AUSTARAS spielen nach eigener Aussage „Atmospheric Progressive Metal“. Mit ihrem 2015er Debüt „Prisoner Of Sunlight“ haben sie einen interessanten Start hingelegt. Im folgenden Interview mit Leadsänger/Gitarrist John Becker erfahrt ihr unter anderem mehr über die musikalische Neuausrichtung der Band, das textliche Konzept des Albums und die Umsetzung des seltsamen Artworks.
Für den Anfang verratet uns doch bitte, was euer Name, AUSTARAS, überhaupt bedeutet.
Der Name AUSTARAS entstammt dem litauischen Pantheon, „Auštaras (Auštra)“ ist der Gott des nordöstlichen Windes, der an den Toren des Paradieses steht und denen, die dorthin kommen, den Weg leuchtet. Bevor wir die erste EP aufnahmen, taten wir uns schwer, einen passenden Namen zu finden, der unseren Sound und unsere Vision repräsentiert. AUSTARAS wurde gewählt, um die Kräfte der Natur und ihre Reflektion in unserer Musik wiederzugeben.
Von welchen Bands oder Musikern seid ihr am meisten beeinflusst?
Als Band machen Opeth, Enslaved, Camel und Tool den Kern unserer klanglichen Einflüsse aus. Für mich persönlich sind Randy California, Pat Metheny und Jan Akkerman die Haupteinflüsse meines Gitarrenspiels. Ich weiß außerdem, dass Adam Hansen (Schlagzeug, Gesang) ein großer Fan von Iron Maiden und Nicko McBrain ist, Shane Hill (Gitarre, Backing-Gesang) wurde stark von Steven Wilson, Altar Of Plagues und Brian Eno beeinflusst.
Wie würdet ihr jemandem, der euch nicht kennt, eure Musik beschreiben?
Wenn ich jemandem beschreiben soll, wie AUSTARAS im Allgemeinen klingen, sage ich grundsätzlich, dass wir eine Atmospheric-Progressive-Band sind. Am jetzigen Punkt unserer Band-Historie haben wir nicht den Druck, nur eine Metal- oder Prog-Band zu sein. Wir schreiben, was auch immer sich natürlich ergibt, Dynamik war schon immer ein wichtiges Element unseres Sounds. Sehr ruhige Parts ausbalanciert mit sehr intensiven Stellen.
Zwischen dem Release eurer ersten EP „Under The Abysmal Light“ und dem Erscheinen eures Debüts „Prisoner Of Sunlight“ sind vier Jahre vergangen. Was habt ihr in dieser Zeit gemacht?
Die lange Wartezeit war durch Lebensereignisse begründet. Es ist schwer, die Zeit zu finden, umfassend Musik zu machen und dabei Vollzeit zu arbeiten. Die Band legte außerdem einen langsamen Start hin, weil wir zu Beginn alle noch Studenten an der Universität waren. Wenn wir eine Vollzeit-Band wären, könnten wir alle zwei Jahre ein hochwertiges Album vorlegen und dazwischen touren, aber das ist momentan finanziell keine Option.
Wird man auf euer nächstes Album wieder einige Zeit warten müssen oder soll das beim nächsten Mal schneller gehen?
Nein, wir sind jetzt etabliert, haben einen eigenen Proberaum und eine neue Perspektive in Bezug auf die Band. Bei meiner Solo-Band Vaskula sind wir momentan am Schreiben und Performen und sobald ich mit dem Album fertig bin (hoffentlich bis Mitte dieses Jahres), werden AUSTARAS wieder mit dem Schreiben für die nächste Platte anfangen. Wir haben jedenfalls nicht vor, jemals wieder so viel Zeit zwischen zwei Releases vergehen zu lassen.
Auf „Under The Abysmal Light“ habt ihr noch Post-Black-Metal gespielt, „Prisoner Of Sunlight“ ist hingegen eine Mischung auf Progressive und Post-Metal. Wie kam es zu dieser Veränderung?
Es war ein natürlicher Wandel, der vielerlei Gründe hatte. Der Hauptgrund, aus dem es kaum noch gutturale Vocals auf „Prisoner…“ gibt, ist der, dass ich es nicht mag, diese Art von Vocals zu singen und wir wollten nicht wieder eine neue Person in die Band bringen, wie wir es früher getan haben. Adam und ich entschieden uns, zusammenzuarbeiten, um uns der schwierigen Aufgabe anzunehmen, melodische Gesangslinien zu schreiben. Die Hälfte der Songs für das Album waren bereits zu einer Zeit geschrieben, als wir noch einen gutturalen Sänger hatten, also mussten wir viel Zeit aufwenden, um die Vocals und Lyrics umzuschreiben. Sieh dir eine Band wie Katatonia an. Die haben auch die Growls weggelassen und haben damit ihren ganz eigenen Stil kreiert, dabei aber die harte Atmosphäre beibehalten.
Wie reagierten Fans und Kritiker auf diese neue musikalische Ausrichtung?
Die Fans reagierten diesbezüglich sehr positiv und unterstützend. Besonders unsere älteren Fans respektieren unsere stilistische Veränderung. Die Kritiker waren geteilter Meinung, insgesamt aber positiv. Ich glaube, viele Leute haben einfach nicht verstanden, dass es eine drastische Stilveränderung geben würde, aber wir wollten einen Schritt weitergehen und tun, was keine andere Band tut. Es gibt nicht viele Gruppen unseres Stils und wir haben nicht die Intention, das zu spielen, was gerade der Trend ist. Da jetzt glücklicherweise reiner Tisch gemacht wurde, können wir frohen Mutes an das neue Album herangehen und unsere kompromisslose Art des Komponierens weiterführen. Wir hoffen natürlich, dass unsere Musik in Zukunft eine neue Hörerschaft erreicht.
