Konzertbericht: Dark Funeral w/ Krisiun

26.10.2016 München, Backstage (Halle)


Ganze sieben Jahre sollte es dauern, bis die selbsternannten „Ineffable Kings Of Black Metal“ DARK FUNERAL dieses Jahr ihr neues Album „Where Shadows Forever Reign“ samt neuem Sänger Heljarmadr veröffentlichten. Nun folgt konsequenterweise auch gleich die „Shadows-Over-Europe“-Tour zum neuen Werk. Dafür wurden die zwei Death-Metal-Bands KRISIUN und DESERTED FEAR an Bord geholt. Doch kurz vor Tourbeginn wird bekanntgegeben, dass DESERTED FEAR nicht an der Tour teilnehmen werden – gegen ihren Willen, wie die Band in einem etwas verbittert klingenden Statement beteuert. Nun ziehen heute also nur zwei Bands in die Backstage Halle in München ein.

Das ist sehr schade, denn durch die fehlende Band beginnt der Abend nun ärgerlicherweise – trotz gegenteiliger Behauptung durch den Veranstalter – erst um 20:30 Uhr statt wie geplant um 20:00 Uhr. Doch nicht nur das: Die fehlende Zeit durch das Wegfallen der Vorband wurde kurzerhand KRISIUN gutgeschrieben, was sich als keine sonderlich gute Entscheidung erweist. Die Death-Metaller aus Brasilien haben an diesem Abend definitiv eine beachtliche Fangemeinde angezogen, durch die Musik oder ihre Show lässt sich das jedoch nicht rechtfertigen. Ihr Death Metal ist einfallslos, unspektakulär, groovt selten und geht schon nach drei Songs gewaltig auf die Nerven.
In ihrer Gründungszeit um 1990 herum mag diese Art Death Metal der alten Schule noch etwas Besonderes gewesen sein, heute jedoch gibt es einfach zu viele Death-Metal-Formationen, die das ganze technisch und auch in Sachen Songwriting besser machen. Dennoch schafft es das Trio viele der Anwesenden zu begeistern und es scheint sogar so, dass sie sich heute in Sachen Zuschauerzahlen nicht vor der Hauptband verstecken müssen. Nach etwa einer Stunde Spielzeit beenden KRISIUN ihr Set und machen Platz für den Headliner.

Gegen 22:00 Uhr betreten DARK FUNERAL dann endlich die Bühne. Doch auch hier macht sich sofort Enttäuschung breit. Wer die Band schon diverse Male live gesehen hat, kennt die Problembeziehung von DARK FUNERAL (beziehungsweise generell Black Metal) und gutem Live-Sound. Zwar ist heute erfreulicherweise das Schlagzeug nicht so laut abgemischt, dass alles andere untergeht und auch die Gitarren sind hörbar, dennoch ist der Sound insgesamt eher verrauscht und matschig als definiert und transparent. Das genügt zwar insofern, als man als Fan der Band die Songs erkennt, Elemente wie Melodien oder Akkorde können aber selbst mit viel Vorstellungskraft bestenfalls erahnt werden. Besonders die Gitarre von Lord Ahriman, der für den Großteil der Melodien und damit dem Wiedererkennungswert der Band verantwortlich ist, ist kaum hörbar.
Auch in Sachen Performance hat man die Band schon besser erlebt. Dass die Instrumentenfraktion nicht viel auf der Bühne tut, sollte bekannt sein. Bisher lebten DARK FUNERAL jedoch von der majestätischen Präsenz des langjährigen Sängers Emperor Magus Caligula. Dessen schmächtiger und daher umso betont wütenderer Nachfolger Heljarmadr, obwohl er gesanglich durchaus talentiert ist, hat diese Präsenz schlicht und ergreifend nicht und so wirken DARK FUNERAL heute erschreckend gelangweilt, zahm und routiniert. In einem besonders peinlichen Moment holt Heljarmadr bei „Goddess Of Sodomy“ SM-Spielzeug heraus und fuchtelt damit ganz in Niklas-Kvarforth-Manier herum. Mit dem Unterschied, dass das zu den todernsten DARK FUNERAL so gar nicht passen will.
Über die Songauswahl jedoch kann man sich nicht beklagen. Die Band hat heute die meisten ihrer großen Hits vorbereitet und auch vom neuen Album wurden die stärksten Songs für die Live-Performance ausgewählt. Dass das Konzert heute dennoch überhaupt nicht gut ankommt, macht sich auch unter den Zuschauern bemerkbar: Noch vor dem Ende des regulären Sets leert sich die Halle zunehmend, Zugaberufe bleiben aus. Dennoch kommt die Band zurück auf die Bühne, um ihr Set mit „Nail Them To The Cross“, dem Überhit „Atrum Regina“ sowie dem Titelsong des aktuellen Albums zu beenden. Nicht die schlechteste Performance, die man von der Band je gesehen hat, aber auch weit entfernt von den legendären Auftritten in der Caligula-Phase.

  1. Unchain My Soul
  2. 666 Voices Inside
  3. The Dawn No More Rises
  4. The Arrival Of Satan’s Empire
  5. Stigmata
  6. As I Ascend
  7. The Eternal Eclipse
  8. Ravenna Strigoi Mortii
  9. Shadows Over Transylvania
  10. As One We Shall Conquer
  11. Goddess Of Sodomy
  12. Thy Legions Come
  13. My Funeral
  14. Nail Them To The Cross
  15. Atrum Regina
  16. Where Shadows Forever Reign

Insgesamt muss das Konzert heute leider als Enttäuschung verbucht werden. KRISIUN langweilen mit belanglosem Gedresche, DARK FUNERAL scheitern mal wieder an ihrem Erzfeind „Sound“ und an der noch immer nicht wirklich zufriedenstellenden Bühnenperformance ihres neuen Sängers. Mit DESERTED FEAR wurde zudem die einzige Chance auf etwas frischen Wind an diesem Abend aus dem Programm gekickt. Man kann nur hoffen, dass DARK FUNERAL sich in Zukunft irgendwann einen wirklich fähigen Live-Mischer zulegen, damit ihre musikalischen Meisterwerke auch entsprechend angemessen umgesetzt werden können.

Publiziert am von Simon Bodesheim

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