Review Vow Of Thorns – Farewell To The Sun

(Black Metal / Doom Metal / Post-Rock) Als Agalloch am 14. Mai 2016 bekanntgaben, die Band auf unbestimmte Zeit aufzulösen, hinterließen sie eine kaum zu füllende Lücke, waren die Amerikaner doch bekannt für ihren ureigenen, einzigartigen Stilmix aus Black Metal, Doom Metal, Post-Rock und Folk. Klassikeralben wie „The Mantle“ haben bis heute zahllose Bands inspiriert und beeinflusst, so auch die Kanadier VOW OF THORNS. Das Quartett, das seine musikalischen Vorbilder keineswegs leugnen kann, legt mit „Farewell To The Sun“ nun sein ambitioniertes Debüt vor. Doch kann es damit den Geist Agallochs am Leben halten?

Tatsächlich zeigt sich deren Einfluss auf VOW OF THORNS insbesondere in ihren bedrückenden, naturverbundenen Texten, ihrer trost- und farblosen, visuellen Gestaltung, aber natürlich auch in der Musik. So klingen die melodischen Leads in „Farewell To The Sun Part II“ und die erdigen Gitarren im späteren Verlauf des zwölfminutigen Abschlusstracks „Doomed Woods“ fast schon so, als entstammen sie einem fiktiven Nachfolger von „The Serpent And The Sphere“. Diese und andere Zitate haben sich VOW OF THORNS jedoch erst für den späteren Verlauf der Platte aufgehoben, denn der Opener „Meeting On The Astral Plane“ beginnt erst mal recht untypisch. Auf holprige, stark verzerrte Gitarren folgen nämlich erst mal geradezu überschwänglich motivierende Riffs, erst danach widmen sich die Kanadier eingehender dem Black Metal.
Und das nicht zu kurz, wie vor allem bei „Great Abomination“ klar wird, auf dem VOW OF THORNS den Post-Rock, der sonst immer wieder passagenweise auflockernd eine verträumte Stimmung erzeugt („Farewell To The Sun Part I“), gänzlich hinter sich lassen. In diesen fünf Minuten regiert einzig doomiger Black Metal, wobei vor allem das episch düstere Tremolo-Hauptriff sofort in seinen Bann zieht. Dass VOW OF THORNS nicht einfach nur den Stil von Agalloch kopiert haben, zeigt sich mitunter dadurch, dass sie weder Klargesang noch Folk-Elemente in ihre Songs einbauen.
Gesanglich konzentriert man sich konsequent auf heisere, zum Teil recht kernige Screams und auch die Instrumentalisierung ist vergleichsweise homogen. Dafür kommt der schwarzmetallische Aspekt umso mehr zum Tragen, nicht zuletzt im eher aggressiveren Drumming und im kalten, schwermütigen Riffing. Dennoch, vielleicht aber auch gerade deswegen, ist „Farewell To The Sun“ ein überaus melancholisches Album, dessen triste Stimmung weder in den rauen Ausbrüchen noch in den sanften Atempausen zum Erliegen kommt.

VOW OF THORNS haben den Schritt in große Fußstapfen gewagt, die sie zwar (noch) nicht ganz ausfüllen können, von einem Scheitern kann bei so einem gelungenen Debüt, das darüber hinaus auch noch produktionstechnisch auf hohem Niveau ist, jedoch beileibe nicht die Rede sein. Bis VOW OF THORNS ein Meisterwerk wie „The Mantle“ schreiben können, müssen sie zwar noch ein wenig an Reife gewinnen und ihren Stil etwas mehr von dem ihrer Vorbilder emanzipieren, doch schon jetzt haben die Kanadier ein Gespür für packende Melodien und stimmige, nie zu ausufernde Songstrukturen bewiesen.

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Wertung: 8 / 10

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