Auch wenn es wohl wenige Genrebezeichnungen gibt, die aufgesetzter klingen als „Suicidal Black Metal“ oder „Depressive Black Metal“, hat diese Musikrichtung in den letzten Jahren einige großartige, melodische und – den Attributen entsprechend – hochgradig emotionale Alben hervorgebracht – sei es nun von Woods Of Desolation, Austere oder An Autumn For Crippled Children. Das Zwei-Mann-Projekt DEPICTING ABYSM aus St. Petersburg reiht sich mit seinem zweiten Album in dieser Hinsicht in diese Riege an überzeugenden Bands ein, wobei sich die beiden Musiker allerdings selbst stellenweise daran hindern, herauszustechen: Fast durchgehend in langsamen Gefilden gehalten, mit vielen traurig-schönen Melodien versehen und mit viel Hall unterlegt ist „Passage“ ein überzeugendes Album geworden, das in seinen ‚traditionellen‘ Momenten allerdings stellenweise noch etwas zu aufgesetzt klingt.
Zu Beginn arbeitet sich in „Shelter“ durch das laute Wehen des Windes durch leer gefegte Gassen eine tieftraurige Gitarrenmelodie nach vorne. Über seine fast zwölfminütige Spielzeit entwickeln DEPCTING ABYSM diesen Opener nach und nach zu einer klassischen Depressive-Black-Metal-Nummer, die allerdings in ihrer ersten Hälfte kaum Kälte erzeugt, sondern eher kaltlässt. Dies liegt sicher auch am bis dahin schlicht zu gewöhnlichen und unbeeindruckenden Keifen von Sänger K – die dadurch erhoffte böse Stimmung kommt einfach nicht auf und das Lied klingt zu gewollt und uninspiriert. Nach einem Break an der Achtminutenmarke wechselt er allerdings zu einem verzweifelten, sehr hohen Schreien, das voller Schmerz und Verletzlichkeit steckt – ab diesem Moment packen DEPICTING ABYSM so richtig. Wenn zu Anfang von „Disbelief“ hektisches Reden erklingt, erinnern DEPICTING ABYSM sogar ein bisschen an Envy und wissen auf großen Teilen der Nummer nahezu zu begeistern; allerdings zerstören sie diese Stimmung erneut stellenweise durch das unpassende, zu aufgesetzt böse klingende Gekeife. Mit den letzten zwei Nummern wissen die beiden Russen auf „Passage“ schließlich mit absolut fabelhafter Musik zu begeistern: Eine Geige im Albumhighlight „Gathering“ verleiht dem Song einen ganz eigenen, klassisch angehauchten, dabei aber nie überzogenen oder pompösen Charakter und sorgt für ein absolut emotionales Finale. Das abschließende „Unity“ greift die klassischen Elemente und die Tonfolge von „Gathering“ auf und entwickelt sich zu einem fast schon versöhnlichen, eher melancholisch denn depressiven Abschluss, der nach einem doomigen Beginn schließlich noch einen Blastbeat aufweist.
„Passage“ startet reichlich unbeeindruckend und hängt zwischenzeitlich ein wenig durch, was vornehmlich an den zu aufgesetzt böse klingenden Gesangspassagen liegt – wenn Sänger K. allerdings verzweifelt schreit, einfach nur spricht oder singt, erzeugen DEPICTING ABYSM im Zusammenspiel mit ihren nicht sonderlich innovativen Songstrukturen, aber stets schönen Melodien eine packende, traurige Stimmung. Der Abschluss des Albums ist schließlich absolut großartig, sodass zu hoffen bleibt, dass DEPCTING ABYSM in Zukunft vermehrt auf ihre Stärken setzen und an ihrem doch recht gleichförmigen Songwriting arbeiten werden.
Wertung: 7 / 10