Es gibt diese Bands, auf deren Neuerscheinungen man schon regelrecht warten kann, da sie im Zwei-, wenn nicht sogar Einjahresrhythmus neue Alben veröffentlichen. Die Finnen von KIVIMETSÄN DRUIDI gehören dieser Zunft allerdings nicht an. Obwohl die Symphonic-Folk-Band bereits seit 2002 existiert, erschienen erst zwei Alben sowie mehrere EPs. Genau mit solch einer geben KIVIMETSÄN DRUIDI 2016 ein Lebenszeichen von sich, indem sie „The Lost Captains“ mit drei neuen Songs veröffentlichen.
Mit einer ruhigen, schönen Melodie führt der Titelsong „The Lost Captains“ behutsam und sanft in die EP ein, bis nach einer halben Minute der hervorragende Gesang von Leeni-Maria Hovila sowie das Schlagzeug einsetzen, zu denen sich schlussendlich die Saitenfraktion gesellt und das Soundgewand komplettiert. Dieser Aufbau ist gewiss nichts Neues, eignet sich jedoch hervorragend als gemächlicher, aber anmutiger Einstieg, der in einen tollen Symphonic-Metalsong übergeht. Dieser lebt auch vom Wechselgesang zwischen den stellenweise operettenhaften Vocals Leeni-Maria Hovilas und dem gutturalen Gesang des Bandgründers Joni Koskinen. „Night Before The Dark“ als zweites neues Stück schlägt in dieselbe Kerbe, übertrumpft den Titeltrack im direkten Vergleich aber, da sich hier, was Gesang und Instrumentalarbeit angeht, die markanteren Parts finden lassen. Abgeschlossen wird der Kurztrip von „Whispers Of The Wind“, welcher nicht ganz an die beiden vorhergehenden Stücke heranreichen will. Das liegt zuvorderst daran, dass hier der Gesang zum größten Teil von Koskinen übernommen wird und Hovilas Stimme zu kurz kommt. Generell ist es zwar nett, dass die beiden sich grundsätzlich, wie auf den ersten Songs zu hören, die Gesangsparts recht demokratisch aufteilen, es würde der Musik jedoch besser zu Gesicht stehen, die männlichen Vocals weniger inflationär einzusetzen und dem weiblichen Gesang noch mehr Platz einzuräumen.
KIVIMETSÄN DRUIDI sind eine Band, die viel mit dem Vorwurf der mangelnden Eigenständigkeit zu kämpfen haben, da ihre Musik nichts Neues bieten würde. Die Frage ist aber, ob das immer sein muss und wenn ja, wie viele Bands nach dieser Auslese noch eine Existenzberechtigung hätten? Das Rad wird ohnehin in nur seltenen Fällen neu erfunden und KIVIMETSÄN DRUIDI liefern mit ihrer EP „The Lost Captains“ immerhin zwar einen eher durchschnittlichen, aber auch zwei gute Songs. Sollte ein neues Album in Planung sein, ist der mit dieser EP eingeschlagene Kurs vielversprechend und Fans des folkig angehauchten Symphonic Metal sollten die Gruppe in jedem Fall auf dem Schirm behalten.
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