Review Sunshine & Lollipops – Empty (Always Look On The Dull Side)

  • Label: Bleeding Heart Nihilist
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Was haben der Hit „Sunshine, Lollipops And Rainbows“ von Lesley Gore und die Black-Metal-Band SUNSHINE & LOLLIPOPS bis auf namentliche Ähnlichkeit gemeinsam? Antwort: nichts. Nicht gelacht? Das macht nichts, denn wer sich „Empty (Always Look On The Dull Side)“ mitsamt den Texten zu Gemüte führt, der wird noch genug zu lachen haben. SUNSHINE & LOLLIPOPS fahren mit einem höchst ungewöhnlichen Namen und Gaga-Bandfotos auf, die bei jedem Trve-Black-Metaller wohl nur noch verständnisloses Kopfschütteln hervorrufen dürften. Eine Spaßband also?

Es ist tatsächlich nicht einfach, diese Frage zu beantworten. Betrachtet man besagte Präsentation samt Monty-Python-Referenz im Albumtitel, dann müsste die Antwort ein klares „Ja“ sein. Doch die Band selbst behauptet von sich das genaue Gegenteil. Der Bandname sei nicht als Parodie zu verstehen, sondern solle als Emanzipation von szenetypischer Imagepflege verstanden werden. Auch die Texte seien alles andere als humoristisch gemeint und zeigen, dass wir es hier eben nicht mit einer Spaßband zu tun haben. Das wird jetzt einfach mal unkommentiert stehen gelassen und ein paar Textpassagen gegenübergestellt:

„Don’t you want to get your life under control?
Don’t you want to make your life end?
Don’t you want to make your life your bitch?
Suicide will make your life end!“

„You think you’re happy – I think you’re not
You say you’re happy – I tell you No, No, No
You’re not fucking happy, I don’t fucking think so
Are you fucking happy?! You’re motherfucking not!“

„If wishes were horses, they’d shit in your face“

„This world treats you like a baby treats a diaper
And life treats you like it caught you fucking its wife“

„You shall not bite the hand that feeds
Before you kiss the fist that beats“

Spätestens jetzt dürfte auch der Letzte gemerkt haben, dass bei dieser Band so gar nichts zusammenpassen will. Unfreiwilliger Trash oder kalkulierte Parodie? Auch abseits der Songtexte findet man kaum eine eindeutige Antwort, vereinen SUNSHINE & LOLLIPOPS doch auf ihrer Platte sämtliche Widersprüche, die man sich nur vorstellen kann. Ist die Musik im einen Moment erstaunlich präzise, sorgfältig und gekonnt eingespielt, tauchen plötzlich Riffs auf, in denen plumpe Anfängerfehler wie verstimmte Gitarren passieren. Sie sähen Anarchie als einen Weg, die Gesellschaft zu bezwingen, schreiben sie prahlerisch im Booklet, haben aber trotzdem einen Hinweis auf die CD gedruckt, der Vervielfältigung und Teilen rechtlich verbietet (neben dem Satz „Spotify is for fucking cunts.“). Ist das Kunst oder kann das weg? Eins steht fest: SUNSHINE & LOLLIPOPS kann man durchaus als konsequent inkonsequentes Mysterium begreifen, ob nun gewollt oder nicht.

Das alles wäre auch wirklich interessant – wäre da nicht die Musik. Die ist nämlich überwiegend erschreckend unspektakulär und egal. Zwar beherrschen die beiden Musiker ihre grundlegend erwarteten Fähigkeiten hinsichtlich Songwriting und instrumentellem Können einigermaßen, Sänger Alex liefert außerdem eine beeindruckende, fast schon exzentrische Gesangsperformance ab, die auch mal in hohes Gekreische abdriftet, aber das war’s dann auch schon. 42 Minuten mäßig spannender Black Metal, am Anfang der Platte noch einigermaßen spaßig, nach hinten raus dann immer langweiliger: Nach einmal Hören kräht danach sicherlich kein Hahn mehr. Angesichts der sonstigen Faszination, die das absurd chaotische und darin irritierend stimmige Konzept ausübt, ist das tatsächlich etwas enttäuschend.

Wer also über trashige Texte und Aufmachung herzlich lachen kann, auch wenn oder vor allem wenn die Band das alles vielleicht tatsächlich ernst meint, der hat in SUNSHINE & LOLLIPOPS sicherlich seine neuen Meister gefunden. Wem so etwas dann doch zu infantil ist, der lässt lieber die Finger davon, denn musikalisch gibt es hier so oder so nicht viel zu holen.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert