CONVULSE gehörten Anfang der 90er zu den ersten Death-Metal-Bands aus Finnland und setzten sich mit ihrem Debüt „World Without God“ selbst ein Denkmal. Das folgende „Reflections“ hingegen kam mit seiner deutlich progressiveren Ausrichtung bei den Fans nicht an und kurz nach der Veröffentlichung löste die Band sich auf. Seit 2012 sind die Herren aus Nokia wieder aktiv und veröffentlichten mit „Evil Prevails“ ein starkes Comeback-Album, das sich auf die ursprüngliche Ausrichtung der Band besann. Nun steht mit „Cycle Of Revenge“ das nächste Album von CONVULSE vor der Tür.
Der Titel legt eine ähnliche Ausrichtung wie beim Vorgänger nahe und lässt den geneigten Fan auf knüppelharten Old School Death Metal hoffen. Knüppelhart kommt es auch, doch gänzlich anders, als erwartet. Denn bereits die ersten Töne des eröffnenden Titelsongs machen deutlich, dass sich CONVULSE auf ihrem neuen Werk nicht dem Death Metal verpflichtet sehen, sondern viel mehr auf progressiven und post-rockigen Pfaden wandeln, wobei Bandchef Rami Jämsä seine Growls über die ansonsten sehr leichtfüßig-luftige Musik legt.
Locker fließende Gitarrenläufe, die an „Dark Side Of The Moon“ erinnern und eine groovende Rhythmusfraktion bilden somit einen starken Kontrast zu den harschen Vocals, was im ersten Moment eine faustdicke Überraschung ist und klar an „Reflections“ erinnert. Doch damit nicht genug der ungewohnten Einflüsse: Auch die Folklore alter Amorphis und die melancholischen Klänge von Sentenced zu „Amok“-Zeiten werden zitiert, es gibt Grooves im Stile später Sepultura bzw. Soulfy zu hören und sogar vor Reggae-Rhythmen („Nature Of Humankind“) schrecken CONVULSE nicht zurück. Einzig straighten Death Metal findet man nicht auf „Cycle Of Revenge“.
Das ist zuallererst einmal verwirrend, sodass man sich als Hörer nicht ganz klar ist, ob das nun absoluter Unfug oder eine großartige musikalische Weiterentwicklung ist. Allerdings fesselt „Cycle Of Revenge“ mit genau dieser Frage, der man durch wiederholtes Hören auf den Grund zu gehen versucht und ehe man ich versieht der hypnotischen Wirkung dieser Platte anheimfällt. Denn wenn die neue Ausrichtung von CONVULSE eines unbestreitbar ist, dann eingängig. Die Songs gehen ins Ohr und bleiben auch dort, trotz – oder vielleicht gerade wegen – einiger schiefer Melodien („War“, „Into The Void“).
Ob man die knapp 34 Minuten von „Cylce Of Revenge“ nun gelungen findet oder als weiteren Beleg für den Wahrheitsgehalt der Sprichwortes „Schuster bleib bei deinen Leisten“ ansieht liegt im Auge des Betrachters bzw. Ohr des Hörers. Unstrittig ist jedoch, dass CONVULSE mit ihrem vierten Album eine faustdicke Überraschung gelungen ist, die sich wahrlich sehen bzw. hören lassen kann.
Wertung: 7.5 / 10