Ein paar Überreste eurer Anfänge findet man aber auch auf eurem Debüt, zum Beispiel die Blast-Beats in „Thrones“ oder kurz sogar Screams auf „Threshold“. Warum habt ihr da doch nochmal den Black Metal hervorgekramt?
Der Black-Metal-Einfluss hat die Band nie verlassen. Shane und ich starteten die Band, als wir gerade ziemlich in einer „Opeth meets Agalloch meets Wolves In the Throne Room im Wald“-Stimmung waren! Niemand von uns glaubt an kompositorische Stagnation, aber es war wichtig, die Black-Metal-Parts in den Songs zu lassen, um unsere harte Arbeit in der Zeit zwischen 2011 und 2013 zu würdigen. 2014 entschieden wir, dass der Großteil der Vocals melodisch gesungen werden soll, aber wir wollten die Atmosphäre nicht verlieren. Wir haben auch nicht vor, diese Einflüsse ganz hinter uns zu lassen. Es ist uns wichtig, die Grenzen der Genres auszuweiten, der Schlüssel dazu ist die Verbindung all unserer persönlichen Einflüsse.
Neben der Musik sollte man bei euch aber auch auf die Texte achten. Wer ist denn der „Prisoner Of Sunlight“ und was hat es mit seinem sonnigen Gefängnis auf sich?
Ich weiß, dass wir alle drei sehr stolz auf das sind, was wir lyrisch auf „Prisoner Of Sunlight“ geschaffen haben. Jeder von uns hat etwas dazu beigetragen, wir haben zusammen an der Geschichte gearbeitet. Der Gefangene ist ein namenloser Mann, der in einer Wüste gestrandet erwacht und sich nicht daran erinnern kann, wie er dorthin gelangt ist. Nach dem Erwachen muss er sich der Umgebung und den vielen Hürden stellen, die seinem Überleben entgegenstehen, so wie wir, AUSTARAS, in der Vergangenheit viele Hindernisse überwinden mussten, um an diesen Punkt zu kommen. Der „Wanderer“, wie wir ihn nennen, durchlebt eine Halluzination, fällt in eine Höhle und findet ein mystisches Tor, bis sich schließlich sein Schicksal entscheidet und er das Meer erreicht.
In welchem Kontext steht das eher eigentümliche Cover-Artwork dazu?
Unser Freund Niels Geybels, ein belgischer Künstler, erschuf ein 3D-Modell und fotografierte es für das Cover. Als Inspiration schickte ich ihm ein Foto von einem Eisberg an der Küste Islands, durch den die Sonne schien. Der Eisberg repräsentiert den „Wanderer“. Wir wollten, dass das Artwork genauso mutig und anders ist wie die Musik. Im Booklet der physischen CD gibt es noch tolle zusätzliche Artworks, die ich ebenso hervorheben möchte wie die Tatsache, dass alle Steine von Island stammen. Niels hat das wirklich großartig gemacht. Er hat auch unser neues Shirt designt.
Wie schon die EP habt ihr auch euer Debüt ohne ein Label veröffentlicht. Habt ihr einfach noch keines gefunden oder war das eine bewusste Entscheidung?
Wir suchen noch nach dem richtigen Label, das AUSTARAS versteht und daran glaubt. Bis wir das gefunden haben, bleiben wir unabhängig.
Plant ihr auch Live-Auftritte, vielleicht sogar in Europa?
Wir haben hier in Chicago im Januar eine tolle Release-Show gespielt und buchen mehr Termine im Frühling und Sommer. Wir hoffen, dass wir auf ein paar europäischen Festivals spielen und zukünftig auch kurz touren können. Wir wollen wirklich in Europa auftreten und bitten unsere Fans, sich mit lokalen Agenten in Verbindung zu setzen, um uns mit Angeboten auszuhelfen.
Zum Abschluss lade ich euch noch herzlich zum traditionellen Metal1.info-Brainstorming ein. Was fällt euch zu folgenden Begriffen ein:
Opeth: Meine persönliche Lieblingsband und eine für progressive Musik extrem wichtige Gruppe.
Gefängnis ohne Mauern: modernes Leben
Alcest: Ein wichtiger Einfluss für AUSTARAS. Neige ist eine artverwandte Seele und ich hatte schon mehrmals das Vergnügen, ihn zu treffen. Die Band habe ich schon mindestens dreimal auftreten sehen.
Atmosphäre vs Technik: Bei AUSTARAS geht’s um Balance. „Ghost Reveries“ von Opeth ist ein Meisterwerk in Bezug auf diese Balance. Wir wollen unser Songwriting auf dem nächsten Album in beide Richtungen ausdehnen.
Dunkelheit: In der Dunkelheit liegt Schönheit, eine immerwährende Inspiration für Kunst.
AUSTARAS in fünf Jahren: Eine Band, die weiterhin originelle Progressive-Musik unter ihren eigenen Bedingungen erschafft.
Dann nochmals vielen Dank für eure Zeit. Wollt ihr unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Danke für dieses Interview. Ihr könnt uns über austaras.band@gmail.com erreichen, um uns beim Buchen zu helfen oder mit uns in Kontakt zu treten. Lasst uns wissen, was für ein Gefühl euch unsere Musik gibt. Cheers.