Review Pestilence – Obsideo

Mit bald 30 Jahren Bandgeschichte gehören die Niederländer PESTILENCE zu den Vetaranen des Death Metal. Dennoch verlief die Karriere der Band sehr wechselhaft: Nicht nur, dass die Truppe auf ihrem musikalischen Werdegang fünf Schlagzeuger und acht Bassisten verschlissen hat – die damit einhergehende musikalische Entwicklung bis hin zur Fusion- / Progressive-Metal-Band mit „Spheres“ (1993) war bisweilen auch für die Fans eine echte Herausforderung.

13 Jahre nach dem Split im Jahre 1994 reaktivierte Patrick Mameli PESTILENCE 2008 – mit mäßigem Erfolg: Schon dass Comeback-Album, „Resurrection Macabre“, vor allem aber „Doctrine“ (2011) wurden den hohen Erwartungen nicht gerecht. Gemeinsam mit dem 2009 zurückgekehrten Band-Urgestein Patrick Uterwijk an der Gitarre startet Mameli nun einen weiteren Versuch, zu alter Stärke zurückzufinden.

Dass mit Georg Baier und David Haley mal wieder zwei neue Namen in der Besetzungsliste für Bass und Schlagzeug auftauchen, verwundert in Anbetracht der oben genannten Bandhistorie wenig. Überraschender ist da, gerade mit „Doctrine“ im Ohr, die jüngste musikalische Entwicklung der Band. Mit ihrem siebten Werk, „Obsideo“, legen PESTILENCE nämlich das vor, was ihnen wohl niemand mehr zugetraut hätte: ein wirklich starkes Album.

Brachiale Riffs, progressive Soli und die ewige Gratwanderung zwischen Komplexität und Groove auf technisch extrem hohem Niveau – auf einmal scheint bei PESTILENCE alles wieder gerade gerückt zu sein. In knackigen 35 Minuten liefert Patrick Mameli mit seiner Truppe so eine mehr als gelungene Kombination aus alten Werten und neuen Tugenden: Musikalische Reminiszenzen an die Klassiker der Band wie „Consuming Impulse“ oder „Testimony Of The Ancients“ treffen hier auf eine druckvolle, glasklare Produktion. Dabei klingt „Obsideo“ jedoch zu keiner Zeit zu modern. Ganz im Gegenteil: Gerade das Schlagzeug weiß dieses Mal (anders als bei den beiden Vorgänger-Alben) durch einen authentischen, natürlichen Klang zu überzeugen – doch auch die Gitarren klingen nicht mehr so hohl und steril wie noch auf „Doctrine“.

Die einzige echte Gemeinsamkeit, die „Obsideo“ zu seinen beiden direkten Vorgängern aufweist, ist das mal wieder vollkommen misslungene Artwork. Ansonsten straft das Album alle Pessimisten Lügen, die nach den letzten beiden Alben einen neuerlichen Fehlschlag prophezeit hatten. Mit „Obsideo“ liefern PESTILENCE nämlich mit fünf Jahren Verspätung endlich das Album ab, das man sich als Fan seit der Comeback-Ankündigung erhofft hatte: ein musikalisch sehr typisches PESTILENCE-Album, soundtechnisch transferiert ins 21. Jahrhundert. Stark!

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Wertung: 8.5 / 10

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