Erst 2015 wurde die italienische Post-Black-Metal-Band FALAISE gegründet und schon im selben Jahr erblickte ihr Debüt „As Time Goes By“ das Licht der Welt. Damals wurde das selbst produzierte Album lediglich digital veröffentlicht, das Re-Release über ATMF geht nun auch auf die Anhänger physischer Tonträger ein. Abgesehen von dem Artwork hat sich jedoch offenbar nichts verändert, denn die Qualität der Produktion ist leider immer noch auf dem Stand einer Demo-Aufnahme. Das ist umso bedauerlicher, da die Musik alles andere als schlecht ist.
Klar, allzu innovativ sind die Kompositionen der zwei Italiener nicht, doch es ist nicht zu leugnen, dass die Melodien auf „As Time Goes By“ überaus emotional sind. In nahezu jedem Song finden sich wunderschöne, cleane Post-Rock-Gitarrenläufe, die die Gefühlslage der Melancholie in ihren verschiedensten Erscheinungsformen vertonen, so zum Beispiel im instrumentalen Intro „Frozen Dawn“ oder zu Beginn von „Eternal Sleep“ und „Lost Moments“. Doch auch in den melodischeren, schwarzmetallischen Momenten („Loveless“) schaffen es FALAISE, Emotionen zu erzeugen.
Dasselbe gilt für die Passagen, in denen Piano und sphärische Synthesizer die Führung übernehmen, wie im elfminütigen Titeltrack oder im gesanglosen Abschlusstrack „Nocturne“. Ebenjene sind zudem die Abschnitte, in denen die Produktion klar und professionell klingt. Das im Falle von FALAISE leider viel zu große Aber begegnet dem Hörer jedoch in der Gestalt von rauem Black Metal, Vocals und Drums. Die harten Black-Metal-Riffs sind ohnehin schon nichtssagend („Pointless“), doch durch die verwaschene Produktion verlieren sie auch noch den letzten Rest Ausdruckskraft, während der eintönige Schreigesang so tief im Mix vergraben ist, dass er praktisch nichts zum Gesamteindruck beiträgt.
Der möglicherweise schwerwiegendste Makel betrifft jedoch das Schlagzeug, das nicht nur vermeintlich schlampig eingespielt ist, sondern derart billig klingt, dass es von Zeit zu Zeit von der ansonsten so gefühlsbetonten Musik ablenkt. Natürlich steht und fällt nicht alles allein mit der Produktion, doch hierbei liegt leider so vieles im Argen, dass FALAISE es auch nicht durch ihr interessantes Songwriting ausgleichen können.
Es ist wirklich bedauerlich, denn gerade in den ruhigeren, melodiösen Momenten bergen die für dieses Genre vergleichsweise kurzen Songs (die es zusammen dennoch auf eine Stunde Spielzeit bringen) unglaublich viel gefühlsmäßiges Potential in sich. In Sachen Produktion und Black Metal haben FALAISE jedoch noch sehr großen Aufholbedarf, wenn sie eines Tages mit den Referenzbands des Post-Black-Bereiches mithalten wollen. Vielleicht wird das Duo dieses Potential in Zukunft verwirklichen können, es wäre jedenfalls wirklich wünschenswert.
Wertung: 5.5 / 10