Viele Worte muss man über eine Band wie FILTER nicht verlieren, denn an kaum jemandem dürfte deren Debüt „Short Bus“ (1995) mit dem darauf befindlichen Hit „Hey Man Nice Shot“ ungehört vorübergegangen sein. Bereits mit dem ersten Album feierten FILTER große Erfolge und wurden zum Aushängeschild der sich etablierenden Alternative/Industrial-Rock-Szene. Mit den darauffolgenden Alben „Title Of Record“ (1999) sowie „The Amalgamut“ (2002) festigten sie ihren Stellenwert in dieser Szene – ein Stellenwert, der mit der Zeit ebenso abfiel wie die Verkäufe ihrer letzten Platten.
Anno 2016 schicken sich FILTER an, „The Sun Comes Out Tonight“ (2013) einen Nachfolger zu schenken; „Crazy Eyes“ betitelt und zwölf Songs stark, übt sich das US-amerikanische Quartett darin, einem in den Hintergrund gerückten Genre neues Leben einzuhauchen. Ein Unterfangen, das nicht auf ganzer Linie von Erfolg gekrönt ist, aber oftmals zum Aufhorchen auffordert. Während „Crazy Eyes“ zunächst zwei, drei Durchläufe benötigt, ehe die Tracks wirklich ziehen, gestalten sich diese danach besser, als der erste Eindruck vermuten lässt. Man tut FILTER Unrecht, wenn man diese Platte lediglich als Hintergrund-Beschallung laufen lässt, denn so entgehen einem Hits wie das äußerst treibende „Pride Flag“, das melancholisch ausgelegte, packende „Welcome To The Suck (Destiny Not Luck)“ oder das dynamische, mitreißende „Tremors“. Melodisch, vereinnahmend, kraftvoll – Richard Patrick und seine Männer zeigen sich bei diesen Tracks in Hochform.
Jedoch implizieren lediglich drei gute Songs von zwölf, dass „Crazy Eyes“ 75 Prozent Ausschussware beinhalten könnte; ein Urteil, welches FILTER zum Glück erspart bleibt. Denn auf ihrem siebten Album machen die Amerikaner nicht viel verkehrt: Sie kombinieren größtenteils eingängige Refrains mit typisch-stampfenden Rhythmen und einem wütend schreienden Sänger, sodass Industrial-Rock-Liebhaber hier nicht enttäuscht werden. Allerdings resultiert nur aus der Ausschöpfung sämtlicher Trademarks eines Genres nicht automatisch ein gutes Album, sodass es „Crazy Eyes“ letzten Endes an einer überzeugenden Dichte an Hits fehlt; gerade Songs mit Potenzial für mehr, beispielsweise „Nothing In My Hands“, mangelt es schlussendlich an genügend Profil, um den Song auch nach achtmaligem Hören noch gut finden zu können. Außerdem greifen FILTER zu oft in die Trickkiste, wenn es um Melodien geht, deren Pop-Appeal zu unangenehm, zu hoch ist (besonders bei „Take Me To Heaven“).
Nach den letzten eher weniger berauschenden Platten legen Patrick und Co. auch mit „Crazy Eyes“ kein Überalbum vor, aber dennoch eines, das ausreichend Ecken und Kanten besitzt, die es wert sind, über die Scheibe zu diskutieren.
Wertung: 6 / 10