Review Agathodaimon – In Darkness

19 Jahre lang galten AGATHODAIMON unter vielen Black- und Dark-Metal-Fans als deutsche Ausnahmeband, die mit ihrem seit „Serpent’s Embrace“ vermehrt melodischen, symphonischen und teilweise elektronisch-experimentellen Black Metal dem deutschen Metalsektor stets kreative, außergewöhnliche Musik bescherte. 2014 verkündete die Band dann schließlich ihre Auflösung, nachdem sie ein Jahr zuvor mit „In Darkness“ ihr letztes Studioalbum veröffentlicht hatten.

Das letzte Album einer Band hat es in der Regel immer sehr schwer, was die öffentliche Wahrnehmung angeht, muss es sich doch nicht nur wie üblich gegen etablierte Klassiker und Lieblinge behaupten, sondern auch als letzte, große Tat einer Band besonders in Erinnerung bleiben. An dieser Aufgabe scheiterten schon unzählige Bands und hinterließen bei ihrem Abschied damit einen schalen Nachgeschmack. AGATHODAIMON ist dieses Kunststück jedoch gelungen. „In Darkness“ ist nicht nur in Sachen Songwriting, sondern auch hinsichtlich der Produktion und Kreativität ein Höhepunkt in der Karriere der Truppe und übertrifft damit vielleicht sogar das sehr geschätzte „Serpent’s Embrace“, das unter vielen Fans als das AGATHODAIMON-Album schlechthin gilt.
Gleich zu Beginn, nachdem ein ruhiges, melodisches Intro bereits den ersten Highlightsong „In Darkness (We Shall Be Reborn)“ eröffnet, feuern AGATHODAIMON eine groovig akzentuierte Blast-Beat-Attacke zu fett produzierten, atmosphärischen Gitarren ab, wie man sie aktuell am ehesten bei Bands wie Der Weg einer Freiheit zu hören bekommt, und legen damit den Grundstein zu einem deutlich härteren, aber dennoch moderner klingenden Black-Metal-Kurs, als ihn der Vorgänger „Phoenix“ mit seinen eher gemächlichen Dark-Metal-Songs verfolgte. Dabei fällt auf, dass den Keyboards, die sich auf diesem Album hauptsächlich klassisch auf Klavier und Streicher beschränken – also wieder weg von Industrial-Ausflügen – auf dem Album mehr Platz als je zuvor eingeräumt wurde, was einigen festgefahrenen Fans sicherlich sauer aufstoßen dürfte, dem Album in seiner Atmosphäre aber sehr gut tut, denn an Härte büßen die Songs dadurch dennoch nicht ein.
Abgesehen vom dimmu-borgiresken „Dusk Of An Infinite Shade“ und der melancholisch bitteren Black-Metal-Hymne „Adio“, welche auch in Sachen Gesangsperformance, die auf dem Album ohnehin absolut zum Niederknien ist, einen emotionalen Höhepunkt darstellt, bilden aber auch auf „In Darkness“ eher langsamere, doomigere Songs den Hauptteil. Positiv stechen dabei vor allem das stampfende „I’ve Risen“ sowie „Höllenfahrt der Selbsterkenntnis“, der einzige Song des Albums mit deutschem Songtext, hervor. Allgemein sind auch dieses Mal die Lyrics nett, aber in ihrem intellektuellen Streben oft doch arg bemüht und etwas unbeholfen (was besonders bei „Favourite Sin“ ein wenig aufstößt). Aber sei es drum. Mit „Somewhere, Somewhen“, „Favourite Sin“ und „Oceans of Black“ befinden sich dann noch drei schöne, melodische, wenn auch gerade im Falle von „Oceans of Black“ etwas zu unspektakulär aufgebaute Songs auf dem Album. Es sei außerdem jedem geraten zur Special Edition mit dem Bonus Track zu greifen. Dieser ist eine meisterliche akustische Version des ohnehin schon großartigen Songs „Adio“, die diesen sogar nochmal um ein gutes Stück übertrifft.

AGATHODAIMON ist mit „In Darkness“ ein letztes großes, emotionales und bombastisches Werk geglückt, das noch einmal auf hohem Niveau ihre Stärken als Band auf einen Punkt bringt und ihrer Bandkarriere einen würdigen Abschluss verleiht. Schade ist es natürlich dennoch, gerade nach so einem Album möchte man ja dann eigentlich doch mehr, aber es heißt ja, man solle immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert