Auch wenn man es als simpler Musikkonsument manchmal vergessen mag: Künstler sind auch nur Menschen. So kommt es oft vor, dass Bands in ihrer Anfangszeit nicht so recht Fuß fassen konnten oder die Mitglieder aus anderen Gründen verhindert waren, sodass besagte Bands alsbald in Vergessenheit geraten. Doch das Leben der Menschen dahinter geht weiter und aufgrund der technischen Fortschritte wird es stetig leichter, ein Album aufzunehmen, sodass sich viele Bands nach jahrelangem Winterschlaf doch wieder dazu in der Lage sehen, weiterzumachen. So auch die schwedischen Melo-Deather ABLAZE MY SORROW, die mit „Black“ nach ganzen 14 Jahren Wartezeit nun endlich das vierte Full-Length-Kapitel ihrer Bandgeschichte aufschlagen.
Nach so langer Zeit sind die Erwartungen natürlich unglaublich hoch, vielleicht sogar unerfüllbar, denn immerhin sollen ABLAZE MY SORROW unter Beweis stellen, dass ihr Comeback nicht einfach nur viel Lärm um nichts ist. Da verwundert es kaum, dass das immer noch gleich besetzte Quintett mit dem kurzen, knackigen Titeltrack als Opener gleich so richtig draufloshämmert. Garstige Screams, knallharte Riffs und brachiales Geblaste machen den Song zum brutalsten des Albums und schnell wird klar, dass ABLAZE MY SORROW ihrem melodischen Death Metal eine gehörige Portion Black Metal beigefügt haben.
Im späteren Verlauf der Platte wird der Härtegrad zum Teil ein wenig heruntergefahren, dafür treten vermehrt andere Merkmale in den Vordergrund, wie beispielsweise melancholische Melodien („When All Is…“, „To Reclaim What Is Ours“) oder Groove („Send The Ninth Plague“). Auch gesanglich fehlt es dem Album keineswegs an Abwechslung. Zu den knurrenden Screams kommt in „One Last Sting“ kratzigerer Schreigesang hinzu, im schwedisch vorgetragenen „Tvåenighet“ hört man sogar theatralische Cleans und im düsteren „Blood Heritage“ heroisches Spoken-Word. Unglücklicherweise können jedoch weder die „Standard-Vocals“ noch die Klargesänge überzeugen, besonders letzte wirken furchtbar deplatziert.
Hinzu kommt, dass sich Kristian Lönnsjö mit Textzeilen wie „Insomnia, I fuckin‘ hate you!“ nicht gerade Ehre macht, die stumpfen Lyrics entschädigen leider überhaupt nicht für die mäßigen Gesangsleistungen. Das ist wirklich schade, denn abgesehen von den Fremdschäm-Texten haben ABLAZE MY SORROW ein gutes, wenn auch nicht überragendes Album kreiert. Die Gitarren sind heavy und rasiermesserscharf produziert, aber dennoch melodisch und zum Teil clean-melancholisch gespielt und das Drumming knallt wunderbar rücksichtslos. Trotz der musikalischen Vielfalt fehlt es „Black“ jedoch an Wiederhörwert, nichts daran ist wirklich beeindruckend, sondern eben einfach nur ganz gut.
Wie groß die Wellen sein werden, die ABLAZE MY SORROW mit ihrer Rückkehr schlagen werden, bleibt abzuwarten. Produktionstechnisch und instrumental gibt es an „Black“ nur wenig auszusetzen, aber auch nur wenig zu bestaunen und die Vocals und Texte sind leider keine große Wohltat. Wer seinen Melodic Death Metal angeschwärzt und heavy mag und dabei keinen großen Wert auf Gesang und Texte legt, kann damit durchaus zufrieden sein, es gibt jedoch wesentlich Interessanteres in diesem Genre zu entdecken.
Wertung: 6 / 10
….hatte ich die Band bereits ´96 nach dem Erscheinen ihres Debütalbums wieder aus den Augen verloren, war ich doch freudig überrascht, hier bei Euch , von einem neuen Album zu lesen.
Das Review allerdings trübte etwas die Vorfreude. Als ich mir das neue Werk nun bei Bandcamp anhörte, war ich positiv überrascht. Solide Songs, die, bis auf wenige Ausnahmen wie das bereits erwähnte Insomnia, guten melodischen Schwedentod aus den Boxen zaubern.
Das Review war für mich ein wenig zu negativ.
Beste Grüße und macht weiter so…Top!
Hallo, Enno!
Zuerst mal danke für deinen Kommentar. Es freut mich, zu sehen, dass ich mit meinem Review jemanden neugierig machen konnte. Schön, dass du dadurch die Band wieder für dich entdeckt hast. Ich selbst finde „Black“ ja auch gar nicht schlecht, mir persönlich ist halt der Störfaktor der Texte und zum Teil des Gesangs ein wenig zu groß und instrumental hat es mich zu wenig beeindruckt, um dieses Manko ganz auszugleichen. Nichtsdestotrotz halte ich es auch für ein passables Album, ich kann verstehen, dass es dir gefällt. Dann wünsche ich dir noch viel Spaß beim Anhören und vielleicht liest man sich ja mal wieder hier im Kommentar-Bereich. ;)