Interview mit Flemming C. Lund von The Arcane Order

Sieben Jahre lang war es still um die Extreme-Metal-Band THE ARCANE ORDER, bis sie sich 2015 mit ihrem dritten Album „Cult Of None“ zurückmeldeten. In diesem Interview erzählt euch ihr Gitarrist, Songwriter und Bandleader Flemming C. Lund etwas zu den Hintergründen der langen Pause, zur Musik auf dem neuen Album und zu ihren Plänen für die Zukunft.

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Möglicherweise haben viele unserer Leser noch nichts von euch gehört. Wie würdest Du eure Musik jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?
Üblicherweise nennen wir unsere Musik „Extreme Metal“, hauptsächlich weil sie eine Mischung aus Death und Black Metal mit ein paar Thrash Einflüssen ist. Auf unserem Debüt von 2006 hatten wir etwas mehr Thrash Einflüsse als heutzutage. Außerdem ist die Musik ziemlich episch und melodisch. Also alles in allem würde ich sagen „Epic Extreme Metal“ könnte die Musik beschreiben.

Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen und was bedeutet er?
Wir haben eigentlich 2000 als „Scavenger“ angefangen. Aber Metal Blade haben darauf bestanden, dass wir unseren Namen ändern bevor wir unser Debüt veröffentlichen, weil es schon andere Bands mit dem Namen gab. Dann wollten wir einen Bandnamen finden, bei dem wir sicher waren, dass niemand sonst ihn schon hat und wir wollten, dass er ein bisschen originell klingt und gleichzeitig die Musik so gut wie möglich wiederspiegelt. Ich erinnere mich, dass ich eine Liste mit vielen Wörtern hatte, bei denen ich der Meinung war, dass sie die Band und die Musik repräsentieren und ich begann diese Wörter zu vermischen und kam so auf THE ARCANE ORDER. Ein „Arcane Order“ ist ein mysteriöser, undurchsichtiger oder dunkler Orden. Im Grunde hat es keine tiefere Bedeutung als die, dass wir fanden es klingt toll und repräsentiert die Musik ziemlich gut.

Albumcover Es scheint, dass eure neue Platte „Cult Of None“, die im September 2015 veröffentlicht wurde, generell bei Fans und Kritikern gut ankam. Ich mochte sie auch sehr. Wie wichtig ist euch solches Feedback und seid ihr persönlich zufrieden mit der Veröffentlichung?
Danke! Nunja, wir sind selbst sehr zufrieden und ja, die Reviews für das neue Album waren ziemlich gut. Wir waren wirklich gespannt Reviews vom neuen Album zu lesen, weil wir so lange Zeit aus der Szene verschwunden waren, aber glücklicherweise scheint es, dass wir „es immer noch haben“. Das Feedback ist extrem relevant finde ich, am allermeisten das von unserer Fanbase, die uns seit inzwischen zehn Jahren folgt. Wir wollten sie wirklich nicht enttäuschen, also waren wir so glücklich, dass sie alle die Musik angenommen haben. Eine Sache, die ich bemerkt habe bezüglich der Reviews verglichen mit unserem letzten Album von 2008, ist, dass es offensichtlich so viele andere Bands dort draußen gibt. Das bedeutet, die Anforderungen in Sachen Qualität für ein Album scheinen heutzutage höher zu sein. Was nur gut ist, denke ich, weil es zurzeit wirklich viel schlechtes Zeug da draußen gibt, da jeder daheim ein Album produzieren kann und es online veröffentlichen kann.

Eine lange Zeit ist vergangen seit eurem letzten Album „In The Wake Of Collisions“, welches 2008 veröffentlich wurde. Wart ihr zu beschäftigt, um euch während dieser Zeit auf THE ARCANE ORDER zu konzentrieren?
Es waren im Grunde zwei Faktoren, die für diese große Verzögerung verantwortlich waren. Erstens war unser Schlagzeuger Morten Løwe viel mit seiner schwedischen Band Amaranthe unterwegs auf Tour. Zweitens, und am wichtigsten, seit unser Plattenvertrag mit Metal Blade nach „In The Wake Of Collisions“ zu Ende ging, hatten wir niemanden, der uns eine Knarre an den Kopf hält und sagt „Ihr müsst jetzt sofort ein neues Album abliefern!“. Und einen neuen Plattenvertrag zu bekommen, und zwar einen guten, ist so viel schwieriger heutzutage. Es erscheint lächerlich, aber das hat mich irgendwie davon abgehalten neue Songs zu schreiben. Aber letztendlich konnte ich nicht mehr länger warten und wollte das neue Album einfach fertig bekommen.

