, die uns schlichtweg gefallen. Das ist wohl auch ein Hauptunterscheidungsmerkmal: Wir hören nicht mehr auf Genre-Kollegen, sondern auf unser inneres Gefühl. Auch, wenn es manchmal gar nicht mehr so oft nach „Folk Metal“ klingt. Hauptsache, die Songs rocken!
„Wegweiser“ wurde vor einiger Zeit veröffentlicht. Wie fühlst du dich inzwischen? Bist du noch zufrieden?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat! Tommy Vetterli und Manuel Wiget (unser Bassist) haben im Studio alles gegeben, um aus den Aufnahmen ein absolut tolles Album zu machen. Ich fühle mich auf alle Fälle erleichtert, das Resultat endlich in den Händen von etlichen Fans sehen zu können. Es ist immer ein sehr langer und intensiver Prozess (über ein Jahr bei uns), bis ein Album endlich fertig ist. Umso grösser also die Freude, wenn man endlich neue Musik präsentieren kann – Besonders, wenn die Produktion so gut gelungen ist!
Wieso dieser Albenname? Was für eine Bedeutung hat er nach dem Vorgänger „Versteckte Pfade“? Baut „Wegweiser“ auf euren bisherigen Releases auf?
Der Albumname stammt von einem Song von unserer vorherigen Vinyl-Single. Der Name fand ich schlussendlich sehr passend, denn bei diesem Album hat sich auch Bandintern viel getan: 3 Bandmitglieder haben die Band zugunsten von anderen Projekten verlassen und die neuen Musiker (Wigi am Bass, Mischa am Drum und Alex an der Gitarre) haben auf alle Fälle eine neue Dynamik in die Band gebracht. Man könnte also sagen, dass dieses Album einen Ausblick ist auf weitere Musik von ABINCHOVA ist. Jedoch wissen wir selbst noch nicht genau, was für einen Weg uns dieser Wegweiser zeigt – Wir sind auf alle Fälle aber gespannt!
Gibt es etwas an dem Album, das du im Nachhinein anders gestalten würdest?
Bei einem Teil in einem Song, den ich nicht nennen werde, haben wir ein Riff vergessen aufzunehmen. Wie peinlich! Aber da niemand weiss, wo das genau ist, hat es bis jetzt auch niemand ausserhalb der Band herausgefunden. Ein Gratisshirt für die Person, die uns sagen kann, wo dieser Teil zu hören ist, haha!
Habt ihr auf dem Album ein bestimmtest Konzept verfolgt? Wenn ja, was hat euch zu diesem Schritt bewegt?
Viele Bands reden von großen Konzepten, die sie in ihren Alben verarbeiten. Ich kann aber verraten, dass das bei uns nicht der Fall ist. Wegweiser ist schlichtweg eine Sammlung von Liedern, die wir absolut toll fanden und deshalb nun für alle zu hören sind. Man darf also gerne unsere Diskografie zu einer ultimativen Playlist oder gar einem Konzeptalbum zusammenstellen.
Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen dem aktuellen und dem letzten Album?
Der größte Unterschied ist auf alle Fälle der Umstand, dass alle Songs eher aktuell sind. Auf dem vorherigen Album sind fast ausschliesslich Lieder zu hören, die bei der Veröffentlichung bis zu 4 Jahre alt waren. Das ist beim neuen Album „Wegweiser“ in den meisten Fällen anders. Somit liegt „Wegweiser“ näher an unserem aktuellen musikalischen Stand.
Kannst du vielleicht kurz auf die Texte zu den einzelnen Songs eingehen?
Der Song „Felsenfrass“ hat bei mancher Person bereits Fragen aufgeworfen. Hier handelt es sich um den alten Luzerner Volksglauben, dass der Hausberg Pilatus von hungrigen Lindwürmern seine heutige Form erhalten hat. Sie haben immer wieder am Berg herumgenagt. Für alle restlichen Songs möchte ich vorschlagen, dass man sich von den Texten und dem dazugehörigen Booklet inspirieren lässt. Schließlich lebt das geschriebene Wort von der Imagination des Lesers und nicht von den Erklärungen des Autors.
