Bei KALKI AVATARA handelt es sich um ein Soloprojekt des Italieners Paolo Pieri, welcher Black Metal-Liebhabern bereits als Gitarrist von Malfeitor und Aborym ein Begriff sein dürfte. KALKI AVATARA jedoch kann mit keiner der beiden Gruppen verglichen werden – denn bieten diese rohes Schwarzmetall, im Falle von letztgenannten sogar mit Industrial-Anleihen, erkundet der unter dem Pseudonym Hell:I0:Kabbalus agierende Musiker hier erfolgreich die Welt des kulturübergreifenden Ethno-Black Metals, um es in einen prägnanten Terminus zu packen.
Zwar finden sich auf dem Debüt-Release “Mantra For The End Of Times” lediglich vier Songs und somit nur knappe 20 Minuten Musik, jedoch macht die gebotene stilistische Vielfalt diese kurze Spielzeit locker wett: Liebevoll multiinstrumental arrangiert bewegt sich das Werk irgendwo zwischen sanften Klavier sowie Orchester-Arrangements, Tribal-Elementen, wie man sie von Soulfly oder alten Sepultura kennt (Schellen, traditionelle Instrumente etc.pp) sowie fett produziertem Black/Death-Metal, der, wohl gerade wegen der orchestralen Elemente dezent an Septicflesh erinnert. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch klar auf den ruhigeren Parts, schon allein, weil mit „Awaiting The Golden Age“ einer der vier Tracks komplett auf Metal-Elemente verzichtet.
Wer deshalb jedoch gleich langweiliges Gezupfe und Gedudel erwartet, wird eines besseren belehrt: Denn gerade in den ruhigen Teilen weiß Hell:I0:Kabbalus einen perfekten Mittelweg zwischen Atmosphäre und Abwechslung zu beschreiten und schreckt vor keinem Experiment zurück – ob nun Glockenspiel, Chor oder ein klassisch arrangierter, jedoch perfekt in die Songstruktur eingeflochtener Walzer, wie er im Mittelteil von „Purification“ Verwendung findet. Abgerundet wird das Ganze durch das Textkonzept, welches sich mit Kaliyuga, dem Zeitalter des Verfalls und Verderbens in der hinduistischen Kosmologie befasst – als Texte fanden hierbei Auszüge aus dem Johannes-Evangelium, hinduistischen Mantras, „The Hollow Men“ (T.S. Eliot) sowie „Hymns To The Night“ (Novalis) Verwendung.
Alles in allem bietet „Mantra For The End Of Times“ in kaum 20 Minuten eine solche Fülle an liebevoll verarbeiteten Ideen, verborgenen Details und überzeugenden Höhepunkten, wie andere Bands sie nicht in der dreifachen Zeit bieten können – und somit ein Hörerlebnis, das ich jedem aufgeschlossenen Metaller, der nicht gleich Au schreit, wenn eine Genre-Grenze durchbrochen wird, nur ans Herz legen kann.
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