Konzertbericht: Anaal Nathrakh w/ Mastic Scum, Tortharry, Ad Nemori

08.09.2016 München, Feierwerk (Hansa39)

anaal-nathrakh-tour

Am 28.10.16 erscheint das neue Album des Extreme-Metal-Duos ANAAL NATHRAKH, „The Whole Of The Law“. Noch bevor das Werk auf die Fans losgelassen ist, spielen die Briten einige ausgewählte Live-Shows auf dem Kontinent. Unter den glücklichen Auserwählten befinden sich auch die Münchner Fans, die sich deshalb über die zweite deutsche ANAAL-NATHRAKH-Clubshow überhaupt freuen dürfen.

Doch vor den Genuss haben die Götter den Schweiß gesetzt: Ganze drei Vorbands gilt es an diesem Donnerstag durchzustehen. Warum, weiß der Himmel: Weder passen die Bands sonderlich gut zusammen, noch wäre es an einem Werktag notwendig gewesen, drei Vorbands zu buchen. Da zudem keiner der drei Support-Acts in die Kategorie Publikumsmagnet fällt, wundert es wenig, dass zu Konzertbeginn um 19:30 erst ein paar Dutzend Fans ihren Weg ins Feierwerk gefunden haben. [MG]

AnNemori-01Viel unpassender als mit AD NEMORI hätte der Abend dann auch kaum begonnen werden können: Die vergleichsweise noch recht junge Münchner Band präsentiert ihren sanften, atmosphärischen, meist mit Streichern und Piano unterlegten Midtempo- und Balladen-Melodic-Death-Metal der Marke Insomnium und Be’Lakor. Obwohl spielerisch aufgrund der wohl noch fehlenden Erfahrung teilweise etwas wacklig unterwegs und mit etwas kraftlosem Sound gestraft, machen die sechs Jungs ihre Sache musikalisch ziemlich gut und können damit auch einen guten Teil der Anwesenden Konzertgänger vor die Bühne locken.

Tortharry-01Schon etwas voller wird es anschließend bei TORTHARRY. Kein Wunder, passt der fiese Death Metal der Tschechen doch merklich besser zur musikalischen Ausrichtung des Abends. Die Band präsentiert sich äußerst spielsicher und liefert eine durchaus gefällige und solide, wenn auch nicht wirklich erinnerungswürdige Show ab, denn richtig herausragend ist das alles leider nicht. Da man im Death-Metal-Sektor jedoch regelmäßig auf wesentlich Schlechteres trifft, gerade was Supportbands bei Live-Konzerten angeht, kann man sich als Zuschauer hier zweifellos zufrieden zeigen. Darüber hinaus darf sich die Truppe über den wohl besten Sound der vier Bands freuen.

MasticScum-01Anschließend nähert sich der Abend mit MASTIC SCUM musikalisch weiter dem Headliner an. Der Death-Grind der vier Wiener weiß zwar nicht durch Innovation, aber sehr wohl durch Professionalität und eine energetische Liveshow zu überzeugen. Sänger Maggo Wenzel, der fortlaufend zwischen typischen Death-Metal-Growls und Grindcore-Gekreische hin- und herwechselt, schafft es problemlos, die Menge zu diversen Mosh- und Circlepit-Aktionen zu motivieren. Zudem haben auch MASTIC SCUM in Sachen Sound wesentlich mehr Glück als Opener und Headliner. Ärgerlich ist jedoch, dass sich die Verzögerung im Spielplan immer weiter fortzieht. So verlässt die Band die Bühne erst gegen 22:30 – eine Viertelstunde nach dem geplanten Showbeginn des Headliners. [SB]

AnaalNathrakh-01Mit einer vollen Dreiviertelstunde Verspätung entern schließlich um 23:00 ANAAL NATHRAKH die Bühne – zumindest vier fünftel der Band. Gitarrist Mick „Irrumator“ Kenney, gemeinsam mit Sänger Dave „V.I.T.R.I.O.L.“ Hunt einziges festes Mitglied der Band, musste aus Krankeitsgründen zu Hause bleiben. Das ist nicht nur schade, weil er das Merchandise mitbringen wollte, so dass es heute keine Fanartikel zu kaufen gibt. Auch musikalisch macht sich das fehlen einer Gitarre natürlich (gerade während der Melodien und Soli) deutlich bemerkbar. Erstaunlich ist, dass der Sound trotz nur einer Gitarre nicht eben differenziert klingt und mitunter etwas verwaschen aus den Boxen schallt. So schade das auch ist – die Freude an der Show vermag es kaum zu schmälern. Das liegt zum einen daran, dass Fronter V.I.T.R.I.O.L. sich gewohnt sympathisch gibt und das Publikum schnell auf seiner Seite hat. Zum anderen jedoch möchte wohl niemand die Truppe dafür strafen, die Show trotz des Ausfalls eines der beiden Bandköpfe für die Fans durchgezogen zu haben.

AnaalNathrakh-02So entsteht im immernoch erschreckend überschaubaren Publikum rasch ein kleiner, aber intensiver Moshpit, dessen Energie sich wiederum direkt auf die Bühne überträgt: ANAAL NATHRAKH geben auch zu viert alles und kommen nach einer knappen Stunde trotz allem sichtlich zufrieden mit dem Verlauf des Abends für die Zugabe „More Of Fire Than Of Blood“ nochmals zurück, bevor um kurz nach zwölf schließlich Schluss ist.

Was sich auf den ersten Blick nach einem anständigen „Value-For-Money“-Billing liest, entpuppt sich in der Realität leider schnell als Fehlkalkulation: Anstatt zusätzliche Fans anzulocken, scheint die Masse mäßig interessanter Vorbands eher abschreckende Wirkung gehabt zu haben – anders ist kaum zu erklären, dass bei einer der raren Auftritte von ANAAL NATHRAKH kaum 150 Fans erscheinen.
Der Ablauf des Abends gibt ihnen Recht: Nach drei eher mäßig spannenden, musikalisch größtenteils unpassenden Vorbands hat sich bereits eine Verzögerung von 45 Minuten angesammelt – an einem Wochentag mehr als unerfreulich. Mit einer gewohnt brachialen Show prügeln ANAAL NATHRAKH schließlich jedoch jeden Groll aus dem Publikum heraus. Unzufrieden dürfte deshalb trotz allem niemand nach Hause gegangen sein.
[MG]

Publiziert am von und Simon Bodesheim

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