Wie aus dem Nichts tauchten die Italiener MESSA in diesem Jahr auf und legten mit „Belfry“ ein Debütalbum vor, das verdientermaßen eine Welle der Begeisterung auslöste. Verständlich, dass man da mehr wissen möchte. Warum entschied man sich für den relativ unüblichen Stil des Female Fronted Doom? Welcher tiefere Sinn steckt hinter dem Cover des Albums und wie sehen die Bandmitglieder andere Musikgenres? Diese und weitere Fragen beantworten uns Gitarrist Alberto und Bassist Marco.
Den meisten unserer Leser seid ihr sicher noch recht unbekannt. Würdet ihr euch und eure Musik bitte kurz vorstellen?
Wir sind MESSA, eine vierköpfige Band aus Norditalien. Unsere Mitglieder sind Alberto an der Leadgitarre, Sara am Gesang, Marco spielt Bass, Gitarre und ist für den Ambient-Teil zuständig. Dann hätten wir noch Rocco am Schlagzeug.
Welche Geschichte steckt denn hinter dem Bandnamen MESSA?
Das Projekt basiert auf der Idee von Weiblichkeit, also suchten wir einen italienischen Namen, der sich auch auf Okkultismus bezieht. MESSA bedeutet so viel wie „Messe“.
„Female Fronted Doom“ ist ja nicht gerade eine herkömmliche Genrebezeichnung. Was hat den Entschluss ausgelöst, diesen musikalischen Weg zu gehen?
Nun, wir sind alle Fans von Doom und Metal und generell atmosphärischen Sachen. Marco und Sara begonnen zusammen, entsprechende Songs zu komponieren, dann schlossen sich Rocco und Alberto an und so begann alles.
Was hört ihr privat für Musik? Welche Bands oder Musiker haben besonderen Einfluss auf euren Sound?
Unsere Geschmäcker sind da sehr verschieden, aber es gibt auch Überschneidungen. Alberto, unser Gitarrist, kommt musikalisch aus dem Blues und Jazz, ist aber auch ein großer Fan des 70-er-Rock wie Uriah Heep, Black Sabbath, Melvins, Kyuss oder Graveyard. Rocco ist der Black-Metaller unter uns, Marco war schon immer dem Dark’n’Roll mit skandinavischen Einflüssen sehr zugetan und Sara hört so ziemlich alles Mögliche. Unterm Strich würden wir unsere Geschmäcker gerne an folgenden Namen festmachen: Urfaust, John Coltrane, Windhand und Chelsea Wolfe.
Machen wir mit eurem Debütalbum „Belfry“ weiter. Was erwartet ihr euch vom noch ausstehenden Pressefeedback und inwieweit wird dies Einfluss auf euer künftiges Schaffen haben?
Wir hoffen natürlich auf positive Resonanz und sehen „Belfry“ als sehr genaues Abbild davon, was wir sind und was wir spielen.
Das Cover-Artwork ist ja doch etwas Spezielles. Was steckt da dahinter?
Ich fand die Poetik hinter dem Glockenturm als Gebäude schon immer sehr interessant, weil er zwei eigentlich recht simple Dinge tut: Schwere, laute Geräusche erzeugen und Leute zu einem bestimmten Ritual versammeln. Dadurch, dass es Glockentürme in allen möglichen Ländern weltweit gibt, ist dies eine Sache, die verschiedenste Kulturen gemeinsam haben. Für das Cover wählten wir den Glockenturm des Reschensees, weil er beeindruckend aussieht und eine verdammt interessante Geschichte hat, von der wir empfehlen, sich einmal damit zu befassen. Dann wird man schnell feststellen, dass es unserer Welt bestimmt ist, zusammenzubrechen.
Die Kombination aus Cover und Bandlogo weckt gewisse Assoziationen zum Black Metal. Fühlst du dich gewissermaßen mit dem Genre verbunden, und wenn ja, inwiefern?
Eine Verbindung besteht sicher dahingehend, dass unser Schlagzeuger Rocco in verschiedenen Black-Metal-Projekten spielt. Aber auch Marco und Sara haben viel mit dieser Metalrichtung und ihrer Klientel am Hut, insofern entstand dieser Eindruck wohl ganz natürlich von selbst.
Welche Themen behandelt ihr in euren Texten und was inspiriert euch dazu, sie zu wählen?
Meine Texte sind sehr persönlich und jeder von ihnen hat eine große Bedeutung für mich. Ich werde durch alles inspiriert, was mich so umgibt. Was ich beispielsweise in Filmen sehe oder in Büchern lese, kann ich auf eine ganz persönliche Art nachfühlen und es mit meinen Erfahrungen in Verbindung bringen. Ich denke, dass einige meiner Lyrics recht eindeutig sind, andere wiederum nicht. Aber grundsätzlich wünsche ich mir, dass die Leute meine Texte auf ihre eigene Art und Weise interpretieren. (Sara, Sängerin, Anm. d. Red.)
Fast die Hälfte der Songs auf dem Album sind Instrumentals. Erkläre bitte die Idee hinter diesem Konzept.
Dazu muss zunächst gesagt werden, dass MESSA auf Experimenten basiert, wir haben diese Reise begonnen, um neue Türen zu öffnen, auch in musikalischer Hinsicht. Keiner von uns war musikalisch je in diesem Genre tätig. Es dauerte fast ein Jahr, bis wir all die Bestandteile des Albums, von Arrangements und Soundscapes bis hin zu elektronischen Parts, beisammen hatten. Grundsätzlich würden wir fast sagen, dass „Belfry“ ein Konzeptalbum über den Norden und die Berge ist. Die Idee dahinter ist, Drone und Ambient mit Doom und Rock zu vermischen, um dem Hörer das Gefühl zu geben, er würde diese Orte bereisen.
Der Release von „Belfry“ ist noch nicht lange her, aber gibt es vielleicht schon Ideen für ein weiteres Album? Wenn ja, könntest du uns ein paar Details offenbaren?
Ja, wir arbeiten bereits jetzt an neuen Songs. Einer davon könnte sogar in Kürze auf einem Split-Album mit der deutschen Band „Breit“ veröffentlicht werden.
Wo können wir MESSA denn demnächst live bewundern?
Im August werden wir sowohl auf dem Disintegrate Your Ignorance-Festival in Treviso als auch auf dem Navajo Calling in Parma auftreten. Abgesehen davon planen wir für nächsten November eine Europatour.
Ich würde das Interview gerne mit unserem Metal1-Brainstorming beschließen. Welche Gedanken kommen dir bei folgenden Begriffen als Erstes?
War: raW
Italien: Großartiges Land voller weniger großartiger Menschen
Bestes Album 2015: Bell Witch – Four Phantoms
MESSA in zehn Jahren: Hoffentlich kinderlos
Facebook: Niemals
Fans: Plural von Fan
Dann überlasse ich die letzten Worte dir. Irgendwas, das du dem Interview noch hinzufügen möchtest?
Vielen Dank für dein Interesse an unseren Gedanken über die Musik!