Mit dem hochgradig und zurecht umjubelten „Colored Sands“ (2013) lieferten die kanadischen Tech-Deather GORGUTS einen Meilenstein ihrer Karriere ab. Drei Jahre später setzt das Quartett um Sänger und Gitarrist Luc Lemay mit einer Veröffentlichung dort an, wo sie zuvor aufhörten: Bei „Pleiades Dust“ handelt es sich allerdings weniger um ein konventionelles Album als vielmehr um eine lediglich ein Track starke EP – dieser eine Song hat es mit seinen 33 Minuten jedoch aber gehörig in sich und zeigt die seit immerhin 24 Jahren aktiven GORGUTS von einer bis dato unbekannten Seite.
Obgleich der Track schlichtweg zugleich den Namen der EP darstellt, lässt sich „Pleiades‘ Dust“ in sieben Kapitel unterteilen, welche jeweils eine andere Geschichte erzählen. Während die ersten vier Minuten einem (noch allgemein gehaltenen) Teil namens „Thinker’s Slumber“ gewidmet werden, welche (umgangssprachlich) die Dunklen Jahrhunderte, also (thematisch erläutert) die dünne Existenz von historischen Überlieferungen jener Zeit thematisiert, handelt der dritte Teil „Within the Rounded Walls“ von dem Aufstieg Bagdads als „centre for culture, scholarship and enlightenment that attracted the world’s greatest minds“. Lemay spinnt dieses Thema des „golden age of Arabic science“ fortan weiter und setzt die folgenden Kapitel in unmittelbaren Kontext zueinander, sodass er beispielsweise im fünften Abschnitt „Compendiums“ die Erschaffung des „House of Wisdom“ besingt, der größten Quelle an wissenschaftlicher Literatur im neunten Jahrhundert. Den darauffolgenden Teil „Stranded Minds on the Shores of Doubt“ widmen GORGUTS schließlich dem Erscheinen der „three most outstanding thinkers in the history of Islam“.
Krieg ist leider eine schmerzhafte Konstante innerhalb der globalen Historie und bildet in GORGUTS‘ „Pleiades‘ Dust“ den traurigen Schluss; die Invasion der Mongolen mündete in ein „tragic ending for one of the most advanced, diverse and progressive cities of the age, and an ending from which it would take Baghdad centuries to recover“. So schwer der Inhalt im Magen liegt, so schwer zugänglich ist zu Anfang auch die Musik. Fans von GORGUTS wissen um die technische Versiertheit der Kanadier, die den Hörer Melodik und Eingängigkeit suchen lässt. Bei „Pleiades‘ Dust“ gestaltet sich das Musizieren der Tech-Deather natürlich nicht anders, aber obwohl die EP (erwartungsgemäß) vertrackt geraten ist, gelingt es ihr dennoch mitzureißen. GORGUTS verbauen in die 33 Minuten eine Fülle an Steigerungen und Entwicklungen, sodass die Musik nicht an technischer Friemelei erstickt, sondern stets Auflockerung und Abwechslung enthält. Wer also sowohl das Genre als auch Geschichte mag, ist mit dieser Veröffentlichung gut bedient.
Keine Wertung