Review Krypts – Remnants Of Expansion

  • Label: Dark Descent
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Death Metal

Bei dem Genre „Death/Doom“ denkt man wohl in erster Linie an die frühen Paradise Lost, Katatonia oder My Dying Bride. Im Gegensatz zur melodischen Herangehensweise ebenjener Bands gibt es aber auch noch eine andere Form der Stilrichtung, eine dunklere, härtere mit einem stärken Hang zum Death Metal. Diese Art des Death/Dooms ist es, die KRYPTS auf ihrem zweiten Album „Remnants Of Expansion“ verkörpern. Anstelle von hohen, tristen Gitarrenläufen und emotionalen Screams setzen die vier Finnen nämlich auf bedrohliche, tonnenschwere Riffs und abgründig tiefe, kaum zu entziffernde Growls.

Die auf dem elfminütigen Opener „Arrow Of Entropy“ heraufbeschworene Stimmung wird auch auf dem Rest des nur gut eine halbe Stunde laufenden Albums konsequent aufrechterhalten. Schleppende, verhängnisvolle Gitarren, der bereits angesprochene gutturale Gesang (der vereinzelt rituellen, kehligen Lauten weicht) und das zumeist schwerfällige Drumming erwecken den Eindruck, dass KRYPTS dem Hörer Geheimnisse von unsagbarer Bosheit zu erzählen haben. Dieses Böse lassen die Finnen auf „The Withering Titan“ dann gezielt von der Leine, hier werden erstmals knüppelnde Blast-Beats entfesselt. Darauf folgt mit dem eher kurzen, quasi-instrumentalen Titeltrack eine unerwartete 180-Grad-Drehung, denn nun lassen KRYPTS uns plötzlich mit überraschend klaren, ruhigen Gitarren etwas Raum zum Atmen.
Bei dieser Passage handelt es sich jedoch um eine einmalige Ausnahme, ansonsten erlauben KRYPTS nicht einmal einen Funken Licht in ihren Kompositionen. Das wäre im Hinblick auf die musikalische Eigenständigkeit auch gut so, wenn da nur das Wörtchen „wenn“ nicht wäre. Denn obgleich KRYPTS sowohl über die Musik selbst als auch über die rohe, kraftvolle Produktion und das düster-spacige Artwork eine dichte Atmosphäre erzeugen, ist „Remnants Of Expansion“ dennoch nur eine enttäuschend durchschnittliche Platte.
Die Riffs mögen böse und heavy und das Schlagzeugspiel gut akzentuiert sein, doch selbst nach mehrmaligem Hören bleibt nur sehr wenig davon hängen. Dabei ist die Musik beileibe nicht zu verkopft oder kompliziert, nein, vielmehr fehlt es ihr einfach an der gewissen Raffinesse, ohne die selbst so grobschlächtige Stilmittel nicht auskommen. Dass nicht alle Songs gleich im Kopf bleiben wollen, ist also das geringere Problem, viel schwerwiegender ist hingegen, dass man auch nicht dazu motiviert wird, sich genauer mit dem Album auseinanderzusetzen. Somit verflüchtigt sich nur allzu bald das Interesse daran.

Was KRYPTS auf ihrem zweiten Album abliefern, ist natürlich alles andere als schlecht. Dennoch müssen die Finnen wohl noch mehr an sich arbeiten, wenn sie wirklich alles aus ihrem Können herausholen und ein starkes, spannendes Album kreieren wollen, das nicht nur Death/Doom-Allesfresser zufriedenstellt. Ein gewisses Gespür für Dynamik und spielerisches Talent lassen KRYPTS schon jetzt durchscheinen, hoffentlich bleibt es beim nächsten Mal nicht ungenutzt. Dann darf die Spielzeit gerne auch länger als eine halbe Stunde sein.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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