Lass uns über euer neues Album reden. Die Musik ist ziemlich außergewöhnlich, ich habe Elemente aus dem Death, Black, Progressive und Thrash Metal sowie sogar etwas Metalcore herausgehört. Ich fand es daher sehr schwer Bands zu nennen, die vergleichbar klingen. Die einzige Band, die mir eingefallen ist, war Ne Obliviscaris, weil ich den Eindruck hatte, dass ihr beide gewisse Songwritingkonzepte teilt. Magst du diese Band? Kannst du ein paar Bands aufzählen, von denen ihr euch beeinflusst fühlt? Ist es euch wichtig anders als andere Bands zu klingen?
Also ich stimme bei den Elementen zu, die du wahrgenommen hast, bis auf Metalcore. Ich mag Metalcore wirklich überhaupt nicht, also bin ich auf keinen Fall davon beeinflusst. Aber ich denke es ist eine gute Sache, dass du nicht viele Bands gefunden hast, mit denen du uns vergleichen kannst – das muss irgendwie bedeuten, dass wir unseren eigenen Sound gefunden haben. Ich habe nur ein paar wenige Songs von Ne Obliviscaris gehört, also kann ich ehrlich nicht sagen, ob wir so klingen. Während unserer letzten zwei Alben waren ein paar unserer Einflüsse Scarve, Strapping Young Lad, Dark Fortress, Schammasch, Behemoth, Keep of Kalessin, Decapitated und sogar die neueren Napalm Death, aber obwohl diese Bands uns beeinflussen, versuchen wir es in unseren Sound zu übersetzen. Ja, es ist wichtig so viel wie möglich wie wir selbst zu klingen. Es gibt heutzutage so viele Bands da draußen, also musst du alles, was du kannst, versuchen, um deinen eigenen Sound zu erschaffen. Und das ist wirklich schwer!

The Arcane Order Bandfoto
Mir ist aufgefallen, dass verglichen mit eurer vorherigen Platte die Präsenz der Keyboards merklich verringert wurde und es eher dezent im Hintergrund bleibt, was den anderen Instrumenten mehr Raum gibt. Was war der Grund für diese Entscheidung?
Ja, da hast du Recht – cool, dass dir das aufgefallen ist. Der Hauptgrund ist, dass wir einen natürlicheren Sound haben wollten. Eigentlich ist die Menge an Keyboards mehr oder weniger dieselbe, aber wir haben es etwas schwächer hineingemixt als auf der vorherigen Platte. Ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist, aber der Bass ist auch viel präsenter in der Produktion des neuen Albums als auf den vorherigen Alben. Das war auch etwas, was wir wirklich wollten, damit die Songs härter und organischer herausstechen. Ich muss gestehen, ich habe viele dieser statischen Produktionen richtig satt, zum Beispiel die von amerikanischen Deathcore Bands, deswegen wollten wir uns klar von so einem Sound fernhalten.

Flemming C. LundDie Albumcredits sagen, dass du die gesamte Musik selber schreibst. Schreibst du sie daheim und bringst die komplett fertigen Songs dann in den Proberaum, oder fallen dir Ideen ein und ihr arbeitet sie zusammen aus?
Ja, ich schreibe die gesamte Musik selber. Ich habe die Band damals als mein eigenes Projekt gegründet, weil ich sehen wollte, ob ich selber ein ganzes Album machen kann. Ich war daran gewöhnt in meiner alten Band Autumn Leaves Musik mit 3-4 anderen Leuten zusammen zu schreiben und das war manchmal ein wenig frustrierend, weil manchmal konntest du so einfach nicht all deine Ideen umsetzen. Also was ich tue ist, ich schreibe die gesamte Musik daheim und nehme die Gitarren auf. Vier Spuren mit Harmonien und so Zeug. Manchmal nehme ich auch ein bisschen Bass auf und ein bisschen Keyboard. Ich füge selten Schlagzeug hinzu, weil ich unseren Drummer seine eigenen Ideen und Inspirationen einbringen lassen will. Und auch, um es spaßiger und herausfordernder für ihn zu machen. Also sende ich den Jungs die Songs zum Hören und wir treffen uns im Proberaum, wo wir die Songs gemeinsam ausarrangieren. Es funktioniert so ziemlich gut.