Wieso sind eure Texte ausschließlich deutsch?
Die Sprache passt einfach perfekt zu den Texten, die ich schreiben möchte. Hier habe ich den Wortschatz, den ich verwenden möchte, um mich auszudrücken.
Wie läuft das Songwriting bei euch so ab? Trägt jeder etwas dazu bei oder ist das ein spezieller Prozess eines Bandmitgliedes?
Die Songs werden meistens von einer Person in einer Grundfassung komponiert. Dann wird eine digitale Version an alle Bandmitglieder ausgeliefert, die dann ihre eigenen Instrumente weiter bearbeiten und perfektionieren. Stimmt der Song in seiner digitalen Form, wird er live geprobt und allenfalls nochmals angepasst. Sobald die fertige Version steht, verfasse ich einen Text dazu. Das Ganze klingt ein bisschen unspektakulär, hat sich für uns aber bis jetzt bewährt. Wir sind keine grosse Jam-Session-Band, hehe!
Gab es diesmal irgendwelche Änderungen, außer am Schlagzeug?
Wie bereits erwähnt, sind auf diesem Album zum ersten Mal unsere drei neuen Bandmitglieder Wigi (Bass), Mischa (Drums) und Alex (Gitarre) vertreten. Ansonsten wüsste ich aber von keinen weiteren Änderungen in unserem Line-Up.
Greift das Cover auf irgendwelche Lyrics zurück? Wieso habt ihr gerade das ausgewählt?
Die Zeichnung habe ich in einem alten Fabel-Buch auf dem Flohmarkt gefunden. Es hat mir so gut gefallen, dass es einfach auf das Cover musste. Ich habe das Gefühl, dass es unsere Band gut repräsentiert. Ich kann jedoch nicht genau sagen, wieso das so ist.
Ihr seid nun bei SAOL unter Vertrag. Zufrieden?
Bis jetzt auf alle Fälle! Jedoch sind wir erst seit kurzem bei SAOL. Am besten reden wir in einem Jahr wieder darüber.
Viele talentierte Bands dümpeln seit Jahren mit Eigenproduktionen durch die Gegend, während einige Combos blindlinks gerade gehypte Projekte kopieren und Verträge hinterher geschmissen bekommen. Was sagst du zu dieser Entwicklung?
Das Musikbusiness ist hart. Da braucht man oft gute Connections, ein gutes Maß Ambition und vor allem ganz viel Glück. Ich denke, dass man am besten fährt, wenn man immer sein Bestes gibt und sich über das freut, was man erreicht hat und nicht sich nicht zu viele Gedanken über andere Bands macht.
Bei vielen kleinen Bands klingen ihre Alben gar besser als bei manchen die einen Vertrag innehaben. Kann man da auch ein wenig stolz drauf sein, oder ist das die zusätzliche Belastung nicht wert? Schließlich bleibt auch die komplette Promotion bei einem liegen.
Einen Vertrag zu haben (wo auch immer) ist keine Garantie auf gute Musik. Es ist natürlich schade, wenn eine gute Produktion nicht die Anerkennung erhält, die sie verdient hätte. Jedoch sollte man sich auch endlich von dieser Idee lösen, dass eine Band mit Plattenvertrag automatisch bekannter wird. Heutzutage kann (und muss) man fast alles selbst in die Hand nehmen. Es liegt an jeder Band, ihre Musik gut zu vermarkten und unter die Leute zu bringen. Ein Label kann da ein bisschen helfen, doch auch hier ist nicht unendlich Promotion-Geld vorhanden (wenn überhaupt). Somit bleibt es an den Musikern selbst, sich das zu holen, was sie wollen.