Review Sirenia – Dim Days Of Dolor

So fleißig Morten Veland mit seiner Band SIRENIA neue Alben veröffentlicht, so viel Pech scheint er bei der Auswahl seiner Gesangspartnerinnen zu haben. Nicht einmal zwei Jahre nach dem starken „The Seventh Life Path“ bringt die norwegische Gothic-/Symphonic-Metal-Truppe um den rastlosen Workaholic mit „Dim Days Of Dolor“ ihre achte Platte heraus. Nach der Trennung von Goldkehlchen Ailyn soll nun Emmanuelle Zoldan, die zuvor bereits im Chor der Band zu hören war, unter Beweis stellen, ob sie das Zeug dazu hat, den Platz ihrer Vorgängerin als Leadsängerin einzunehmen. Und wie schlägt sich das Album als solches im Vergleich zu „The Seventh Life Path“?

Der erste Hördurchlauf fällt leider eher ernüchternd aus: Zoldan hat natürlich eine schöne Stimme, die sie auch gekonnt einzusetzen weiß, wie man schon im epischem Opener „Goddess Of The Sea“ zu hören bekommt. An manchen Stellen prescht sie in ihren höheren Tönen jedoch übers Ziel hinaus, zudem hat ihr Gesang etwas weniger Wiederkennungswert als der von Ailyn. Eine Gegenüberstellung drängt sich umso mehr auf, da der Anteil der Growls wieder etwas zurückgegangen ist. Erst auf dem drittplatzierten „The 12th Hour“, das mit seinen rhythmischen Gitarren und präsenten Keyboards wie eine Upgrade-Version von „Once My Light“ wirkt, lässt Veland seinen kräftigen, gutturalen Gesang auf uns los. Auch auf den späteren Tracks kommt er bedauerlicherweise nur noch vereinzelt zum Einsatz.
Wenigstens instrumental haben SIRENIA nicht allzu viel an Härte eingebüßt, die Gitarren spielen weiterhin eine große Rolle. Positive Beispiele dafür sind unter anderem die coolen Leads in „Ashes To Ashes“ und das epische Tremolo-Picking in „Elusive Sun“ sowie einige der stimmungsvollen Soli. Treibende Double-Bass-Passagen sind keine Seltenheit und die üppige, bombastische Orchestrierung ist auch alles andere als weichgespült. Wie schon auf dem letzten Album muss man den Songs jedoch Zeit geben, sich zu entfalten, erst dann erkennt man das volle Potenzial von Tracks wie dem melancholischen, in den Strophen mit schönem, männlichem Klargesang geschmückten „Veil Of Winter“.
Im Gegensatz zu „The Seventh Life Path“, das letztlich keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen hatte, überzeugen SIRENIA hier jedoch leider nicht mit allem Songs. Manche Melodien wirken einfach zu verbraucht („Dim Days Of Dolor“, „Treasure ’n‘ Treason“). Dass Veland lyrisch nicht unbedingt als Genie durchgeht, war bisher nie wirklich von Belang, hier stört es dann leider doch an manchen Stellen („Playing With Fire“). Doch das achte Album der Symphonic-Metaller unterliegt keineswegs in allen Aspekten: Bezüglich der Produktion ist eindeutig eine Verbesserung festzustellen, der Sound ist wieder um einiges organischer als zuvor, vor allem im Hinblick auf die Drums.

Das alles klingt nach viel Kritik, doch ganz so schlimm ist es zum Glück nicht. Zwar scheinen SIRENIA gewissermaßen einen Schritt vor und zwei zurück gemacht zu haben, doch insgesamt handelt es sich auch diesmal um ein gelungenes Symphonic-Metal-Werk mit Gothic-Touch, das wesentlich mehr gute als schlechte Songs zu bieten hat. Zoldan macht ihre Sache trotz allem gut und die Songs glänzen mit Abwechslungs- und Einfallsreichtum. Dennoch sollte Veland darauf achten, sich als Songwriter nicht zu sehr zu versteifen. Beim nächsten Mal darfs auch ruhig wieder ein bisschen härter sein.

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Wertung: 7 / 10

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