Die Texte klingen sehr durchdacht, es scheint, dass sie ein wichtiger Aspekt für euch sind. Kannst du kurz umreißen, worum es in den Songs geht? Gibt es ein generelles Albumkonzept?
Ich wünschte ich könnte es, aber sie wurden alle von unserem Sänger Kasper Thomsen geschrieben, der sich leider dazu entschlossen hat, die Band kurz nach dem Release von „Cult Of None“ zu verlassen. Ich weiß, dass die Texte sehr persönlich für ihn waren. Seine Mutter starb kurz vor der Platte und 1-2 Songs handeln davon. Zum Beispiel „Faith Eater“, wo er „I’ve seen my mother die“ singt. Ich weiß, dass es kein Konzept an sich gibt, aber mir haben seine Texte immer sehr gefallen.

Plant ihr auf Tour zu gehen um die neue Platte zu promoten?
Wir touren momentan mit Hatesphere durch Dänemark und wir sind auch Ende letzten jahres durch Dänemark getourt. Ich hoffe, wir können nach dem Sommer 2016 in Europa spielen. Das wäre wirklich großartig für uns und wir bekommen viele Anfragen von Fans, die uns sehen wollen, daher hoffe ich, dass wir das hinbekommen.

Was waren eure Gründe von Metal Blade Records zu Massacre Records zu wechseln?
Unser Deal mit Metal Blade lief aus, daher mussten wir einen neuen Deal finden. Wenn es nach uns gegangen wäre, wären wir bei Metal Blade geblieben, weils sie wirklich ein fantastisches Label waren, die viel Arbeit für uns erledigt haben. Aber um die Zeit herum, als die Finanzkrise aufkam, mussten sie einige Bands kicken, und leider waren wir eine dieser Bands. Ich rede immer noch hin und wieder mit ihrem AOR Andreas und bleibe in Verbindung.
The Arcane Order Bandfoto2

Gibt es eine große Metalszene in Dänemark, wo ihr herkommt?
Ja, definitiv. Dänemark hatte schon immer eine starke Szene. Ich vermute, die bekanntesten Bands sind King Diamond/ Mercyful Fate, Artillery und natürlich Volbeat. Tatsächlich bin ich damals in meiner alten Band Autumn Leaves viel mit den Leuten von Volbeat herumgetourt, als sie noch Dominus hießen und bösen Death Metal gespielt haben. Einige der Oldtimer im dänischen Metal sind außerdem Invocator, Raunchy, Illdisposed, Hatesphere, Konkhra, Mnemic (zurzeit nicht aktiv) und Mercenary. Und dann haben wir noch VIELE neue Bands, die verschiedenste Arten von Metal spielen. Einige davon sind zum Beispiel The Interbeing, Crocell, LLNN, Redwood Hill, I’ll Be Damned, Sea, Serpents Lair, Diamond Drive, Aphyxion, Horned Almighty und, nunja… jede Menge andere. Dänemark hat also eine wirklich interessante Szene meiner Meinung nach.

Ich würde das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden: Ich werde dir ein paar Stichworte nennen und du erzählst uns einfach das erste, was dir dazu einfällt.
Hans Christian Andersen: Ein sehr bekannter Autor, der vermutlich eines der Dinge ist, für die Dänemark bekannt ist. Ein verblüffender Fakt über ihn ist, dass neuerdings geglaubt wird, dass er schwul war. Natürlich nicht, dass es von Bedeutung wäre.
Illuminati: Hin und wieder glaube ich, dass es tatsächlich sowas in der Art gibt.
Lars von Trier: Mochte seinen Stil nie – kein bisschen. Ein sehr kontroverser Regisseur, der, obwohl kontrovers, bei manchen Leuten sehr beliebt ist.
Schnee: Er ist wunderbar, wenn ich nirgendwo hinfahren muss.
Star Wars: Ich war nie ein großer Fan, obwohl ich natürlich die alten drei Filme mochte. Die drei neueren mochte ich dagegen nie wirklich. Ich habe den neuen noch nicht gesehen, aber ich will es noch tun, also werde ich das hoffentlich bald nachholen.

Danke für Deine Zeit. Irgendwelche letzten Worte an unsere Leser?
Vielen Dank für euren Support – wir wissen das sehr zu schätzen! Ich hoffe jeder wird uns mal anhören. Besucht uns entweder auf http://www.thearcaneorder.net oder http://www.facebook.com/thearcaneorder und hört euch ein paar Songs an oder kauft eines unserer Alben – ich bin sicher ihr werdet es nicht bereuen!

Publiziert am von Simon Bodesheim

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