Konzertbericht: Fiddler’s Green akustisch

13.12.2015 München, Clap Club

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Mittlerweile sind die Akustik-Tourneen von FIDDLER’S GREEN alle zwei Jahre eine liebgewordene Alternative (oder auch Ergänzung) zum rotzig-rockigen Speedfolk-Feuerwerk der großen Hallen geworden. Auch 2015 machten sich Albi, Pat und Co. erneut auf den Weg durch die Republik. Dieses Mal verlagerten sie den fiktiven Ort des Geschehens allerdings weg vom irischen Pub hinein in ein Küchenszenario, in welchem einige der Songs des „Acoustic Pub Crawl“ entstanden sind. Ob Pub oder Küche, das Ergebnis überzeugt erneut durch charmantes Improvisationstalent sowie eine ganz besondere Coverversion eines Welthits.

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Nur wenige Wochen nach dem Gastspiel im Freisinger Lindenkeller kehren die Fiddlers in den neueröffneten Clap Club ins Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt zurück. Die Freude über das Wiedersehen scheint trotz halbstündiger Verspätung bei Konzertbeginn auf beiden Seiten zu bestehen, wenngleich der Club von einem vollem Haus doch einige Köpfe entfernt ist. Der Spielfreude und Partystimmung im akustischen Gewand tut dies wenig bis keinen Abbruch: Mit „Old Polina“ und „Buccaneer“ finden sich auf der letzten Studioproduktion „Winner & Boozers“ direkt zwei Titel, bei denen die Süddeutschen wohl schon beim Arrangieren mit einem Auge auf akustische Adaptionen geschielt haben. Schlagzeuger Frank Jooss wird wiederum nicht zwangsläufig davon ausgegangen sein, eines Tages auf Pfannen und Töpfe den Takt für die neuen und alten Stücke vorzugeben. Die Erfahrungswerte der vergangenen Tourneen helfen ihm und den anderen Musikern unter anderem bei „Highland Road“, „Cripple Creek“ oder dem überaus launigen „I’m Here Because I’m Here“. Apropos launig: Als sich während einem der zahlreichen Dialoge das Thema auf die Zeugen Jehovas verlagert, mutmaßt Sänger Pet, dass diese (weltlich betrachtet) vermutlich arm dran seien, was wiederum sein Pendant Albi zu einem trockenen „Arm im Geiste“ verleitet. Eben jene Einlagen wirken sich positiv auf die gesamte Grundstimmung an diesem Abend aus.

714-ZMcfbWL._SL1050_Mittendrin philosophieren die Bandmitglieder über mögliche Cover-Versionen, die wie beispielsweise „Boys in Summer“ lukrativ erscheinen. Die Wahl ist mit „Boat On The River“ allerdings bereits im Vorfeld gefallen, wie speziell Besucher des Shamrock Castle-Festivals bestätigen können. Erneut präsentieren die Fiddlers eine wahnsinnig gelungene Adaption des Klassikers, der es in dieser Form zumindest als Bonus auf die kommende Langrille „Devil’s Dozen“ schaffen sollte. Bis dahin werden FIDDLER’S GREEN aber noch einmal akustisch durch das Land touren. Zum Pflichtprogramm gehört dabei wahrscheinlich auch Pats Version von Billy Joels „Piano Man“ und eine ruhige Minute mit Albis Balladen, vorzugsweise „Down By The Hillside“ wie im Dezember in München. Ebenfalls etabliert haben sich die sogenannten Boomwhackers als instrumentale Allround-Waffe sowie „Bugger Off“ als obligatorischer Zwischenabschied. Am Ende folgt dann mit einigen Rocknummern wie „Folk’s Not Dead“ noch in gewisser Weise der Fanservice für all diejenigen, die auch im Singer/Songwriter-Umfeld nicht auf ihre kleine Ration Folk-Party verzichten wollen. Zu „Bottom Of Our Glass“ leeren zwei Besucher je eine Flasche Bier auf Ex, welche anschließend Frank unter lautem Jubel mit seinen Sticks bearbeitet. Zwischendurch beweist wiederum Tobi an der Geige, dass er auch mit bekannten Melodien auf einem Xylophon die Menge begeistern kann. Dieses Sammelsurium unterschiedlichster Qualitäten und Einlagen gestaltet den Abend musikalisch wertvoll und gleichzeitig angenehm unberechenbar.

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Akustisch und vom Ambiente betrachtet schlägt der Clap Club den düster-dumpfen Lindenkeller etwas weiter nördlich deutlich. Mit einer Video-Crew vor Ort können sich bald vielleicht auch einige YouTube-Gucker oder Bonusmaterialfreunde einen Eindruck vom zweiten Gesicht der Speedfolker machen, die den Abend passend mit „Dirty Old Town“ beenden. Eben jene traditionell irischen Facetten sind in vielerlei Hinsicht der Grundstock für die moderne Foll’n’Rock-Revolution, mit der die Szene-Urgesteine in den letzten Jahren national und international durchgestartet sind. Schön, wenn diese Facetten immer einmal wieder vordergründig aufleben dürfen, ohne dabei zu verstecken, wozu sie bis heute geführt haben.

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