Spanien – da denkt man wohl zunächst an Sonne, Hitze, Meer, Urlaub. Mit einer Band, deren Musik auf dem Konzept der Naturverbundenheit aufbaut und entsprechend eher von einer Atmosphäre gekennzeichnet ist, die diesen Assoziationen widerspricht, rechnet man da vielleicht weniger. LUX DIVINA sind jedoch genau solch eine Gruppe, und nicht nur die bei oberflächlicher Betrachtung möglicherweise gefühlte Ambivalenz zwischen den bekannten Merkmalen des Herkunftslandes und dem tatsächlichen Klang ihres vierten Albums „Walk Within The Riddle“ stellt den Hörer erst einmal vor einige Fragen…
Einfach machen es LUX DIVINA einem nämlich nicht, wenn es darum geht, die Musik zu beschreiben und einzuordnen. Die Band selbst sieht sich dem Black Metal zugehörig, aber sie nur in diese Schublade zu schieben, würde der Musik nicht gerecht. Sie passt zwar grob zu diesem Genre, ist jedoch nicht unbedingt das, was man sich unter einem traditionellen Ableger spontan vorstellt. Dafür gibt es zu viele unterschiedliche Einflüsse und Elemente, die den Sound bestimmen. Dies beginnt beim recht vielseitigen Riffing, welches sowohl rockige als auch melancholisch-atmosphärische Momente beinhaltet und Platz für angenehm zu hörende Akustik-Passagen lässt, und endet beim vielleicht markantesten Merkmal der Platte, nämlich dem Gesang des Frontmannes Norax, welcher gefühlvoll klagende, sanfte Töne sowie harsche Screams gekonnt miteinander abwechselt. Der Cleangesang ist dabei zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber immer mehr zum Sound, je länger man sich mit der Musik befasst und ist insgesamt facettenreicher, als es zunächst den Anschein haben mag.
Vielleicht macht bereits dies deutlich, dass „Walk Within The Riddle“ in jeder Hinsicht ein Album ist, das Zeit braucht, um sich vollends entfalten zu können. Es ist eine Platte, die beim Hörer zunächst möglicherweise einige Fragezeichen hervorruft, weil nicht klar erscheint, wohin genau LUX DIVINA mit ihrem Sound eigentlich hin wollen und weil die Songs auf Anhieb auch relativ ähnlich klingen. Es ist aber auch eine Platte, die das Gefühl zurücklässt, dass mehr in ihr steckt und somit dazu animiert, öfter gehört zu werden, was sich auch durchaus lohnt. Unterm Strich sind die Stücke teilweise etwas länger geraten, als es wohl nötig gewesen wäre, was den Zugang naturgemäß nicht eben erleichtert. Dennoch kreieren die Spanier einen Sound, der sich nur sukzessive erschließt und auch dann keinesfalls zum beiläufigen Hören geeignet ist, jedoch eine gewisse Eigenständigkeit aufweist, die gerade im schwarzmetallischen Sektor vielen Bands abgesprochen wird.
„Walk Within The Riddle“ von LUX DIVINA ist kein Instant-Hit-Album. Es ist ein Werk, für das man Konzentration und auch etwas Geduld mitbringen muss, um wirklichen Gefallen an der Musik finden zu können. Ob es dann ein Kandidat für die dauerhafte Rotation ist, ist sehr stark geschmacksabhängig, doch eines ist „Walk Within The Riddle“ in jedem Fall: Eine melancholische, anspruchsvolle und empfehlenswerte Reise durch abwechslungsreiche Klangwelten.
Wertung: 7.5 / 10