SETH können zur Spitze des französischen Black Metals gezählt werden, bewegen sich jedoch nicht nur musikalisch fernab von ihren bekannten Landsleuten aus dem Genre, beispielsweise den progressiven Deathspell Omega oder den symphonischen Anorexia Nervosa, sondern sind zugleich auch mysteriöser als ihre Kollegen, denn: Zwischen dem fünften und aktuellen Album „The Howling Spirit“ und dessen Vorgänger liegen knapp neun Jahre. Die fünfte Veröffentlichung ist somit ein Comeback, was den Spannungsbogen doch weit nach oben schnellen lässt.
Aber hohen Erwartungen ist in den seltensten Fällen gerecht zu werden: Mitunter vorkommende markante Hooklines im Refrain frischen die zehn Songs von „The Howling Spirit“ auf, die ansonsten aber wenig innovative Strukturen oder Ideen zu bieten haben. Die Akustikgitarre als ein Stilmittel auf dem Album zu wählen, ist theoretisch eine gute Idee, die praktisch aber ungünstig eingesetzt wurde. Ob den gesamten Song für sich einnehmend oder um in die Lieder zu starten – in dem Opener „In Aching Agony“ mag eine akustische Einleitung noch recht interessant sein, aber spätestens bei „One Ear To The Earth, One Eye On Heaven“ und den beiden ausschließlich akustisch gehaltenen Tracks „Howling Prayers I & II“ verliert das Album an Geschwindigkeit. Temporäre Midtempo-Passagen sind jedoch nicht negativ zu kontieren, erwächst aus ihnen doch die Möglichkeit einen atmosphärischen Track zu basteln. Gerade in „Dicing With Death“, der durch einen geschwinden Mittelteil zu begeistern weiß, gelingt das SETH auch. Ansonsten gestaltet sich ein Großteil der hier gebotenen Passagen eher als schwerfällig anstatt als atmosphärisch.
Das gelungene Riffing an den Saiten („Ten Barrels“), unterstützt von einer druckvollen Stimme des selbsternannten Black Messiah sowie einem kräftig die Drums bearbeitenden Alsvid, bescheren „The Howling Spirit“ gute Momente. Das aber leider nicht kontinuierlich, denn die regelmäßig vorkommenden schwermütigen Parts drücken das Tempo nach unten und berauben der Lieder ihrer Kraft. Mitreißend sind nur wenige Tracks, gerade die Stärke eines „Mort-luisant“ oder die gelungene Steigerung von „He Whose Heart Is Heavy With Sin“ sucht vergeblich ihresgleichen. Beide Songs werten das Album durch ihre Einzigartigkeit auf, der Rest vermag mit diesem Attribut nicht zu glänzen, bedienen sich SETH doch zu oft an den ähnlichen Stilmitteln. Und warum wird die Band häufig mit Avantgarde in Verbindung gebracht? Wenn überhaupt, handelt es sich bei SETH um melodischen Black Metal, der nicht schlecht im Ohr klingt, mich aber auch nicht vom Hocker reißt.
Wertung: 7 / 10