An einem neuen Dimmu-Borgir-Album wird gerade gewerkelt, bis es erscheint, wird es wohl aber noch eine ganze Weile dauern. Auch Carach Angren, die Geistergeschichtenerzähler aus den Niederlanden, hatten ja erst letztes Jahr einen Release und arbeiten wohl gerade an neuem Material. Genau der richtige Zeitpunkt also, um die Lücke im Symphonic Black Metal mit einem Werk zu füllen. Diesen Job könnte die ukrainische Band ELDERBLOOD erledigen. Ihre neue Platte heißt „Messiah“ und kommt mit klassischem Dämonenfratzencover und sieben Musikstücken daher.
Nach nur zwei Minuten des ersten Songs „Thagirion’s Sun“ steht fest: Hier wurden die Richtigen für besagten Job gefunden. Furiose, geschickt mit symphonischen Ausbrüchen ausgeschmückte Musik, die brillant komponiert und tadellos fett und transparent produziert aus den Boxen schallt und den Hörer auf eine dunkle, theatralische, tragische Reise mitnimmt. ELDERBLOOD beherrschen gnadenloses Geprügel irgendwo zwischen Behemoth und Septicflesh ebenso wie getragene, wundervolle Orchestral-Parts, wie Carach Angren oder Dimmu Borgir sie gerne verwenden. Auch wenn der Black- und Death-Anteil auf „Messiah“ deutlich mehr im Vordergrund steht als bei den letztgenannten, sind es gerade die subtil eingesetzten Momente symphonischer Schönheit, die den ohnehin großartig geschriebenen Songs den eigenständigen Charakter und eine Atmosphäre verleihen, in die man gänzlich eintauchen kann. Streicher, Bläser, Klavier – von leise und flächig bis akzentuiert und wild ausbrechend. ELDERBLOOD haben sich viel einfallen lassen, um „Messiah“ durchgehend spannend zu gestalten.
In den letzten zwei Songs des Albums wird dann noch Clean-Gesang ausgepackt, der zwar nicht mit den legendären ICS-Vortex-Interludes mithalten kann, aber sich dennoch stimmig ins Gesamtbild der Musik einzufügen weiß. Auf der zweiten Hälfte des Albums drosselt die Band das Tempo merklich. Während die ersten drei Songs sich mit wilder Raserei und umherwirbelnden Streichern beschäftigt, „Devil In The Flesh“ mit seinem Hauptriff sogar auf einer reinen (Tech-)Death-Platte zu finden sein könnte, beginnt „Leviathan“ mit einem mystisch anmutenden Clean-Gitarrenriff, bevor der tiefschwarze Midtemposong mit Doublebass unterlegt seine epische Wucht entfaltet. Auch „In Burning Hands Of God“ und „Adamas Ater“ sowie Teile von „Satana“ sind in ähnlichem Tempo und Stil angesiedelt. Das ist grundsätzlich nicht schlecht, jedoch wäre die Aufteilung der Songs auf der Platte anders abwechslungsreicher gewesen, anstatt einen schnellen und einen gemächlichen Block zu bauen und diese hintereinanderzusetzen. Was die Spielarten angeht, stellt man aber fest, dass die Band beides ausgezeichnet beherrscht, auch wenn die schnelleren Songs etwas sicherer und stimmiger wirken.
ELDERBLOOD haben mit „Messiah“ ein wunderschön düsteres, symphonisches Werk kreiert, das sich hinter den üblichen Genregrößen nicht verstecken muss. Wenn die Band in Zukunft ähnlich brillante Alben erschafft, dann dürfte es nicht lange dauern, bis sie ebenfalls in diesen Ligen mitspielt. Man kann es diesem talentierten Duo jedenfalls nur wünschen.
Wertung: 8 / 10