Review The Drowning – Senescent Signs

(Death Metal / Doom Metal / Melodic Death Metal) Wenn eine Band bereits bei Album Nummer vier angekommen und noch immer gänzlich unbekannt ist, muss das kein schlechtes Zeichen sein – es kann ja genug Gründe dafür geben – macht aber dennoch etwas skeptisch. THE DROWNING stammen aus Wales und halten nun eben mit „Senescent Signs“ jenes vierte Album bereit. Eine Mischung aus melodischem Doom und Death Metal, die den Hörer laut eigener Angabe wie eine Welle kalten Wassers verschluckt.

Doch auch nach mehreren Durchläufen steht fest: So wirklich zu begeistern vermag „Senescent Signs“ nicht. Grundsätzlich begeht die Truppe keine schwerwiegenden Fehler. Die Riffs und Melodien passen gut zusammen, obgleich sie wahrlich nicht spektakulär, komplex oder in irgendeiner Weise außergewöhnlich sind. Die Stücke sind stilistisch nicht sonderlich abwechslungsreich, jedoch auch nie so monoton, dass sich Langeweile einstellen kann. Die Songs sind zwar lang, für Doom Metal allerdings in einem akzeptablen Rahmen, bei dem nicht gefürchtet werden muss, dass Riffs totgespielt werden. Der Sound ist nicht perfekt, aber gut genug, dass man sich nicht wirklich darüber beklagen kann.
Doch man merkt es bereits an all diesen Formulierungen: Zu jedem positiven Aspekt des Albums gibt es ein kleines „aber…“. THE DROWNING machen fast alles richtig – allerdings nichts davon richtig gut. Würde dieses Werk von einer jungen, neu gegründeten Band kommen, man hätte Nachsicht und würde das große Potential herausstellen, das vorhandene Gespür für melancholische Melodien, die besonders in Stücken wie „Broken Before The Throne“, „At One With The Dead“ oder dem wahrlich wunderschönen Intro von „Betrayed By God“ positiv in Erinnerung bleiben. Man würde den dezenten Einsatz der Keyboards loben, der die Songs nie überladen wirken lässt, sondern stets die triste Atmosphäre unterstützt. Doch für ein viertes Album? Dafür ist das alles dann doch etwas zu wenig. Klar, man hört, dass die Musik sauber und professionell eingespielt ist, was bei jungen Bands nicht immer selbstverständlich ist, aber in allem anderen wirken THE DROWNING dann doch immer etwas, als würden sie noch ihren musikalischen Vorbildern nacheifern, ohne selber etwas vergleichbar Qualitatives zustande zu bringen.
In den doomig-traurigen Momenten ist „Senescent Signs“ jedoch tatsächlich am schönsten und kann fast mit ein paar Genregrößen konkurrieren. Hier spielen THE DROWNING ihre Stärken aus und können mit zwar gewöhnlichen, aber dennoch geschmackvollen Harmonien und Melodien punkten. In ihren flotteren (Melodic-)Death-Momenten fällt die Musik qualitativ leider eher ab. Auch das machen die Jungs zwar nicht schlecht, aber das können andere Bands tatsächlich weitaus besser, sodass sie hier fast jeden Vergleich verlieren würden.

„Senescent Signs“ ist alles andere als schlecht, wird aber mit Sicherheit auch kein Durchbruch für THE DROWNING werden. Wenn das tatsächlich das bisher spektakulärste Album ihrer Karriere sein sollte, wie der mitgeschickte Infotext es beschreibt, dann wirft das einerseits die Frage auf, wie unspektakulär die vorherigen Alben gewesen sein müssen und zeigt andererseits, dass die Band offensichtlich eine seltsame Auffassung von „spektakulär“ hat, denn die Platte ist das genaue Gegenteil. Wem Innovation sowie kompositorische Komplexität gänzlich egal sind und sich an zweifellos schönen Melodien und getragener Atmosphäre erfreuen kann, der sollte hier dennoch mal reinhören, denn in dieser Hinsicht ist das Album auf jeden Fall gut gemacht.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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