Eine herkömmliche Band-Info zeichnet sich dadurch aus, dass sie den musikalischen Werdegang sowie die Mitglieder einer Band vorstellt. Die Band-Info für VOM FETISCH DER UNBEIRRTHEIT hat nicht diesen Anspruch, sondern das gebotene pseudointellektuelle Geschwafel liest sich holprig, schwer und bleibt unverdaut im Hinterkopf zurück. Keine gute Art der Werbung für eine Band, aber doch die beste Einleitung in das Album „Vertilger“, welches sich so entpuppt, wie es die Band-Info vermuten lässt. Nur schmerzhafter für die Gehörgänge: Die Gitarre ist schrammlig, übersteuert und beinah so unangenehm in den Ohren wie der Gesang. Der wurde beklemmend und verzweifelt klingend inszeniert, präsentiert unterm Strich aber nur eine sich ständig überschlagende Stimme, die zu gestellt und zu gepresst für diese Art der Interpretation ist. Wenn ein Niklas Kvarforth für einen Song wie „Schabenbrut“ gesanglich Pate stehen sollte, wird das der Herr als beleidigend empfinden – mit Recht.
Die Lieder auf „Vertilger“ sind auf Abwechslung angelegt, nur verwenden VOM FETISCH DER UNBEIRRTHEIT die falschen Mittel, um dem Zuhörer tatsächlich etwas Innovatives, Avantgardistisches und Kreatives mit ihrer eigenwilligen Kombination von Black Metal, Experimental und Noise zu liefern. Die verwendeten Samples sind schlicht zu plump auf Atmosphäre ausgelegt, sodass diese nicht aufkommen will. Selbst wenn eine temporär ausgewogene Balance zwischen den Riffs, dem Schlagzeug und den elektronischen Klängen im Hintergrund gelingt, wird sie durch unrhythmische Einlagen des Sängers und durch stumpfes Geplänkel an den Saiteninstrumenten zerstört. Die Texte lassen unbestreitbar Bemühungen erkennen, verstörende Geschichten zu erzählen. Nur bedienen sich VOM FETISCH DER UNBEIRRTHEIT einer schwerfälligen Art des Formulierens, die stets hochgestochen klingt, aber kaum Wirkung erzielt, da sie akustisch nicht vollständig erfasst werden kann. Anders formuliert: Hä, was singt der da? Schuster, bleib bei deinen Leisten oder auf den Verfasser der Texte von „Vertilger“ angewendet: Nimm dir ein Beispiel an Till Lindemann und veröffentliche deine lyrischen Ideen in einem Gedichtband, aber mute sie nicht einem Hörer zu!
VOM FETISCH DER UNBEIRRTHEIT wollen auf Biegen und Brechen provozieren, schockieren und entsetzen. Das Artwork, das Outfit der Mitglieder, die Texte, die musikalische Umsetzung. Zu den ersten beiden Punkten: Buhu. Die Zeiten, in denen Ozzy Osbourne auf der Bühne einer Fledermaus den Kopf abbeißt und Gorgoroth mit Totenschädeln und nackten Statisten an Holzkreuzen auf Tour gehen, brachen schon vor einer Weile an, die Versuche des Duos VOM FETISCH DER UNBEIRRTHEIT wirken im Vergleich eher stümperhaft. Die Texte? Das Niveau und die Wirkkraft einer Band wie Goethes Erben können nicht im Ansatz erreicht werden. Die musikalische Umsetzung und somit der Punkt, welcher im Zentrum dieser Review steht: mangelhaft bis ungenügend.
Wertung: 2 / 10