Nachdem die Norweger von ISKALD bereits ihre drei Alben über ihre Landsmänner von Indie Recordings veröffentlichen ließen, verfuhren sie bei ihrem aktuellen Full-Length „Nedom Og Nord“ nicht anders – die Nordmänner halten zusammen. Ähnlich liest es sich im Promo-Zettel des populärsten Labels Skandinaviens, welches „Nedom Og Nord“ als ISKALDs „tribute to the northern parts of Norway, with the arctic surroundings that has always a part of their lives“ bezeichnet. Aufgenommen in einer nördlichen Stadt des nordischen Königreiches, in Bodø, und zum ersten Mal zu 50 Prozent in ihrer Muttersprache gesungen, scheint das Quartett genau diese Absicht gehabt zu haben.
Neben den nun teilweise auf Bokmål verfassten Texten fällt im Vergleich zum Vorgänger „The Sun I Carried Alone“ (2011) auf, dass es weniger, aber längere Tracks auf das Album geschafft haben. Auf diesen Zufall ließen es die Black-Metaller jedoch nicht zufällig ankommen, sondern sie beschworen durch das Schreiben längerer Lieder absichtlich eine atmosphärischere Stimmung herauf, welche noch immer Black Metal fokussiert, aber deutlich mehr Gefühl zu transportieren versucht. Besonders bei dem stimmungsvollen „Iskald“ fällt dieser Umstand auf: Melodische Klangbögen von Gitarrist, Bassist und Sänger Larsen, sich überlagerndes flottes Riffing, Streicher und Akustik-Gitarren im Outro – definitiv der interessanteste Track dieses Albums. Weswegen es die restlichen fünf Lieder nicht in ähnlich qualitative Höhen zu schaffen vermögen, erschließt sich mir erst nach mehrfachen Hören von „Nedom Og Nord“: ISKALD klingen zwar in jeder Minute abwechslungsreich, sowohl im Songaufbau als auch im Spiel an den Saiten, aber verhindern durch das Progressive in ihren Liedern ein packendes Motiv zu kreieren, welches sich aufbaut und den Hörer durch einen Song begleitet. Somit hören sich beispielsweise „A Fading Horizon“ und „Nidingsdåd“ schön an, rauschen aber von einem Ohr zum anderen, ohne wesentlich darin verankert zu bleiben.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Vertonung eines Landes klingen soll, aber wenn ISKALD Norwegen so erleben wie ich „Nedom Og Nord“, scheint es ein (nicht im temperierten Sinne gemeint) frisches Land mit dem Willen zur Innovation und einem Gespür für packende Augenblicke zu sehen – temporär. Denn das vierte Album der Norweger überzeugt nicht auf ganzer Linie mit diesen Augenblicken, sondern eher auf wenigen Metern, und meint es mit der Innovation schlichtweg zu gut. ISKALD stehen sich mit ihren schwerer zugänglichen Songs selber im Weg, um tatsächlich dauerhaft die erwähnte Atmosphäre in jedem Song unterbekommen zu können.
Wertung: 6.5 / 10