Wenn dem gemeinen Raw-Black-Metaller nichts mehr einfällt, dann macht er eben ein Konzeptalbum. Das dachten sich wohl auch TITAAN, die mit „Kadingir“ ein knapp 70-minütiges Album vorgelegt haben. 70 Minuten Raw Black Metal? Kann sowas überhaupt funktionieren, ohne langweilig zu werden? Nun, gut möglich, dass das an sich geht. Das Ein-Mann-Projekt TITAAN allerdings hat das nicht geschafft.
Das liegt zum einen daran, dass die Musik schrecklich einfallslos ist und die wenigen Riffs (sofern man bei einigen davon überhaupt von „Riff“ sprechen kann, „Rauschen“ trifft es eher), die auf dem Album existieren, in unerträgliche Längen gezogen werden. Da werden selbst Stücke mit sechs Minuten Spielzeit zum quälenden Kampf gegen Müdigkeit und dahinschwindende Aufmerksamkeit. Zum anderen hat sich der Kopf hinter TITAAN wohl überlegt, dass es besonders clever wäre, nach JEDEM einzelnen Musikstück einen ganz feschen Ambient-Track einzubauen. Aber natürlich bekommt man auch mit ein paar Ambientunterbrechungen keine 70 Minuten voll. Macht aber nichts, auch hier hat das „mysteriöse Mastermind“ hinter TITAAN die optimale Lösung: „Das Ambient-Sample geht nur 5 Sekunden lang? Egal! Wenn ich es 30 Mal hintereinander abspiele, habe ich schon zweieinhalb Minuten!“. Grandios! Nur leider für den Hörer vollkommen unerträglich. Da helfen auch das sauberste Einspielen der Musik und das tollste, durchdachteste Konzept über mesopotamische Kultur und Götter nichts, wenn die Musik und der Noise-Quatsch dazwischen bis auf wenige Ausnahmen überflüssig und belanglos sind. TITAAN ist eine dieser Bands, die sich für innovativer halten, als sie es leider sind. „Gut gemeint“ ist eben, wie so oft im Leben, nicht das Gleiche wie „gut gemacht“. Das Ganze wäre jedoch noch halbwegs annehmbar – findet sich zwischen langweiligem Dauergeblaste und seltsam billigen Keyboardklängen immerhin der ein oder andere interessante, atmosphärische, an Bands wie Rotting Christ erinnernde Moment – wäre der Aufnahmesound keine Semikatastrophe. Dünne, verrauschte Gitarren und ein billig klingendes Schlagzeug verhindern jegliches Aufkommen von ernsthaftem Interesse an der Musik. Aber vielleicht muss das ja im Raw Black Metal auch anno 2016 noch so sein, einfach deshalb, weil es schon immer so war. Warum man das alles allerdings mühsam auf knapp 70 Minuten ausdehnen muss, bleibt auch nach dem Abklingen des finalen, zwölfminütigen (!) Grummel-Noise-Tracks unbeantwortet. Einen Mehrwert für das Album hat das jedenfalls nicht.
„Kadingir“ ist leider in großen Teilen musikalisch ambitionsloser Quark, der keine nennenswerte Bereicherung für die Musikwelt darstellt. Fans von norwegischem Hinterhof-Garagen-Black-Metal werden hier vielleicht noch auf ihre Kosten kommen, allen anderen sei aber davon abgeraten, 70 Minuten Lebenszeit an dieses überwiegend langweilige Machwerk zu verschwenden.
Wertung: 3 / 10